Prager Frühling: In der Tradition von Kubelík, Firkušný und Bernstein
In diesen Tagen findet in Prag das Internationale Musikfestival „Prager Frühling“ statt. In den folgenden Minuten erinnern wir an die Geschichte der Musikfestspiele.
Der erste Jahrgang der Musikfestspiele wurde 1946 veranstaltet. Initiiert wurde sie vom international anerkannten Dirigenten Rafael Kubelík. Als Dirigent nahm damals sogar Leonard Bernstein am Festival teil. Und für den namhaften Pianisten Rudolf Firkušný war sein damaliges Konzert sein letzter Auftritt in der Tschechoslowakei für die kommenden 44 Jahre. Kubelík sowie Firkušný gingen ins Exil, nachdem 1948 die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei übernahmen.
Einen Wendepunkt in der Festivalgeschichte stellt das Jahr 1990 dar, als der Prager Frühling zum ersten Mal wieder in einem freien Land stattfand. Rafael Kubelík, Rudolf Firkušný und Leonard Bernstein hielten ihr Versprechen, zu dem Festival zurückzukehren, sobald die Tschechoslowakei wieder ein demokratisches Land ist. Bei der 45. Auflage der Musikfestspiele trafen somit drei Musiker zusammen, die mit den ersten Jahrgängen des Prager Frühlings verknüpft waren. Damals noch am Anfang ihrer Karrieren, kehrten sie über 40 Jahre später als weltberühmte Musiker nach Prag zurück. Kubelík leitete die Tschechische Philharmonie beim Eröffnungskonzert, bei dem aus Tradition Smetanas Zyklus sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland“ erklang. Unter Bernsteins Leitung spielten die Tschechischen Philharmoniker beim Abschlusskonzert Beethovens 9. Sinfonie. Rudolf Firkušný trat auch mit den Tschechischen Philharmonikern auf, die von Jiří Bělohlávek geleitet wurden. Der Pianist spielte das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 von Bohuslav Martinů.
Seit seiner Entstehung präsentiert sich das Festival mit einem Logo in der Form des Buchstaben „f“. Das Logo stammt vom renommierten tschechischen Maler, Illustrator und Typograf František Muzika (1900-1974). Das Logo ist mittlerweile so bekannt, dass es 2005 zu den 100 tschechischen Kult-Designs des 20. Jahrhunderts gezählt wurde. Und in unveränderter Form wird das Logo bis heute benutzt.
Seit 2013 wird vom Prager Frühling jedes Jahr in der ersten Hälfte der Konzertsaison das Rudolf-Firkušný-Klavierfestival veranstaltet. Im anstehenden Herbst wird es am 5. November von einem der besten Klaviervirtuosen der Gegenwart, dem norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes, eröffnet.
Auf dem Programm des Prager Frühlings stehen in diesem Jahr insgesamt 40 Konzerte. Eines davon findet nicht in Prag statt, sondern im mittelböhmischen Křečovice, dem Geburtsort des Komponisten Josef Suk (1874-1935). Suk war Schwiegersohn von Antonín Dvořák. Seine Frau Otilie war eine begabte Pianistin und Komponistin. In der St. Lukaskirche in Křečovice erklingen am 29. Mai, dem Todestag von Josef Suk, sowohl seine Kompositionen als auch weitere von Antonín Dvořák. Aus Suks Werk ist es die Serenade Es-Dur für Streichorchester.
Das internationale Musikfestival Prager Frühling läuft noch bis 3. Juni in der tschechischen Hauptstadt. Zum Abschluss der Festspiele treten die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Andris Nelsons auf.