"Welt der Bücher"öffnet ihre Tore

Prager Messegelände
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Diese Woche, genau am Donnerstag, dem 4. Mai, wird das Prager Messegelände für eine mittlerweile renommierte Veranstaltung seine Tore öffnen. An diesem Tag beginnt im historischen Industriepalais die 12. internationale Buchmesse. Jitka Mladkova hat schon vorab einen Blick geworfen in die "Welt der Bücher" - so lautet nämlich der offizielle Titel der Buchmesse in Prag.

Prager Messegelände
Die Prager Buchmesse "Welt der Bücher" gehört sicher nicht zu den größten in der Welt, in Mitteleuropa aber schon. Diesmal werden sich Verlage aus 32 Ländern vorstellen. Wie bereits im Vorjahr wurde auch diesmal ein Schwerpunktland gewählt, dessen Literatur sich nicht mit dem Attribut "groß" rühmen kann, nämlich Lettland. Diesem Aspekt der Buchmesse misst Jaroslav Cisar, Sekretär des Verbandes tschechischer Buchhändler und Verleger, große Bedeutung zu. Warum? "Im Jahr 2005, als Slowenien das Schwerpunktland der Prager Buchmesse war, wurden in Tschechien insgesamt zehn Buchtitel der slowenischen Literatur übersetzt. Im Vergleich zu den vorausgegangenen Jahren kam es damit zu einem Anstieg um das Fünffache, denn bis dahin erschienen bei uns im Schnitt nur etwa zwei drei Übersetzungen pro Jahr."

Cisar ist deswegen neugierig, ob analog dazu auch nach der diesjährigen Buchmesse derselbe Effekt für die Übersetzungen aus der lettischen Literatur eintreten wird. Genaue Zahlen habe man noch nicht zur Verfügung. Neben dem Schwerpunktland hat die Prager Buchmesse auch ein Schwerpunktthema: die Literatur des Nordens. Außer zahlreichen Buchtiteln, Theaterstücken und durch skandinavische Literatur inspirierten Filmstreifen, die im Rahmen dieses Buchfestes vorgestellt werden, kommen auch mehrere Schriftsteller aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden nach Prag, um aus ihren Büchern zu lesen und mit tschechischen Buchfans zu diskutieren. Erwartet werden aber auch Literaten aus Deutschland. Eva Balova vom Goethe-Institut Prag informiert:

"Wir bereiten regelmäßig schon seit Jahren ein Messeprogramm vor, denn die Prager Buchmesse ist ein bedeutender Standort hier in Tschechien, um Literatur zu präsentieren. Jedes Jahr bringen wir deutsche Autoren zur Buchmesse und diesmal sind es Wolfgang Büscher und Feridon Zaimoglu, die nach Prag kommen."

Man spricht von der "Qual der Wahl" - warum ist also die Wahl auf diese Autoren gefallen?

"Wir haben versucht, zwei unterschiedliche Autoren zu bringen, damit die meisten Messebesucher mit ihnen und ihren Büchern etwas Spannendes erleben. Wolfgang Büscher ist ein Schriftsteller, der bereits viel Erfolg in Deutschland gefeiert hat, und zwar mit seinem Reportagenbuch ´Berlin-Moskau´. Auch sein neuestes Buch ist sehr interessant, weil es wieder um Reisereportagen geht. Büscher wanderte entlang der Grenze zu Tschechien, Frankreich und Österreich, schreibt aber gar nicht über Geschichte, Politik oder Kultur. Es geht nur um Menschen und Begegnungen mit Menschen."

Feridon Zaimoglu wird in Prag aus seinem neuesten Roman "Leila" lesen, in dem er sich mit dem Schicksal einer jungen Frau in der Türkei der 50er Jahre von deren Kindheit an beschäftigt.

Einer der führenden Vertreter der jungen tschechischen Literatur ist Jaroslav Rudis -Journalist und Autor mehrer Buchtitel, darunter der Romans "Der Himmel unter Berlin" oder der originelle Comic "Alois Nebel". Ihm haben wir eine kurze Einschätzung der Prager Buchmesse allgemein entlockt:

"Ich bin sehr froh, dass es so etwas bei uns gibt. Mit den Buchmessen in Frankfurt oder Leipzig ist die in Prag natürlich nicht zu vergleichen. Für Prag ist sie aber sehr wichtig. Meiner Meinung nach wird diese Buchmesse mit jedem Jahr auch immer besser und lebendiger. Den Veranstaltern gelingt es jedes Mal sehr viel Literatur nicht nur auf dem Messegelände zu konzentrieren, sondern sehr viel davon auch in die Stadt zu bringen. Für uns tschechische Schriftsteller ist es DIE Messe."