Rhythmisch vertrackt: Dvořáks Slawischer Tanz Nr. 8
In einer mehrteiligen Serie stellen wir die bekanntesten Hits der tschechischen Klassik vor. Den Anfang macht der wohl bekannteste Slawische Tanz von Antonín Dvořák.
Neben seiner großartigen Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ haben auch seine „Slawischen Tänze“ einen Platz in der Musikgeschichte erobert. Zwar gehen sie von der Volksmusik aus, doch gerade ihre Originalität hat Dvořák die Türen zur Welt geöffnet.
Allgemein gilt. Dass die rhythmische Komponente in den größten Werken der klassischen Weltmusik besonders dann wirkt, wenn sie einfallsreich und betörend ist. Das musikalische Thema taucht immer wieder auf und geht uns so unter die Haut. Dvořáks „Slawische Tänze“ sind aber kompositorisch anders gebaut. Ihr Rhythmus ändert sich, die Takte wechseln – und dies ist nicht nur für die Interpreten, sondern auch für die Zuhörer viel anspruchsvoller. Man muss ständig aufpassen, um sich in diesen Wechseln nicht zu verlieren.
Mitreißender Taktwechsel
Ein typisches Beispiel für einen mitreißenden Taktwechsel bietet Dvořáks achter Slawischer Tanz. Dort folgen ein Dreivierteltakt und zwei Dreiachteltakte aufeinander. Dabei steht es in der Partitur ganz anders.
In diesem Slawischen Tanz in g-Moll sind die sich wiederholenden Schläge der Becken interessant, sie liegen stets auf der Zwei. Da mag es sogar so erscheinen, als würden sich die Taktwechsel gegenseitig abstoßen. Aber darin liegt gerade der musikalische Witz von Dvořák, der unser Rhythmusgefühl verwirrt...
Allgemein heißt es, dass die „Slawischen Tänze“ für Dvořák den Beginn seiner Weltkarriere bedeuteten. Auch wenn danach noch weitere großartige Werke folgten, zog der tschechische Komponist schon hiermit die Aufmerksamkeit des Publikums und einiger Experten auf sich.
Ganz konkret handelte es dabei um den bedeutenden Berliner Musikverleger Fritz Simrock. Er hatte zuvor schon Dvořáks „Klänge aus Mähren“ herausgegeben. Nebenbei bemerkt: Simrock ist erst auf eine Empfehlung von Johannes Brahms auf Dvořák gekommen. Doch er entwickelte sich zu Dvořáks Lieblingsherausgeber. Über 60 Titel des Komponisten erschienen bei Fritz Simrock. Zwischen beiden entwickelte sich mit der Zeit eine freundschaftliche Beziehung, die bis zum Tod des Verlegers im Jahre 1901 andauerte.
Dvořáks „Slawische Tänze“ hatten schon in ihrer Originalversion großen Erfolg. Ziemlich wenig bekannt ist, dass sie ursprünglich „für Klavier zu vier Händen“ geschrieben wurden – das heißt für ein Klavier und zwei Pianisten. In einer Zeit, in der es noch keine Grammophone gab, musste jegliches Musikstück im kleinen Kreis selbst gespielt werden. Dabei war das vierhändige Klavierspiel eine der beliebtesten Varianten. Die „Slawischen Tänze“ gehörten zur Hausmusik, auch wenn ihre Aufführung für die Musiker sehr anstrengend war.
Im Original als Klavierfassung
Einige Passagen in Dvořáks berühmtem Slawischen Tanz Nr. 8 sind im Original für Klavier interessanter als in der Orchesterfassung, sie scheinen präziser zu sein und irgendwie reiner. Andere Passagen wiederum sind im kompakten Klang des Orchesters dann mitreißender.
Die Musikwissenschaft allerdings gibt eindeutig der orchestralen Form den Vorrang. Entscheidend dafür sind jene instrumentalen Finessen, die für Dvořák so typisch sind. Sie sind einfach genial. Diese Musik dürfte in der damaligen Zeit die Zuhörer richtig gepackt haben. Heute würden wir sagen: Sie wurde zu einem Hit.
Tatsächlich ebnete erst die Orchesterversion den Slawischen Tänzen einen Weg zu einem großen Publikum. In der Klavierfassung hätten sie wohl kaum solch ein Echo erzeugt. Das scheint wiederum die bekannte Tatsache zu bestätigen, dass Antonín Dvořák besser war in der Instrumentation, denn als Pianist...
Der Zyklus „Hits der klassischen Musik“ beruht auf einem Projekt von Lukáš Hurník und Bohuslav Vítek zu den „Hits des Jahrtausends“, das der Kultursender Tschechischer Rundfunk – Vltava ausgestrahlt hat.
Die „Slawischen Tänze“ von Antonín Dvořák sind ein Zyklus von Kompositionen, die von der Volksmusik ausgehen. Der Komponist hat dort harmonische und rhythmische Muster aus der musikalischen Tradition der slawischen Völker eingearbeitet. Die Tänze existieren in zwei Ausführungen: einer Orchester- und einer Klavierversion. Und gerade die orchestrale Form der Slawischen Tänze wurde das Werk, das durch seine Originalität und Interpretation die Türen zur Welt aufstieß und Dvořáks glänzende Karriere begründete.
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Hits der klassischen Musik
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