Roithová: Neue EU-Richtlinie wird Spielzeug-Schwemme aus Asien eindämmen
Die EU-Ratspräsidentschaft der Tschechischen Republik rückt immer näher und damit auch das riesige Aufgabenfeld, das das Moldauland im kommenden Halbjahr zu bewältigen hat. Auf dem Gebiet des Umweltschutzes zum Beispiel muss Tschechien die Verhandlungen zu drei bedeutenden Abkommen führen und im Bereich des Verbraucherschutzes gibt es bereits eine konkrete Richtlinie, die unter dem tschechischen EU-Vorsitz eingeführt werden soll. Über diese Richtlinie informierte die Europa-Abgeordnete Zuzana Roithová am Montag in Prag die Medien, und Daniel Kortschak führte dazu ein Gespräch mit Lothar Martin.
Um welche neue EU-Richtlinie handelt es sich?
„Ja, es ist die EU-Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug und Produkten für Kinder, die vor drei Wochen im europäischen Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz einstimmig verabschiedet wurde. Nach Aussage von Zuzana Roithová, die maßgeblich an der Ausarbeitung der Richtlinie mitgewirkt hat, werde diese Verordnung auch ohne größere Probleme von der europäischen Legislative gebilligt werden, und zwar schon zu Beginn dieser Woche im Rat der Europäischen Union und am 13. Januar 2009 auf der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments.“
Welche grundlegenden Veränderungen wird denn die neue EU-Richtlinie gegenüber der bisherigen Gesetzgebung mit sich bringen?
„Diese Richtlinie soll nun endlich alle Spielsachen betreffen und nicht nur Spielzeug für Kinder bis drei Jahre, so wie es bisher der Fall war. Mit der Aufschrift ´Das ist kein Spielzeug´ ist es Herstellern bislang nicht selten gelungen, die gültige Richtlinie zu umgehen, sagte Zuzana Roithová. Nun aber müssen sie genau nachweisen, aus welchen Inhaltsstoffen die Spielwaren hergestellt wurden. Sind darunter Stoffe, die als gesundheitsgefährdend eingestuft sind, wird die Ware ohne größeren Aufhebens vom Markt genommen. Es wird zudem härtere Sanktionen geben als bisher. Die gleichen Kriterien haben aber nun auch die Lieferanten einzuhalten. Die waren bisher nicht verpflichtet, nachzuweisen, von welchem Hersteller sie ihre Ware bezogen haben. Damit hofft man in der Europäischen Union insbesondere die Schwemme von Spielsachen aus Asien einzudämmen, die immerhin 80 Prozent des EU-Markts ausmachen. Spielwaren müssen in Zukunft so verarbeitet werden, dass einzelne Bestandteile nicht von Kindern verschluckt werden können – zum Beispiel die Augen eines Teddybären, die nicht mehr aus Glasperlen oder ähnlichem gefertigt werden dürfen. Neu ist außerdem – und das ist das besondere Verdienst von Frau Roithová – dass gefährliches Spielzeug, ähnlich wie gefälschte Waren, in Zukunft sofort vernichtet werden kann.“
Eine frohe Kunde für alle Eltern. Allerdings unterliegen die Spielsachen für das bevorstehende Weihnachtsfest noch nicht dieser EU-Richtlinie. Lothar, hättest du dafür wenigstens einen Tipp für alle Verbraucher?„Ja, sicher. Es wird immer wieder behauptet, dass Spielzeug aus Plaste schädlich ist. Doch Plaste ist nicht gleich Plaste, denn dann müssten sich auch Lego oder Duplo rechtfertigen. Doch wenn Sie ein Spielzeug in den Händen halten, das aus PVC hergestellt ist, dann ist davon abzuraten. Und: Laut der neuen Richtlinie dürfen auch Lebensmittel nicht mehr als Spielware angeboten werden. Die einzige Ausnahme bleibt die Kinderüberraschung – auf diesen Doppelpack aus Schokolade und Spielfigur also müssen die Kinder auch in Zukunft nicht verzichten.“