Den Krieg erklären: Tschechischer Rundfunk gibt Pressekonferenz für Kinder zur Lage in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine wird von Erwachsenen geführt, zerstört aber nicht zuletzt das Leben einer großen Zahl von Kindern. Und auch die jungen Einwohner der Länder, die Geflüchtete aufnehmen, wollen verstehen, was gerade passiert und warum. Darum fand am Mittwoch in Prag eine Pressekonferenz für Kinder zum Thema Ukraine statt. Organisiert wurde sie vom Tschechischen Rundfunk und der Pfandfinderorganisation Junak.
"Warum entstehen Kriege? Und kann man ihnen vorbeugen?"
"Warum wollte Russland überhaupt die Ukraine angreifen?"
Diese Fragen zweier Mädchen, etwa acht und zehn Jahre alt, waren nur einige von vielen, die am Mittwochnachmittag geklärt werden wollten. Etwa 20 Mitglieder des Kinderrundfunkensembles Disman sowie der Pfandfinderorganisation Junak waren in die Galerie des Rundfunkgebäudes gekommen. Rede und Antwort standen ihnen zum Beispiel der Psychologe Štěpán Vymětal vom tschechischen Innenministerium. Er machte darauf aufmerksam, dass Russland als Aggressor lange nicht alle Menschen umfasst, die in dem Land leben. Und Petra Wünschová, Leiterin der Kinderhilfsorganisation Centrum Locika, ergänzte:
„Eine Aggression, bei der jemandem wehgetan oder etwas durch Gewalt erzwungen wird, ist niemals in Ordnung. Es besteht auch ein großer Unterschied darin, ob man sich wehrt oder ob man jemanden angreift. Die Frage, warum Kriege entstehen, ist sehr gut gestellt. Darüber wurden schon eine Menge dicker Bücher geschrieben. Aber immer noch haben wir keine Antwort auf sie.“
Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz wurde erklärt, dass auch Kriege Regeln unterliegen oder was ein Zivilist ist. Richard Smejkal, Leiter des zentralen Krisenteams beim tschechischen Roten Kreuz, berichtete auf Nachfrage, wie seine Organisation im Kriegsgebiet arbeitet:
„Unsere Kollegen und Freunde in Kiew, mit denen ich jeden Tag telefoniere, sind in den Stadtteilen unterwegs, in denen gekämpft wird. Sie tragen weiße Helme, auf denen ein rotes Kreuz abgebildet ist, damit niemand auf sie schießt.“
Über die Spendeninitiative von Junak in Prag berichtete anschließend die ukrainischstämmige Pfadfinderin Natálie Dubanevičová. Auf dem Podium saß außerdem Jakub Lucký von der Auslandsredaktion des Tschechischen Rundfunks. Von ihm stammte die eigentliche Idee zur Veranstaltung:
„Als Journalist bin ich auf Skandinavien spezialisiert. Daher weiß ich, dass die Regierungen in Schweden und Finnland öfter solche Pressekonferenzen organisieren. Als der Krieg in der Ukraine begann, dachte ich, wir sollten auch den Kindern erklären, was gerade passiert.“
Die vermutlich erste Pressekonferenz dieser Art in Tschechien traf offenbar einen Nerv. Die anwesenden Kinder hatten ihre Fragen gut vorbereitet, und das Video zählte am Donnerstagmittag schon etwa 1600 Views. Laut Lucký soll dieses Format fortgesetzt werden:
„Meiner Meinung nach sind solche Pressekonferenzen sinnvoll zu jedem wichtigen Thema, das Erwachsene wie auch Kinder betrifft. Auf diesem Wege können Kindern ebenso Wissenschaft oder Kunst nähergebracht werden.“
Das junge Publikum äußerte sich nach dem Treffen zufrieden. Eine Stunde Zeit kam so manchem Teilnehmer sogar zu wenig vor, weil es noch viele nicht beantwortete Fragen gebe. Und auch dieser Junge kommt beim nächsten Mal gern wieder:
"Die Pressekonferenz hat mir sehr gefallen. So etwas könnte ruhig wiederholt werden, dann aber doch lieber zu einem anderen Thema."