Prager Flughafen Ruzyne soll zur Ost-Drehscheibe erweitert werden

Der Prager Flughafen Ruzyne ist gefragt wie nie. Im Zeitraum von Januar bis September dieses Jahres wurden auf ihm mehr als 4,8 Millionen Reisende abgefertigt, was einer Steigerung von 14,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Selbst nach den Terroranschlägen vom 11. September in den USA verzeichnete er keinen Einbruch, sondern immer noch eine Steigerung von 11,3 Prozent gegenüber dem September 2000. Und wie es aussieht, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, soll doch der Prager Flughafen zu einer mitteleuropäischen Drehscheibe für den Flugverkehr vor allem in die Länder des Ostens ausgebaut werden. Mehr dazu von Lothar Martin.

Im vergangenen Jahr 2000 wurde auf dem Prager Flughafen Ruzyne die Rekordzahl von über 5,5 Millionen Passagieren abgefertigt. Da man in diesem Jahr nach neun Monaten bereits besagte 4,8 Millionen Reisende erreicht hat, geht die Tschechische Flughafenverwaltung (CeSL), der staatliche Eigner aller vier tschechischen Flugplätze für die zivile Luftfahrt, davon aus, dass das Vorjahresergebnis noch getoppt werden dürfte. "Mit einem größeren Rückgang an Reisenden muss - nach den Attentaten vom 11. September - im vierten Quartal ganz sicher gerechnet werden, dennoch gehen wir davon aus, dass wir am Jahresende einen Zuwachs von zehn Prozent verbuchen werden," erklärte dazu die Sprecherin der Flughafenverwaltung Vlasta Pallová.

Wesentlichster Grund für diesen Boom ist fraglos die Eingliederung der tschechischen Fluggesellschaft Ceské aerolinie (CSA) in die internationale Flugallianz Sky Team, dank der auch der zentrale tschechische Flughafen in Prag-Ruzyne an Bedeutung gewinnt. Das bestätigte auch CeSL-Generaldirektor Milos Stastný, der sich in der Tagespresse dahingehend äußerte, dass aus Prag-Ruzyne eine mitteleuropäische Drehscheibe des internationalen Flugverkehrs entstehen werde und dass man für den daraus resultierenden rapiden Anstieg des Flugbetriebs die entsprechenden Bedingungen schaffen müsse.

Die vorderrangigste Aufgabe ist es, den jüngst erst um ein Terminal aufgestockten Flughafen um weitere Kapazitäten zu vergrößern. Dazu möchte man einen ausländischen Investor mit einem Investitionsvolumen von mindestens zehn Milliarden Kronen gewinnen, der dann als 49-prozentiger Teilhaber des Flughafens an dessen Aufschwung partizipieren soll. Der tschechische Staat will dafür die Voraussetzungen schaffen, indem er den Standort Prag aus der bisherigen Flughafenverwaltung herauslöst und in eine Aktiengesellschaft transformiert. In dieser AG will sich der tschechische Staat jedoch die 51-prozentige Aktienmehrheit sichern.

Noch sei es aber zu früh, von einem Zufluss von Privatkapital in den Prager Flughafen zu sprechen, erklärte die Sprecherin des tschechischen Verkehrsministeriums Ludmila Roubcová gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, da man bisher erst den Entwurf zur Transformation der Flughafenverwaltung in eine Aktiengesellschaft ausgearbeitet habe. Dennoch: bei erwarteten Verkehrszahlen von 8,7 Millionen nach und über Prag reisenden Fluggästen im Jahr 2005 und über 11 Millionen im Jahr 2010 werden sich Staat und Flughafenverwaltung sputen müssen, um der wachsenden Bedeutung des Prager Flughafens durch die rechtzeitige Errichtung entsprechender Kapazitäten gerecht werden zu können. Denn die Chance, Prag der Welt wieder ein Stück näher zu bringen, ist einmalig groß.