Volksheld mit Vokuhila: Jágr beginnt seine 22. Saison in der NHL
Die neue Saison in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL beginnt – und in Tschechien ist das Jahr für Jahr eine Nachricht, die es auf die Titelseiten schafft. 31 tschechische Spieler finden in der NHL ihr Auskommen, doch im Vordergrund steht immer noch Jaromír Jágr. Der 43-Jährige startet mit den Florida Panthers in seine 22. NHL-Saison und ist inzwischen der älteste Spieler der Liga.
„Es gibt dort Ziele, die ich erreichen könnte. Wenn die Mannschaft gut spielt, wenn ich in Form bin und gesund bleibe, dann ist es eine Frage der Zeit, bis ich sie erreiche. Es ist aber ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich auf seine Leistung konzentrieren sollte. Dann schafft man es, und nicht, indem man irgendwelche Zielmarken festlegt.“
Beweisen muss Jágr ohnehin nichts mehr. In seiner Heimat ist er ein Volksheld. Nach der Heim-WM im Mai fragte ihn die Zeitung Lidové noviny allen Ernstes, ob er sich nicht vorstellen könnte, Präsident zu werden. Die Jágrmania geht soweit, dass sogar seine Frisur Schlagzeilen macht. Herausgefordert von seinem Teamkollegen Roberto Luongo sagte Jágr in dieser Woche, er werde sich nun wieder einen Vokuhila wachsen lassen. Jágr und seine Kultfrisur aus den 1990ern haben in Nordamerika einen kleinen Fanklub: Mit Perücken reisen neun Travelling Jágrs ihrem Idol dort hinterher. Unangenehme Folgen des Ruhms erlebte Jágr hingegen im September. Damals war ein Foto des schlafenden Jágr im Bett mit einem 18-jährigen, tschechischen Model aufgetaucht. Der Eishockey-Star reagierte gelassen auf einen Erpressungsversuch und sagte, die Veröffentlichung sei ihm völlig egal. Dass nun wieder die NHL ruft, kommt Jágr mehr als gelegen:„Ich kann mich besser auf mich konzentrieren und alles nur noch auf Eishockey ausrichten. Es sieht vielleicht nicht so aus, aber hier gibt es doch viele Dinge, die die Saisonvorbereitung beeinflussen. Da gibt es nichts Leichteres, als sich dem Sport zu widmen, das war mir früher nicht klar. Es bedeutet zu trainieren, eineinhalb Stunden lang Eishockey zu laufen und ab und zu ein Spiel zu machen. Darum rate ich allen Spielern das zu genießen, so lange sie spielen können. Denn danach beginnt ein härteres Leben.“
Für Jágr gehört dazu auch der Verein Rytíři Kladno in seinem Heimatort nördlich von Prag. 2011 hat er den Club als Mehrheitseigentümer übernommen, doch in die Erfolgsspur hat der Zweitliga-Club seither nicht gefunden. Jágr will dort einmal seine Karriere ausklingen lassen. Tschechische Medien spekulieren einstweilen, wer von den Tschechen in der NHL in Jágrs Fußstapfen treten könnte. Jakub Voráček von den Philadelphia Flyers möchte wieder unter die besten zehn Scorer kommen. Hoffnungen für die Zukunft liegen zum Beispiel auf dem 19-jährigen David Pastrňák in Boston. Der 18-jährige Juniorenspieler Pavel Zacha durfte zwar mit den New York Devils trainieren, erhielt aber keinen Vertrag, sondern bleibt bei Sarnia Sting in der höchsten kanadischen Juniorenliga. Insgesamt stehen in der neuen Saison 31 tschechische Spieler in der NHL auf dem Eis. Zum Vergleich: Aus Deutschland kommen gerade einmal vier Legionäre, aus der Schweiz sind es 17.