Qualifikation für Peking nähert sich dem Ende / Jágr sucht neue Herausforderung in Omsk

Foto: ČTK

Auch im tschechischen Sport wird der Juli von der heißen Phase der Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele in Peking bestimmt. "Am Rande dieses Geschehens" aber haben sich ebenso einige höchst interessante Spielerwechsel im Eishockey vollzogen.

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Nur noch rund drei Wochen verbleiben den besten Sommersportlern unseres Planeten, um sich für die Olympischen Spiele in Peking in Topform zu bringen. Doch es gibt ebenso nicht wenige Athleten, die sich ihre Fahrkarte für Olympia noch erkämpfen oder sie aber bestätigen müssen. Auch in Tschechien ist das der Fall. Umso erfreuter waren am vergangenen Wochenende drei Sportlerinnen, dass sie mit ihren Leistungen zumindest eine der geforderten Olympianormen geschafft haben. Die erste von ihnen ist Hammerwerferin Lenka Ledvinova, die am Samstag beim Meeting in Plzeň / Pilsen ihr Wurfgerät auf die neue Landesrekordweite von 69,03 Meter schleuderte. Damit erfüllte sie die so genannte B-Norm, die zur Olympiateilnahme berechtigt, falls sie nicht von einer Konkurrentin noch von Platz 1 des nationalen Rankings verdrängt wird. Die zur direkten Qualifikation erforderliche A-Norm liegt bei 69,50 Meter, so dass sich nach dem Wettkampf bei Lenka Ledvinova auch ein wenig Verdruss unter die Freude über die neue Bestleistung mischte:

„Ich bin ein wenig traurig, dass das Gerät nicht 47 Zentimeter weiter geflogen ist, denn das wäre die A-Norm und somit die sichere Olympiaqualifikation für mich gewesen. Nun hoffe ich, dass keine meiner tschechischen Konkurrentinnen diese Weite übertrifft. Andererseits werde ich versuchen, mich noch einmal zu steigern.“

Kateřina Baďurová  (Foto: Josef Čech,  Creative Commons 3.0)
Mit Stabhochspringerin Kateřina Baďurová hat eine weitere Leichtathletin die Qualifikation geschafft. Die 25-jährige Landesrekordhalterin erfüllte mit übersprungenen 4,35 Meter zwar auch nur die B-Norm, wegen der Babypause von Pavla Rybová aber hat sie de facto keine Kontrahentin im eigenen Land, die ihr die Teilnahme noch streitig machen könnte. Auf dem Weg nach Peking hatte Kateřina Baďurová jedoch ein ganz anderes Problem zu bewältigen: Aufgrund der vor einem halben Jahr bei ihr durchgeführten Kreuzband-Operation ist sie noch längst nicht wieder in Bestform. Umso erleichterter war sie, als sie in Pilsen die geforderte Höhe gemeistert hatte:

„Das war erst mein dritter Wettkampf in dieser Saison. Von daher war zu sehen, dass ich gewisse Dinge noch nicht wieder verinnerlicht habe, zum Beispiel den Anlauf oder die Wahl des Stabes, mit dem ich springe. Jetzt aber bin ich sehr froh, dass ich die Norm geschafft habe. Mich hat im Unterbewusstsein immer wieder der Gedanke bedrückt, dass ich eigentlich nur noch zwei Versuche habe, um die Norm zu schaffen. Nun aber kann ich erst einmal durchatmen. Und ich habe noch fast einen Monat Zeit, um an meiner Technik zu feilen und mein Leistungsvermögen zu stabilisieren.“

Im Schwimmbecken von Peking werden acht tschechische Athleten an den Start gehen. Bei den tschechischen Meisterschaften am Sonntag in Prag schafften Petra Klosová über 100 Meter Rücken und Jana Klusáčková-Myšková über 100 Meter Freistil die für ihre Olympiateilnahme geforderten Zeiten. In der vermutlich letzten Saison ihrer Karriere unterbot Jana Klusáčková dabei ihre eigene Bestleistung um drei Zehntel und drückte den Landesrekord auf 55,41 Sekunden. Was diese Zeit international wert ist, dazu meinte die Kraulerin:

„Die jungen Mädchen sind sehr schnell. Viele von ihnen können unter 55 Sekunden schwimmen. Aber ich finde, dass ich mit meiner Leistung schon nicht mehr so schlecht dastehe. Wir werden es in Peking sehen. Dort werden viele unbekannte und nur wenige mir bekannte Schwimmerinnen am Start sein. Aber was solls, ich bin 30, und einen Landesrekord in diesem Alter zu schaffen, das ist schon gut.“

Auf einem ganz anderen Weg ist der sehr erfahrene Nestor der tschechischen Olympiateilnehmer an sein Ticket nach Peking gekommen. Der 40-jährige Ruderer Václav Chalupa wurde nämlich gemeinsam mit Jakub Makovička, seinem Partner im Zweier ohne Steuermann, mit Hilfe einer Wildcard der Internationalen Ruder-Föderation (FISA) ins Aufgebot berufen. In Peking wird Chalupa demzufolge schon seine sechsten Olympischen Spiele bestreiten:

„Ich sehe es als nicht so wichtig an, dass das schon meine sechsten Olympischen Spiele sein werden. Ich freue mich vielmehr darüber, dass ich mit Jakub Makovička in Peking dabei sein darf. Nach den letzten drei Wochen des Wartens, Hoffens und Bangens ist uns mit der Nachricht ein wirklich großer Stein vom Herzen gefallen. Wenn ich mir aber das Ganze so richtig durch den Kopf gehen lasse, dann erschrickt mich eigentlich nur der Blick auf mein Alter. Das ist das, was mich ein bisschen peinigt.“

Die SPORT- Reportage

Zwischen der vor zweieinhalb Wochen zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Peking ist, so könnte man meinen, eigentlich kaum noch Platz für andere Schlagzeilen aus dem Sport. Im tschechischen Nationalsport Eishockey aber haben sich gerade in diesen Tagen einige Wechsel vollzogen, die für viel Gesprächsstoff sorgen. Wenn man nämlich in der weltbesten Liga des Pucksports, der National Hockey League (NHL), vom brillanten Eishockey „made in Czech“ sprach, dann verknüpfte man damit stets zwei Weltstars: Goalkeeper Dominik Hašek und Angreifer Jaromír Jágr. Der 43-jährige Hašek hat nach der letzten Saison, in der er mit den Detroit Red Wings zum zweiten Male den Stanley Cup gewann, seine Karriere endgültig beendet. Und Jaromír Jágr? Der 36-Jährige hat für viele unerwartet seine Zelte in Nordamerika abgebrochen und wird die nächsten zwei Jahre in der neuen Kontinental-Hockey-League (KHL) bei Avangard Omsk in Russland spielen. Ein Schritt, an den er sich selbst erst einmal gewöhnen muss:

„Es ist ziemlich ungewohnt und neu für mich, nach 17 Jahren nach Tschechien zurückzukommen und zu wissen, dass man in der nächsten Saison nicht mehr in der NHL spielen wird. Es ist einfach anders.“

Jágr aber suchte die neue Herausforderung in einer neuen Liga, in der er zweifelsohne der absolute Topstar ist. Mit seiner Zeit in der NHL verbindet er jedoch überwiegend positive Erinnerungen:

Martin Straka  (Foto: ČTK)
„Das waren hervorragende Jahre, in denen es auch bei mir ein ständiges Auf und Ab gab. Ich bin als 18-Jähriger in die NHL gekommen und wusste überhaupt nicht, was für ein harter und hochklassiger Wettbewerb hier auf mich wartet. Auf der anderen Seite wiederum ist es oft besser, wenn man als junger Spieler noch nicht allzu viel weiß, denn man spielt ohne Angst und ohne Scheu. Bei mir war das in meiner ersten NHL-Saison der Fall, in der ich unbekümmert gespielt und mir Sachen zugetraut habe, wie ich sie jetzt schon nicht mehr so ohne weiteres machen würde. Aber als 36-Jähriger denkt man darüber ganz anders. Ich hatte das Glück, in Pittsburgh in einer Mannschaft zu beginnen, in der viele ausgezeichnete Spieler standen. Aber auch meine Zeit in Washington und New York war interessant und hat mir viel gegeben. Alles hatte etwas für sich, es ging Auf und Ab, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden.“

Doch damit nicht genug. Mit Martin Straka, der bis vor kurzem noch gemeinsam mit Jágr für die New York Rangers stürmte, ist ein weiterer Topspieler von Nordamerika nach Europa zurückgekehrt. Und Straka macht bereits den großen Schnitt: In seiner Heimatstadt Plzeň / Pilsen wird er vorerst noch ein Jahr spielen, sich aber gleichzeitig als Generalmanager des HC Lasselsberger in seine zukünftige Tätigkeit einarbeiten. Das sei eine Planung, die er sich reiflich überlegt habe, sagte Straka:

„Die schwierigste Hürde, die ich bei meiner Entscheidung zu überwinden hatte, waren die Angebote aus der NHL. Unter ihnen war ein sehr interessantes dabei sowie ein sehr gutes von einem tschechischen Club. Von Anfang an aber hatte ich im Kopf: Wenn ich nach Tschechien zurückkehre, dann würde ich gern in Pilsen bleiben. Ich bin ein Pilsener und habe zum hiesigen Eishockey eine enge Beziehung. Nach einer Woche reiflicher Überlegung war ich mir dann sicher, dass ich wieder in Pilsen spielen und leben werde.“

Der tschechische Sportfan kann sich also bereits freuen, dass ihm auch nach den Olympischen Spielen in Peking weiter erstklassiger Sport geboten wird. Und das noch dazu vor der eigenen Haustür.

Autor: Lothar Martin
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