Prager Stadtmuseum zeigt den Widerstand gegen die Kommunisten 1948-56
Wenn vom Widerstand gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei geredet wird, denken viele an die Charta 77 und Václav Havel. Doch die erste Welle des Widerstands begann unmittelbar nach der Machtübernahme der Kommunisten im Februar 1948 und dauerte bis 1956. Erforscht ist sie bisher nur wenig. Eine Ausstellung im Museum der Stadt Prag bringt nun aber Tschechen und Ausländern diesen Teil der tschechischen Geschichte näher.
Es ist ein dramatischer Teil der tschechischen Geschichte: Spione, illegale Grenzübertritte, Verhaftungsaktionen und Schauprozesse. Das alles ist im Prager Stadtmuseum zu sehen und darüber berichtet auch Prokop Tomek. Der Mitarbeiter des Instituts zum Studium totalitärer Regime hat die Ausstellung zusammengestellt. Wer waren aber jene, die gleich im Februar 1948 begannen Widerstand zu leisten?
„Der Hauptimpuls für den Widerstand kam von der Politprominenz, die damals emigrierte. Fast alle Spitzen der demokratischen Parteien, die im Machtkampf des Februar 1948 von den Kommunisten besiegt wurden, gingen vor allem in die amerikanisch besetzte Zone Deutschlands. Sie bekamen dort Asyl und begannen den Widerstand zu formieren. Zu dem Zeitpunkt dachte man noch, dass die kommunistische Macht nur von kurzer Dauer sein würde“, so Prokop Tomek.
Neben den Politikern nahmen auch aus der Armee verstoßene Militärs den Widerstand auf. Sie alle waren Opfer der Säuberungen, die das gesamte politische und gesellschaftliche Leben betrafen. Insgesamt 280.000 Menschen wurden so zu Verfolgten des kommunistischen Regimes. Viele derer, die nun in den Widerstand gingen, hatten bereits Erfahrungen aus dem Kampf gegen die Nazis. Der neuen Widerstandsbewegung gelang es jedoch nicht, eine gemeinsame Zielrichtung zu finden. Ihr fehlte auch eine Führungsperson, wie es in den 40er Jahren Edvard Beneš gewesen war.
Dennoch schmuggelten Kuriere unzählige Flugblätter ins Land und Informationen aus dem Land, und sie brachten auch gefährdete Personen und Familienmitglieder in Sicherheit. Das kommunistische Regime antwortete mit Verhaftungen und Gerichtsurteilen, die bald auch die Todesstrafe vorsahen. Das alles wurde propagandaartig inszeniert: Anfang Januar 1952 fand beispielsweise in Prag ein großer Schauprozess statt, gegen acht „amerikanische Terroristen und Spione“. Eine weitere folgenschwere Reaktion des Staates war der Aufbau des Eisernen Vorhangs ab 1951. Prokop Tomek:„In der Ausstellung ist zu sehen, wie gefährlich die Grenzsicherungen waren, die man aufgebaut hatte: Zäune mit bis zu 6000 Volt Hochspannung, Minen und weitere Waffen. Das richtete sich selbstverständlich nicht nur gegen die Kuriere, sondern gegen alle Bürger. An der Grenze kamen rund 300 Menschen um, unter ihnen auch Bürger der DDR, die versuchten in den Westen zu gelangen.“
Die Grenze war immer schwerer zu überwinden, ab 1956 sind fast keine illegalen Übertritte mehr dokumentiert. Zudem wurde in diesem Jahr der Aufstand in Ungarn niedergeschlagen, ohne dass der Westen eingriff. Die Hoffnung der Widerstandskämpfer auf ein rasches Ende des Kommunismus war damit praktisch begraben.
Die Ausstellung „An der Front des Kalten Kriegs – die Tschechoslowakei 1948-56“ ist zweisprachig auf Tschechisch und Englisch erläutert. Sie ist noch bis zum 3. Mai im Prager Stadtmuseum zu sehen.