Prager Dominante im Jugendstil: 130 Jahre Industriepalast
Der Stahl-Glas-Bau auf dem Prager Messegelände wurde am 15. März 1891 anlässlich der Landes-Jubiläumsausstellung eröffnet.
Der Industriepalast ist ein Werk des Architekten Bedřich Münzberger. Es handelt sich um eine großflächig verglaste Stahlkonstruktion, deren höchster Punkt 51 Meter über dem Boden liegt. Die Aussichtsplattform auf dem Uhrenturm wurde schon dem Publikum der Jubiläumsausstellung zugänglich gemacht. Von dort aus ist zum Beispiel das Schloss Troja auf dem gegenüberliegenden Moldauufer zu sehen.
1952 bis 1954 wurde das Gebäude unter Leitung von Pavel Smetana restauriert. Bis dahin war die Fassade von einem majestätischen Portal mit Skulpturen böhmischer Persönlichkeiten geprägt. Die Skulpturen wurden entfernt, erhalten sind sie nur am Portal an der Rückseite des Palais. Nach der Machtübernahme der Kommunisten war der Bau in „Tagungspalast“ (Sjezdový palác) umbenannt wurden, und das Messegelände trug als Kultur- und Freizeitpark den Namen des Journalisten Julius Fučík. Die Wenzelskrone auf der Turmspitze wurde durch einen roten Stern ersetzt. Obwohl im Palast weiterhin Messen und Kulturveranstaltungen stattfanden, richtete sich die meiste Aufmerksamkeit bis 1981 immer auf die sorgsam vorbereiteten Parteitage der Kommunisten.
Bei einem Großfeuer am 16. Oktober 2008 wurde der gesamte linke Flügel des Gebäudes zerstört. Die Brandursache war ein eingeschalteter Elektrokocher an einem der Ausstellerstände. Der Schaden betrug mehr als eine Milliarde Kronen (damals 40 Millionen Euro). Nach dem Unglück stellte das Prager Rathaus fest, dass ihm die Baupläne des Industriepalastes fehlten. Die Pläne wurden später aber von einer nicht genannten Person zurückgegeben. Der Wiederaufbau des abgebrannten Flügels wurde 2019 genehmigt und dauert bis heute an.