Riesiges Wandgemälde auf Wanderschaft
Auf einem Kunstsymposium im Bayrischen Wald malten junge Künstler aus Tschechien, Deutschland und Österreich zwei Wochen lang an einem acht mal zehn Meter großen Gemeinschaftsbild, das derzeit an einer Prager Hauswand zu besichtigen ist. Die Idee dazu geht zurück auf große, internationale Wandmalprojekte, die bereits seit den 80er Jahren auf Initiative des deutschen Vereins Farbfieber e.V. und des Künstlers Klaus Klinger weltweit stattfinden. Mehr dazu von unserer freien Mitarbeiterin Rainette Lange:
Große, öffentliche Wandbilder, gemalt in Zusammenarbeit von Künstlern aus der ganzen Welt, sollen ein positives Zeichen setzen für Begegnung und Austausch. Unübersehbar an Häuserfassaden oder Brandmauern laden sie den Betrachter zum Nachdenken ein und verschönern oft graue Stadtviertel oder Wohnsiedlungen. Dieses Ziel verfolgt seit vielen Jahren der Verein Farbfieber e.V. zusammen mit dem Begründer der Initiative, dem Düsseldorfer Künstler Klaus Klinger. Allein in den Jahren 1998 bis 2003 entstanden weltweit über 60 Wandgemälde, an denen Künstler aus Deutschland, Südafrika, Litauen, Cuba, Namibia und vielen anderen Ländern beteiligt waren. Ziel ist es, durch die Arbeit an einem Gemeinschaftswerk globales Denken persönlich zu erfahren und zu erlernen, denn in den Bildern werden nach dem Motto "Think globally, act locally!" also "Global denken, lokal handeln" meist die Probleme vor Ort thematisiert.
Diese Idee eines gemeinschaftlichen Kunstwerks hat nun der niederbayrische Verein für Jugendkulturarbeit United Scene Group e.V. aufgegriffen und ein zweiwöchiges Kunstsymposium veranstaltet, zu dem junge tschechische, deutsche und österreichische Künstler eingeladen waren. Auch hier ging es darum, den kulturellen Austausch zu fördern, wie der Geschäftsführer des Vereins, Andreas Dittlmann, berichtet:"Ziel dieses Projekts war es in erster Linie, junge Menschen dafür zu interessieren, was sich auf der anderen Seite der Grenze tut. Wir wollten einfach als Möglichkeit, sich auch nonverbal zu verständigen - also mit Stift und Pinsel - ein Projekt starten, um einfach in Kontakt zu kommen. Es waren also sehr junge Teilnehmer, die wahrscheinlich, wenn es das Projekt nicht gegeben hätte, nicht auf die bayrische Seite rüber gekommen wären."
Das Problem, mit dem sich die Teilnehmer künstlerisch auseinandersetzten, war das Thema 'Zeit'. Gerade heute scheint sie immer knapper zu werden und verdient daher durchaus eine genauere Betrachtung, denn ohne Zeit ist Kommunikation nicht möglich.
Auf dem Gemeinschaftsgemälde wurde die Zeit als ein farbenfrohes, sich dahinschlängelndes Band von Ereignissen dargestellt, die der Mensch kraft seines Bewusstseins und seiner Emotionen miteinander in Beziehung setzt. Doch war es nicht einfach, eine geeignete Ausstellungsfläche für das Bild zu finden. Die Prager Stadtvertreter ließen sich nicht wirklich für das Projekt begeistern, jedoch fand sich ein Platz an der Wand eines Hauses, das den Prager Verkehrsbetrieben gehört und sich an der Einfahrt zum Strahov-Tunnel befindet. Was nach seinen Vorstellungen das Bild beim Betrachter bewirken soll, erzählt uns Andres Dittlmann:
"Was ich mir wünschen würde, ist, dass die Diskussion, die es hier auf dem Kunstsymposium auf der bayrischen Seite gab, weiter getragen wird, und dass das, was da an Emotionen war, auch bei dem Betrachter erkannt und gesehen und gefühlt wird."
Das überdimensionale Gemälde wird noch bis voraussichtlich Ende September in Prag hängen, bevor es dann weitereist nach Bayern, wo es am deutsch-tschechischen Grenzbahnhof Bayrisch-Eisenstein zu besichtigen sein wird.