Schauspieler Jiří Mádl: „Ich spielte Winnetou ein bisschen besser“

Jiří Mádl (Foto: Petr Novák, Creative Commons 2.5)

Er ist jung, sehr jung, aber schon seit über sieben Jahren einer der beliebtesten Schauspieler in der Tschechischen Republik. Am Anfang seiner Karriere waren es echte Teeny-Blockbuster, die ihn berühmt machten. Mittlerweile gehört Jiří Mádl zum ernst zu nehmenden Schauspielerstamm Tschechiens. 2010 sorgte er für Aufruhr, als er sich in einem Youtube-Spot auf Kosten der linken für die konservativen Parteien einsetzte. Jiří Mádl stammt ursprünlich aus České Budějovice / Budweis, liebt es aber zu reisen. Zwischen zwei Reisen erwischte Christian Rühmkorf Jiří Mádl in Prag zu einem Interview.

Jiří Mádl  (Foto: Petr Novák,  Creative Commons 2.5)
Jiří Mádl, Sie sind einer der bekanntesten tschechischen Jungschauspieler. Sie sind 24 Jahre alt – bald 25 - und gerade aus Berlin zurückgekommen. Was hat Sie nach Berlin getrieben?

„Ich habe dort Deutsch gelernt und wollte mich ein bisschen entspannen und auch mein letztes Drehbuch – nein: meinen letzten Drehbuchversuch – schreiben. Deshalb ging ich nach Berlin.“

Sie lernen auch Deutsch am Goethe-Institut in Prag. Wie kommt es, dass Sie in einen öffentlichen Kurs gehen und nicht alleine Privatunterricht machen?

„Ich brauche immer ein Kollektiv, eine Gruppe, weil es immer einfacher ist. Wenn ich zum Beispiel nicht zum Unterricht kommen kann, dann kann ich die Informationen von meinen Freunden bekommen. Und es ist immer besser, um zu kommunizieren. Das ist immer besser als ein Privatlehrer. Ich habe niemals daran gedacht, mir einen Privatlehrer zu nehmen.“

Goethe-Institut  (Foto: Archiv des Goethe-Instituts)
Sie sprechen insgesamt mindestens drei Fremdsprachen. Wie kommt es, dass Sie sich so für das Sprechen interessieren?

„Mein Großvater sprach sieben Sprachen, und ich glaube, dass ich sehr viel von ihm mitbekommen habe. Ich habe mich immer dafür interessiert, von klein auf. Mit Deutsch ist das zum Beispiel so, dass ich das auf dem Gymnasium gelernt habe, und ich will es einfach nicht vergessen. Und Italienisch lerne ich, weil ich Latein auf dem Gymnasium gelernt habe, und das ist ganz ähnlich. Ich wollte einfach noch eine andere Sprache hinzufügen.“

Sie sprachen gerade über Ihre Kindheit, über Ihren Großvater. Haben Sie mit dem Gedanken Schauspieler zu werden schon in der Kindheit gespielt?

„Ja und nein. Ich spielte in einem Kindertheater und wir waren ganz erfolgreich. Wir haben einen Nationalwettbewerb gewonnen mit meinem Stück. Aber seit dem spielte ich wieder nur Eishockey und interessierte mich für Theater, Schauspielerei oder Kunst gar nicht. Und dann kam ich erst wieder ganz zufällig zur Schauspielerei zurück, als ich mir meinen Ellbogen gebrochen habe. Ich konnte also nicht mehr Eishockey spielen und darum versuchte ich dann Film.“

Aber Filme an sich haben Sie immer interessiert, oder?

„Ja, das stimmt. Ich schrieb immer einige Geschichten oder Drehbücher. Und ich ging tatsächlich jede Woche ins Kino, manchmal auch zwei Mal pro Woche. Vielleicht war das schon immer in mir. Ich weiß nicht. Aber es war eigentlich nicht mein Traum, ein Schauspieler zu werden.“

Jiří Mádl  (rechts) im Film „Snowborďáci“
Und in den Wald sind Sie gegangen, wie Sie mal erzählt haben – nicht nur ins Kino...

„Ja, ich verbrachte viel Zeit im Wald, wo ich Filme, die ich gerade gesehen hatte, für mich selbst nachgespielt habe. Ich glaubte, dass ich die Filme noch wirklich verbessern konnte (lacht). Ich spielte also Winnetou ein ´bisschen besser´ und Superman ein ´bisschen besser´, und ich habe immer die Sachen geändert, die ich in den Filmen nicht mochte (lacht).“

Sie sind 2004 zum Shootingstar geworden mit dem Film „Snowborďáci“ - die Snowboarder. Das war so eine Teeny-Komödie. „Rafťáci“ war ein etwas ähnlicher Film. „Gympl“ war schon ein bisschen ernster, und dann kam „Děti noci“ – die Kinder der Nacht. Ein sehr ernster Film über Sinnkrisen bei der Jugend. Im letzten Jahr haben Sie aber ganz anders von sich hören gemacht und zwar mit einem Polit-Spot, „Přemluv bábu“, also: Überrede Deine Oma, Deinen Opa, dass sie nicht die Linken wählen (Kommunisten und Sozialdemokraten). Das war kurz vor den Parlamentswahlen. Bereuen Sie diesen satirischen Spot, den Sie damals mit Ihrer Schauspielerkollegin Marta Issová gedreht haben?

Jiří Mádl mit Martha Issová im Polit-Spot „Přemluv bábu“
„Nein, ich bin noch ganz stolz, dass wir das gemacht haben, weil wir Initiative gezeigt haben. Und wir glaubten wirklich, dass sich die jungen Leute für Politik gar nicht interessiert haben. Aber heute muss ich zugeben, dass ich mit der Situation nicht zufrieden bin. Trotzdem – wenn man mich jetzt immer fragt, ob ich das heute noch machen würde, dann muss ich sagen, ich würde es noch einmal machen.“

Solange bis sich die politische Situation im Land wirklich bessert?

„Ich glaube, es geht nicht darum, was richtig ist. Da gibt es niemals eine einzige richtige Idee oder Meinung. Und ich glaube wirklich, dass auch die Linken sehr wichtig sind. Aber es ist nicht gut, wenn sich diese Parteien radikalisieren. Und wir glaubten, dass die Linken wirklich radikalisiert waren, und wir mussten uns dagegen etwas stark machen und auch den anderen Leute zeigen, dass sie sich dafür interessieren müssen.“

Jiří Mádl  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Das fehlt? Die Leute – vor allem die jungen – müssen sich mehr für Politik interessieren Ihrer Meinung nach?

„Ja, das glaube ich.“

Wir haben es am Anfang angesprochen – Sie sind gerade aus Berlin gekommen. Jetzt geht es fast unmittelbar weiter nach New York. Was steht da an?

„Ich will in New York Drehbuchschreiben studieren und lernen – nur einen kurzen Kurs machen. Das ist der eine Grund. Und außerdem war ich vielleicht niemals glücklicher als in New York. Und jetzt hatte ich wirklich eine komplizierte Zeit und ich glaube, dass ich Erholung brauche. Ich habe dort sehr gute Freunde, ich war schon zweimal dort. Und immer wenn ich zurückkam, fühlte ich mich besser und frei und klug (lacht) – ich weiß nicht. Oder erwachsen. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll.“

Jiří Mádl, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen gute Reise zu wünschen!

„Vielen Dank.“