Quartett kämpft um tschechischen Fußballtitel - Sparta nach Derbysieg an der Spitze

Sparta Prag-Slavia Prag (Foto: CTK)

Mit dem populären Lokalderby zwischen Sparta Prag und Slavia Prag ist am Montag die finale Phase der laufenden Fußballmeisterschaft in Tschechien eingeläutet worden. Und die verspricht in der Tat sehr spannend zu werden.

Der anschließende Eckball brachte zwar nichts ein, doch 25 Minuten später wurden die Gastgeber für ihre aktivere Spielweise verdient belohnt - Mittelfeldspieler Pavel Horvath versenkte aus Nahdistanz einen von Slavia-Torwart Michal Vorel zuvor zweimal abgewehrten Ball zur 1:0-Führung. Die Entstehung des Tores hat Horvath nach dem Spiel dann so beschrieben:

Foto: CTK
"Es gab einen Einwurf für uns, den Kulic aufnahm und sich wunderbar bis in den Strafraum durchspielte. Dort gab es ein Tohuwabohu, ich bin von hinten hinzu gestoßen und habe darauf spekuliert, dass der Ball in meine Nähe springt. Das ist zum Glück passiert, so dass ich ihn nur noch ins leere Tor bugsieren musste."

Der Sieg für Sparta ging völlig in Ordnung, da die Mannen um Kapitän Tomas Repka ihrem Kontrahenten in allen Belangen überlegen waren, den größeren Einsatz und den stärkeren Siegeswillen an den Tag legten. Das sahen auch die beiden Trainer nicht anders, obwohl sie sich auf der Pressekonferenz natürlich in einer unterschiedlichen Gemütsverfassung präsentierten. Zuerst kam der Verlierer, Karel Jarolim, zu Wort:

Foto: CTK
"Das Spiel habe ich mir etwas anders vorgestellt. Wir wollten die Partie wesentlich aktiver angehen und vor allem in der Defensive ganz eng an den Gegnern stehen. Das ist uns in der ersten Halbzeit überhaupt nicht gelungen, denn wir haben immer wieder zugelassen, dass Sparta kombinieren konnte. Unser Mittelfeld fand nicht ins Spiel und im Angriff haben wir uns nicht durchsetzen können. Wir haben kein einziges Mal aufs Tor gezielt. Deshalb war nicht daran zu denken, dass wir hier als Sieger vom Platz gehen."

Jarolims Pendant hingegen, Sparta-Coach Michal Bilek, war nicht nur zufrieden, sondern verteilte sogar Komplimente:

"Ich muss sagen: Slavia hat eine sehr gute Mannschaft. Das haben sie in der bisherigen Saison wiederholt gezeigt. Wir haben aber diese gute Mannschaft heute von Anfang an unter Druck gesetzt. Wir waren ihr sowohl in der Aggressivität als auch im spielerischen Bereich überlegen. Ich denke, unser Sieg ist daher vollkommen verdient, denn wir haben den Gegner nicht zum Zuge kommen lassen."

Ähnlich kritisch wie ihr Trainer gingen auch die Slavia-Spieler mit ihrer Leistung ins Gericht. So äußerte Kapitän Tomas Hrdlicka:

Karel Jarolim  (links) und Michal Bilek  (Foto: CTK)
"Ich denke, dass wir heute die schwächste Leistung der letzten Wochen abgeliefert haben. Wir haben schlecht in die Partie gefunden und unseren Gegenspielern zuviel Raum gegeben. Wir haben einfach nicht kompakt gespielt, so dass uns Sparta überlegen war."

Spartas Kapitän Tomas Repka wiederum sah den Sieg seiner Mannschaft in einem noch ganz anderen Licht:

"Ich weiß nicht, ob dieser Sieg einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Punktspiele haben wird. Ganz sicher aber wird er uns Kraft geben für das Restprogramm, bei dem wir unter anderem noch nach Ostrava müssen und Liberec zu Hause empfangen. Wir haben es jetzt in unseren eigenen Händen, und der Derbysieg kann uns wirklich helfen."

Wie Repka befassten sich auch die beiden Trainer am Ende ihrer Spielanalysen mit der neuen Konstellation an der Tabellenspitze. Auch hierbei reagierte Karel Jarolim etwas zerknirscht:

Foto: CTK
"Selbstverständlich ist es ärgerlich für uns, dass wir heute verloren haben. Noch ärgerlicher aber war unsere vorangegangene Heimniederlage gegen Pilsen. Auf alle Fälle sind die Mannschaften an der Tabellenspitze nun noch enger zusammengerückt, so dass es sicher bis zum letzten Spieltag spannend bleibt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns wieder auf den Hosenboden zu setzen und hart zu arbeiten. Wir sind gut in die Rückrunde gestartet, jetzt stecken wir in einer Krise, aber ich glaube fest daran, dass wir diese Krise schon im nächsten Spiel beenden können."

Michal Bilek hingegen äußerte mit vorsichtigem Optimismus:

"Es ist richtig, dass in der Meisterschaft noch nichts entschieden ist. Sechs Spieltage vor Ende der Saison liegen wir jetzt an der Spitze und haben daher alles selbst in der Hand. Wenn wir weiter solche Leistungen bieten wie heute gegen Slavia, dann haben wir die Riesenchance, den Titel zu gewinnen. Auch wir hatten eine Schwächephase, in der wir keine guten Ergebnisse erzielt haben. Ich hoffe daher, dass wir im Gegensatz zu Slavia unsere Krise schon hinter uns haben."

Spätestens am 27. Mai wird man wissen, ob eines der beiden Prager Teams, Titelverteidiger Liberec oder letzten Endes sogar die Mannschaft aus Mlada Boleslav den Meisterpokal entgegen nehmen wird.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen