Prager Nationaltheater in der neuen Spielzeit: Neun Opernpremieren und zwei neue Ballettvorstellungen

Kronleuchter im Nationaltheater

Das Prager Nationaltheater hat vorige Woche seine Pläne für die nächste Spielzeit vorgestellt.

Per Boye Hansen | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Das „Jahr der tschechischen Musik“ und der 200. Geburtstag von Bedřich Smetana werden das Programm in der zweiten Hälfte der nächsten Saison mitbestimmen. Dies sagte Per Boye Hansen, als er die Pläne für die kommende Spielzeit vorstellte. Er ist künstlerischer Leiter der Oper des Prager Nationaltheaters und der Staatsoper.

„Das Jahr 2024 wird mit einer feierlichen Vorstellung von Smetanas Oper ,Libuše‘ eröffnet. Anschließend wird es eine Wiederaufnahme von Smetanas ,Dalibor‘ geben. Für den Geburtstag des Komponisten, den 2. März, planen wird ein Galakonzert mit einigen führenden tschechischen Dirigenten.“

In der kommenden Saison werde die Oper neun Neuninszenierungen aufführen, merkte Per Boye Hansen an:

„Wir beginnen mit Donizettis ,Liebestrank‘. Die Oper werden die britische Regisseurin Julia Burbach und der musikalische Leiter der Staatsoper, Dirigent Andriy Yurkevych, einstudieren. Tenor Petr Nekoranec wird als Nemorino debütieren. Im Nationaltheater erlebt außerdem die Oper ,Don Buoso‘ vom tschechischen Gegenwartskomponisten Jan Kučera ihre Weltpremiere. Das Libretto schrieb der Regisseur David Radok. Das Werk wird gemeinsam mit Puccinis ,Gianni Schicchi‘ aufgeführt. Denn die neue Oper erzählt die Vorgeschichte von ,Gianni Schicchi‘.“

„Im Nationaltheater erlebt außerdem die Oper ,Don Buoso‘ vom tschechischen Gegenwartskomponisten Jan Kučera ihre Weltpremiere. Das Libretto schrieb der Regisseur David Radok. Das Werk wird gemeinsam mit Puccinis ,Gianni Schicchi‘ aufgeführt.“

In der Staatsoper wird im November eine Neuproduktion von „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch Premiere haben. Musikalisch ist für das Stück der deutsche Dirigent Herrmann Bäumer verantwortlich. Das Nationaltheater dachte bei der Zusammenstellung des Programms auch an die Kinder. Boye Hansen dazu:

„Wir haben den Chef der Laterna magika, Radim Vizváry, eingeladen, der Paul Hindemiths Märchenoper ,Tuttifäntchen‘ inszenieren wird. Dabei dürfen auf der Bühne des Ständetheaters neben Musik und Gesang auch Tanz, Pantomime und Marionetten nicht fehlen. Das alles wird ganz besonders zur Weihnachtsatmosphäre beitragen.“

Nach der erfolgreichen Produktion des ‚Rosenkavaliers‘ werde nächstes Jahr auch ,Ariadna auf Naxos‘ von Richard Strauss aufgeführt, erzählt der Opernchef. Die Unterstützung für ihre ukrainischen Kollegen will das Opernensemble am 21. Oktober 2023 mit einem Solidaritätskonzert zum Ausdruck bringen.

„Unser Musikdirektor Andriy Yurkevych wird das Konzert dirigieren. Wir laden Künstler aus einigen ukrainischen Operntheatern ein, die in Prag singen werden.“


Filip Barankiewicz  (links) | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die Pläne des Balletts verriet der Leiter des Ensembles, Filip Barankiewicz, im folgenden Interview für Radio Prag International.

Herr Barankiewicz, welche Ballettpremieren sind für die nächste Spielzeit geplant?

„Ursprünglich haben wir mit drei Premieren gerechnet. Da unser Ensemble jedoch mehrere Einladungen zu Tournees bekam, haben wir eine der geplanten Premieren gestrichen. Wir treten dreimal im Ausland auf. In Turin zeigen wir unser ,Dornröschen‘ in der Choreographie von Márcia Haydée. In Oman gastieren wir mit ,La Fille mal gardée‘. In der Opéra Royal de Wallonie in Liège in Belgien steht ,Romeo und Julia‘ auf dem Programm. Das ist der Grund, warum wir nur zwei Premieren und ein Sonderprojekt planen. Die erste Premiere, die wir vorbereiten, ist ein Ballettabend im Nationaltheater. Dieser besteht aus drei verschiedenen Stücken moderner Choreographen. Einer von ihnen ist Krzystof Pasztor mit ,Moving Rooms‘. Es folgen ,Frank Bridge Variations‘ von Hans van Manen. Und das dritte Stück von Marco Goecke heißt ,Fly Paper Bird‘. Das zweite Projekt ist ein ‚Hologramm‘-Projekt in der Staatsoper. Es wird gleichzeitig im Theater in Baden-Baden und in Prag aufgeführt. Das ist etwas ganz Neues, niemand hat so etwas bisher ausprobiert.“

Gibt es auch in der aktuellen Spielzeit noch eine neue Ballettvorstellung?

„Ja, schon. Der dänische Choreograph Johan Kobborg studiert mit dem Ensemble das Ballett ,La Sylphide‘ ein. Er geht dabei von Auguste Bournonvilles Choreographie aus. Die Gelegenheit, dass Kobborg mit den Prager Tänzern zusammenarbeiten kann, finde ich faszinierend und wichtig.“

Das Ballettensemble trat in letzter Zeit mehrmals im Ausland auf. Wie waren die Reaktionen des Publikums?

„Das war ein unglaublich großer Erfolg, das Publikum ist wirklich ausgerastet. So etwas Euphorisches habe ich selten gesehen, und dabei bei einem solch traurigen Stück.“

„In Cagliari war ,Romeo und Julia‘ super gut besucht, und wir hatten damit großen Erfolg. Wir haben als einziges Ensemble neben dem Stuttgarter Ballett die Lizenz bekommen, mit John Crankos Choreographie im Ausland zu gastieren. Zudem waren wir in Bonn mit Mauro Bigonzettis Choreographie ,Franz Kafkas Prozess‘. Das war ein unglaublich großer Erfolg, das Publikum ist wirklich ausgerastet. So etwas Euphorisches habe ich selten gesehen, und dabei bei einem solch traurigen Stück. Vor kurzem haben wir mit einem Gala-Abend in Italien gastiert, und auch dieser wurde sehr gut aufgenommen, die Leute sind wirklich ausgeflippt. Den Tänzern bringt das einen extra Schub Motivation. Zum Schluss der Spielzeit gastieren wir in Hamburg bei den Tanztagen – auf Einladung von John Neumeier. Wir führen dort sein Ballett ,Endstation Sehnsucht‘ auf. Ich finde das ganz phantastisch, dass er uns so sehr vertraut und uns einlädt, um dort dieses Stück zu zeigen.“