Regierung will für Verbraucher mehr Informationen über Lebensmittel
Die tschechische Interimsregierung hat sich für umfangreiche Änderungen im Bereich Lebensmittelsicherheit ausgesprochen. Am Mittwoch stimmte sie einem Gesetzesvorschlag von Landwirtschaftsminister Miroslav Toman zu. Unter anderem schreibt dieser den Händlern vor, auch über die Herkunft und Zusammensetzung von nicht verpackten Lebensmitteln zu informieren.
Das Gesetz wurde in Grundzügen bereits von der liberal-konservativen Vorgängerregierung ausgearbeitet. Damals leitete Toman noch die Lebensmittelkammer und drängte auf die neuen Regelungen. Nun konnte er selbst die Details regeln. Der Minister spricht von den umfangreichsten Änderungen im Bereich Lebensmittelsicherheit seit 15 Jahren. So schreibt die Novelle auch allen großen Einzelhandelsketten vor, an den Eingangstüren jene fünf Länder zu nennen, aus denen ihre Waren vorrangig kommen. Das betrifft Ketten mit einem Jahresumsatz von mehr als fünf Milliarden Kronen (185 Millionen Euro). Eine ähnliche Vorschrift besteht bereits in der Slowakei.
Der tschechische Verband für Handel und Tourismus hat diese Regelung aber Mitte November sogar als verfassungswidrig bezeichnet. Auch die Kennzeichnungspflicht von unverpackten Lebensmitteln sieht man in der Handelsbranche kritisch.„Bei Rauchfleisch-Produkten ist das beispielsweise problematisch. Diese setzen sich häufig aus drei bis vier Komponenten zusammen, etwa unterschiedlichen Fleischsorten, die aus mehreren Ländern stammen können. Und diese ändern sich dann auch noch von Zeit zu Zeit“, so Zdeněk Juračka, Chef des Verbandes.
Wer jedoch den Anforderungen an die Kennzeichnungspflicht keine Folge leistet, der könnte sich in Zukunft ins eigene Fleisch schneiden. Denn Landwirtschaftsminister Toman schlägt in dem Gesetz vor, die Strafen für Sünder deutlich zu erhöhen. Derzeit liegt die Höchststrafe bei drei Millionen Kronen (110.000 Euro), in Zukunft könnten die Behörden bis zu zehn Millionen Kronen (370.000 Euro) verlangen. Über diese Höhe beklagte sich Verbandschef Juračka am Mittwoch:„Dass dieses Schreckgespenst einer guten Sache dient, daran habe ich meine Zweifel. Denn eine Strafe sollte angemessen sein und zu Nachbesserungen führen, aber nicht ein Geschäft in den Ruin treiben.“
Ob die größten Änderungen in der Lebensmittelsicherheit seit anderthalb Jahrzehnten überhaupt in ihrer jetzigen Form in Kraft treten, darüber muss nun noch das tschechische Parlament entscheiden.