Und plötzlich bei Olympia: Tschechische Curling-Spieler waren vor kurzem noch Freizeitsportler
Tschechien präsentiert sich bei den Olympischen Winterspielen in Peking zum ersten Mal überhaupt auch beim Curling. Diese Premiere absolviert das Ehepaar Paul. Dabei waren beide bis vor kurzem noch reine Amateurspieler.
Gemeinsam mit dem Ehepartner auf dem Weg zu einem historischen Ereignis – das erleben am Mittwoch Zuzana und Tomáš Paul. In Peking bestreiten sie den allerersten olympischen Curling-Wettkampf für Tschechien. Von Aufregung ist allerdings nichts zu merken bei den letzten Vorbereitungen in einer Sporthalle im Norden der Stadt. Es wird gescherzt, und jeder widmet sich noch der Orientierung vor Ort.
„Es ist besser für uns, wenn wir vor dem Wettkampf nicht groß miteinander reden, sonst bringen wir uns noch gegenseitig durcheinander. Jeder befindet sich in seiner kleinen Blase. Zu Spielbeginn treffen wir uns dann, klatschen ab und legen los.“
So beschreibt Tomáš Paul die Verfasstheit der Olympianeulinge ein paar Stunden bevor es ernst wird. Während der Partie ginge es allein um das Spiel, sagt Ehefrau Zuzana, Persönliches habe da keinen Platz. Beide würden auch nicht versuchen, sich gegenseitig künstlich zu beruhigen:
„Vor allem bei den wichtigen Ends geht es darum, einen Routinemodus einzunehmen. Beim Training ist man ja auch angespannt. Also versuchen wir, eine Trainingssituation zu simulieren. Wenn ich die letzten und wichtigsten Steine platziere, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, gibt es darum auch keine ungewohnten Aufmunterungen von Toms Seite.“
Dabei stand für die Pauls bis vor kurzem noch der Spaß an erster Stelle. Curling haben sie nämlich lange nur zur Entspannung nach der Arbeit gespielt. Als Tschechien sich den Platz für ein gemischtes Doppel in der Disziplin bei den diesjährigen Winterspielen erkämpft hat, haben beide Ehepartner rückwirkend eine Stelle beim Armeesportzentrum Dukla angenommen. Erst seit zwei Monaten sind sie somit professionelle Sportler.
Ob sie ihr Spiel seitdem verbessern konnten, vermag Zuzana nicht zu sagen. Der Wechsel zum Vollzeittraining habe aber zumindest für eine andere innere Haltung zum Sport gesorgt:
„Mich hat es mental weitergebracht. Es befreit den Kopf, wenn man sich auf eine Sache voll konzentrieren kann. Da ich nicht mehr zur Hälfte an die Arbeit denken muss, sind alle anderen Stressfaktoren weggefallen. Und auf einmal kommt mir das Curling einfacher vor. Es funktioniert fast von allein.“
Sie habe also ein gutes Gefühl bei der Sache, fügt die 29-Jährige in ihrer fröhlichen Art hinzu.
Beim Wettkampfauftakt am Mittwochabend (Ortszeit) setzen Zuzana und Tomáš Paul dann ein ernsteres Gesicht auf. Konzentration ist gefragt beim Spiel gegen die Norweger, die bei der olympischen Premiere der Disziplin vor vier Jahren in Pyeongchang Bronze holten. Für die Curling-Wettbewerbe der Männer und der Frauen, die nach der offiziellen Olympiaeröffnung stattfinden, hat sich Tschechien hingegen nicht qualifiziert. Immerhin präsentiert sich das Land in Peking aber nun in allen Sportarten und mit dem zahlenmäßig stärksten Team in seiner Geschichte.