Prager Erzbischof Duka: Jahre in Fabrik und Gefängnis waren für mich wie Universität
Am Samstag wurde der neu ernannte Prager Erzbischof Dominik Duka im Prager Veitsdom in sein Amt offiziell eingeführt. Duka trat 1968 dem in der Tschechoslowakei verbotenen Dominikanerorden geheim bei. 15 Jahre lang durfte er nicht als Priester arbeiten. Anfang der 80er Jahre saß er im Gefängnis, wo er unter anderem dem späteren Staatspräsident Václav Havel begegnete. Am Samstag ist Duka, der zuvor Bischof von Hradec Králové / Königgrätz war, zum Erzbischof von Prag geworden. Im Amt löste Duka Kardinal Miloslav Vlk ab.
Herr Erzbischof, Sie haben einige Mal die Notwendigkeit erwähnt, dass die Kirche offener sein soll. Wie haben Sie es gemeint?
„Meiner Meinung nach geht es in der Kirche um ein Leben mit den anderen und für die anderen. Solange die Kirche wirkt, betete sie für die anderen, ist aber kaum imstande, mit den anderen zu reden. Ich habe während meiner Arbeit in Ostböhmen die Erfahrung gemacht, dass die Priester imstande sind, mehr zu hören als selbst zu reden. In diesem Sinne habe ich die Offenheit der Kirche erwähnt.“
Ihr Vorgänger im Amt des Prager Erzbischofs, Kardinal Miloslav Vlk, musste während des Kommunismus als Fensterputzer arbeiten. Sie mussten lange auf die Möglichkeit warten, Theologie zu studieren, später mussten Sie 15 Jahre lang in einer Fabrik arbeiten. In den achtziger Jahren wurden Sie wegen Ihrer Tätigkeit in der Untergrundkirche ins Gefängnis geschickt. In wie weit waren diese Erfahrungen für Ihre spätere Tätigkeit in der Kirche wichtig?„Ich meine, dass es wirklich wie eine Universität war, um zu lernen, wie man mit anderen reden und überhaupt leben kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch nicht gläubige Menschen oder Menschen anderen Glaubens imstande waren meine Freunde zu sein, und sie haben mir viel geholfen. In diesem Sinne verliehen mir die Fabrik und das Gefängnis mehr Vertrauen, um mit anderen Menschen zu leben und zusammenzuarbeiten.“Sie haben sich im Veitsdom abschließend auch bei unseren Landsleuten in Deutschland bedankt. Dabei erwähnten Sie unter anderem die Ackermanngemeinde oder Renovabis.
„In der Kathedrale waren auch unsere Landsleute deutscher Sprache, das habe ich bemerkt. Ich habe in der Predigt auch gesagt, dass unsere Kultur und Geschichte ein Resultat des Zusammenlebens von drei Nationen ist – von Tschechen, Deutschen und Juden.“Die ganze Zeremonie der Amtseinführung war leider von einem tragischen Ereignis überschattet – dem Tod des polnischen Staatspräsidenten, seiner Frau und der ganzen polnischen Delegation bei Smolensk. Sie haben den polnischen Staatspräsidenten gekannt und haben gute Beziehungen zu Polen.
„Ja, das war ein tragischer Schatten. Wir müssen in unserem Leben auch während der frohen Augenblicke an diejenigen denken, die in der Not sind oder die Trauer erleben. In diesem Sinne habe ich während der Messe gebetet und ich will für den verstorbenen Herrn Präsident, seine Frau und die ganze polnische Delegation eine Totenmesse lesen.“