Großes Pfadfinderlager auf Messegelände: In Prag findet mitteleuropäisches Jamboree statt
Ein Teil des Prager Stromovka-Parks und des anliegenden Messegeländes hat sich in diesen Tagen in ein großes Zeltlager verwandelt. Nach 25 Jahren findet in der tschechischen Hauptstadt erstmals wieder das mitteleuropäische Jamboree statt. Dieses internationale Pfadfindertreffen ist am Dienstagabend eröffnet worden.
Rund 1000 junge Menschen im Alter von 14 bis 17 Jahren kamen zur feierlichen Eröffnung am Křižík-Springbrunnen. Als die Fahnenträger der teilnehmenden Länder auf dem Podium erschienen, antworteten die Pfadfinder auf die Grüße mit stürmischem Beifall.
Auch rund 50 junge Menschen aus der Ukraine sind beim Jamboree in Prag. An dem Treffen nehmen Jugendliche vorwiegend aus Europa teil, darunter mehr als 400 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Tschechien.
Er habe nie ein solches internationales Treffen erlebt und wolle es nun ausprobieren, erzählte einer der tschechischen Jugendlichen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Sie wolle Pfadfinder aus anderen Ländern kennenlernen, um mit ihnen beispielsweise Briefe austauschen zu können, merkte eine tschechische Jamboree-Teilnehmerin an.
Auf dem Messegelände ist binnen weniger Tage eine kleine Pfadfinder-Zeltstadt entstanden, mit Cafés, einem Teehaus und einem Pfadfindermuseum. Barbora Trojak ist Sprecherin der tschechischen Pfadfinderorganisation. Sie macht auf eine Fotografie aufmerksam:
„Wir stehen hier auf einem der Wege, der auf einer Fotografie von 1931 zu sehen ist. Das Bild drum herum überall Zelte – genauso, wie es heute ist.“
Ende Juni 1931 kamen mehr als 15.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus ganz Europa nach Prag. Damals gab es einen festlichen Umzug auf die Prager Burg, wo der tschechoslowakische Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk eine Rede zu den jungen Menschen hielt. Zu den Teilnehmerinnen des Umzugs gehörte auch die damals elfjährige Vlasta Macková. Für das Zeitzeugenprojekt Paměť národa (Nationales Gedächtnis) hat sie vor einiger Zeit ihre damaligen Erlebnisse geschildert:
„Die Burgwache sagte den Jungen, dass sie während der Rede des Präsidenten schreien können, aber nicht ihre Hüte in die Höhe werfen sollen. Als der Präsident kam, haben sie diese dennoch alle in die Höhe geworfen.“
Jamboree-Mitorganisatorin Barbora Trojak erläutert, wie sich die Bezeichnung des Treffens gewandelt hat:
„Damals wurde es Lager slawischer Pfadfinder genannt. Wir bezeichnen es aber schon lange als mitteleuropäisches Jamboree, auch wenn hier nicht nur Mitteleuropäer sind, sondern Teilnehmer aus 23 Ländern, die das Treffen sehr bunt machen.“
Die Veranstalter haben ein Jahr lang am Programm gearbeitet. Für die Teilnehmer seien beispielsweise zwei große Spiele direkt im Stromovka-Park vorbereitet worden, erläutert Jan Heřman, ein weiterer Veranstalter:
„Ein großes Spiel haben wir für das Wochenende geplant. Wir nennen es ,Kooperationsspiel‘. Dieses zielt darauf, dass die Teilnehmer miteinander zusammenarbeiten müssen, um das Spielsystem zu knacken.“
Die Idee des Pfadfinder-Treffens sei es, neue Kontakte und Freunde zu finden, betont Barbora Trojak.
„Man kann hier Aktivitäten ausprobieren, die man noch nicht kennt. Die Teilnehmer haben also die Möglichkeit, ihren Pfadfindergruppen zu Hause etwas Neues mitzubringen. Es geht auch um das Erlebnis an sich. Für viele ist es das erste Treffen mit der großen internationalen Pfadfindergemeinschaft.“
Auf dem zehntägigen Programm steht auch ein Umzug durch Prag. Dieser führt vom Messegelände in den Letná-Park. Die Teilnehmenden werden dabei in ihren Trachten erscheinen sowie mit den Flaggen ihrer Länder und Transparenten, auf denen die Städte stehen, aus denen sie stammen.