Radio Freies Afghanistan soll in Prag installiert werden

Soldat der afghanischen Opposition  (Foto: CTK)

Die Tschechische Republik ist mit Polen und Ungarn erst zweieinhalb Jahre in der NATO und damit eines der jüngsten Mitglieder im Nordatlantischen Bündnis. Doch in der seit knapp zwei Monaten geschmiedeten Anti-Terror-Allianz kommt dem relativ kleinen Land zwischen Erzgebirge und Beskiden eine immer größere Bedeutung zu. Die an der Spitze der Anti-Terror-Front stehenden US-Amerikaner baten den Verbündeten in Prag nämlich nicht nur als einem der ersten um die Bereitstellung einer militärischen Einheit für den Einsatz im asiatischen Krisengebiet, sondern haben auch laut über die Erweiterung ihrer medialen Berichterstattung via Prag nachgedacht. Laut dem am Donnerstag vom amerikanischen Repräsentantenhaus gefassten Beschluss soll nämlich unter dem Dach des in Prag stationierten Senders Radio Free Europe/Radio Liberty in Kürze auch der Sender Radio Freies Afghanistan installiert werden. Lothar Martin nennt die Hintergründe.

Soldat der afghanischen Opposition  (Foto: CTK)
Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman, der sich derzeit zu einem einwöchigen Arbeitsbesuch in den Vereinigten Staaten aufhält, hat nach Bekanntwerden des Beschlusses im amerikanischen Unterhaus sofort signalisiert, dass Tschechien einer von Prag aus geplanten Ausstrahlung des neuen Programms zustimmen werde. "Wenn wir unsere Hilfe anbieten, dann uneingeschränkt. Wenn der Sender Freies Europa ausreichend geschützt werde, warum nicht," sagte der Premier. Das tschechische Verteidigungsministerium suche nunmehr nach einer Liegenschaft innerhalb des Ressorts, das für die redaktionellen Anforderungen geeignet sei, ergänzte Zeman tags darauf.

Dass die Gründung von Radio Freies Afghanistan auch die weitere Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen in Tschechien nach sich ziehe, dessen ist sich auch Innenminister Stanislav Gross bewusst. Daher erklärte er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk zu den bevorstehenden Verhandlungen mit den USA:

"Wir werden darüber verhandeln, wie die Sicherheit zu gewährleisten ist, sowohl was die Ausstrahlung des Programms als auch die Sicherheit der tschechischen Bürger auf dem möglichst höchsten Niveau anbelangt. Ich denke, dass deshalb auch weiterhin die aktuelle Diskussion zum Thema der etwaigen Umsiedlung von Radio Freies Europa, und zwar weg vom Prager Stadtzentrum, geführt werden muss. Die Tschechische Republik wird ihrer Aufgabe ganz sicher auch auf einem anderen Ort als auf dem Wenzelsplatz nachkommen können."

Die Ereignisse vom 11. September und die danach rapide gestiegene Gefahr vor terroristischen Anschlägen haben dazu geführt, dass das Gebäude der ehemaligen Föderalversammlung der Tschechoslowakei, in dem die Redaktionen von Radio Free Europe und Radio Liberty derzeit ihren Sitz haben, seit geraumer Zeit einer Festung gleicht. Rund um die Uhr wird das Gebäude von Polizisten und Soldaten einschließlich von vier Panzerfahrzeugen bewacht. Und das nur einen Steinwurf vom von Touristen stark bevölkerten Wenzelsplatz entfernt. Bei einem möglichen Terroranschlag müssten daher unter Umständen wieder völlig unschuldige Menschen darunter leiden.

Die leidgeprüfte Bevölkerung Afghanistans soll mit dem neuen Sender jedoch eine Art Orientierungshilfe erhalten. Zum Programminhalt der geplanten Sendungen sagte die Sprecherin von Radio Free Europe, Sonja Winter, gegenüber Radio Prag: "Die Ausstrahlung des Programms würde - so wie all unsere Sendungen - der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Mangel an freien Medien im eigenen Land beheben. Das bedeutet, dass wir vor allem eine Berichterstattung darüber führen würden, was im Inneren von Afghanistan geschieht, und diese Informationen werden objektiv, politisch neutral, wahrheitsgemäß und so umfassend wie möglich gehalten. Zudem werden die Afghanen etwas von dem erfahren, was in der Welt passiert, was sie betrifft bzw. interessant für sie sein sollte. Wir haben dabei folgendes Prinzip: wenn die Bewohner einer Landes vollkommen informiert sind, dann sind sie in der Lage, selbst zu entscheiden, welches politische System und welche Art zu leben für sie im eigenen Land in Frage kommen."