Rudolf Jindrak: Zwei Lebensjahre im Dienste der Deutsch-tschechischen Erklärung

Wir werfen noch einmal einen kurzen Blick zurück auf die Konferenz "Toleranz statt Intoleranz", die am vergangenen Wochenende im nordböhmischen Usti nad Labem / Aussig an der Elbe stattgefunden hat. Radio Prag hat ja bereits von dem Treffen berichtet, bei dem mehr als hundert Politiker, Historiker und Diplomaten über das tschechisch-deutsche Verhältnis diskutiert haben. Unter den Teilnehmern war auch der stellvertretende tschechische Außenminister Rudolf Jindrak, der zu den Autoren der so genannten Deutsch-tschechischen Erklärung des Jahres 1997 zählt. Gerald Schubert hat ihn in Prag nun nochmals vors Mikrophon gebeten:

Tschechien und Deutschland
"Diese Deutsch-tschechische Erklärung ist ein Teil meines Lebens. Ich sage manchmal zu meinen Kollegen, sie hat mich zwei Jahre meines Lebens 'gekostet'. Aber die Arbeit war wirklich sehr interessant, wenn auch sehr schwierig", sagt Rudolf Jindrak, heute als stellvertretender tschechischer Außenminister zuständig für aktuelle politische Fragen. Im Jahr 1995 gehörte er zu den Ersten, die gemeinsam mit der deutschen Seite jenen Diskussionsprozess in Gang setzten, an dessen Ende zwei Jahre später die Deutsch-tschechische Erklärung stand.

"Für mich persönlich hat diese Erklärung eine große Bedeutung. Sie ist wirklich ein Grundstein der jetzigen Beziehungen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik. Denn beide Seiten haben einen Kompromiss gefunden, in dem Vergangenheit und Zukunft sich treffen."

Gerade Fragen der Vergangenheit hatten sich im Zuge der damaligen Diskussionen als besonders schwierig erwiesen. Der Rückblick auf die Zeit der deutschen Besetzung Böhmens und Mährens während des Zweiten Weltkriegs sowie auf die spätere Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei stellte auch für die Autoren der bilateralen Erklärung eine Herausforderung dar. Am Ende stand jedoch die Unterzeichnung eines Papiers, das sich im Sinne der gemeinsamen Zukunft um einen versöhnlichen Blick auf vergangenes Unrecht bemüht.

Rudolf Jindrak übrigens wird in wenigen Wochen sein neues Amt als Botschafter in Wien antreten. Ist es für ihn ein Problem, dass es eine ähnliche Erklärung nicht auch mit Österreich gibt? Nein, sagt Jindrak. Und beruft sich auf Regierungschef Vladimir Spidla, der im vergangenen Sommer gemeint hatte, er wolle den Inhalt des Dokuments ebenso auf die österreichischen Nachbarn beziehen.

"Das war wirklich eine sehr deutliche Erklärung von Ministerpräsident Spidla. Und ich meine, dass auch die Resonanz auf österreichischer Seite sehr positiv war."

Wer sich für den Text der Deutsch-tschechischen Erklärung interessiert, kann diesen auf der Website des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds finden: http://www.zukunftsfonds.cz

Ein ausführliches Gespräch mit Rudolf Jindrak hören Sie in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe "Heute am Mikrophon."