Schneller, weiter, sicherer – Bahnchefs beraten die Zukunft des Zugverkehrs
Von den europäischen Lebensadern des Industriezeitalters zum Sorgenkind der Verkehrspolitik auf dem Kontinent – die Eisenbahn. Ende vergangener Woche haben sich die Chefs von fast 20 europäischen Bahngesellschaften in Prag getroffen, vor allem um den Zugverkehr besser zu machen zwischen Lissabon und Moskau. Themen waren unter anderem Hochgeschwindigkeitstrassen und Terrorismus. Zum Schluss gab es immerhin gute Stimmung zwischen Deutschland und Tschechien.
„Wenn man die Normalität der Hochgeschwindigkeitszüge in Asien sieht, dann ist man schon sehr enttäuscht darüber, wie weit wir in Mitteleuropa hinterher sind. Für uns sollte es eine Motivation sein, auch in Tschechien den Bau von solchen Trassen voranzutreiben.“
Zum Vergleich: Die zweihundert Kilometer lange Strecke zwischen Prag und Brno / Brünn zieht sich mit dem Zug über ungefähr zweieinhalb Stunden. International sieht es in Mitteleuropa noch schlechter aus: Die vierhundert Kilometer lange Fahrt zwischen Prag und München dauert ganze sechs Stunden, die regelmäßigen Verspätungen nicht mit eingerechnet.
Die Chefs von rund 20 europäischen Bahngesellschaften, von der portugiesischen CP bis zur russischen RŽD, wollen das nun besser machen. Bei ihrem Treffen am Freitag in Prag herrschte vor allem zwischen Deutschland und Tschechien Optimismus, wie Verkehrsminister Dan Ťok (parteilos) bestätigte:„Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat mir zugesichert, dass Deutschland die Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag mit höchster Wahrscheinlichkeit als prioritär einstuft in der deutschen Planung von Infrastrukturinvestitionen.“
Das bedeutet, dass man – wenn auch nicht in allzu naher Zukunft – in rund 50 Minuten von der tschechischen in die sächsische Hauptstadt kommen könnte. Für Tschechien ist die Anbindung an die europäischen Hochgeschwindigkeitsnetze wichtig, denn man will Drehscheibe werden zwischen West und Ost. Michal Drábek ist Verkehrsexperte beim Prager Think-Tank „Centrum pro efektivní dopravu“ / „Zentrum für effektive Verkehrsverbindungen“:
„Denkbar wäre ein weiterer Ausbau der Strecken, vielleicht irgendwann bis nach China. Das Ziel Tschechiens muss da sein, bei solchen Vorhaben nicht umgangenen zu werden. Dahingehend halte ich die jüngste Entscheidung des Verkehrsministeriums für unglücklich, bei der Modernisierung der Strecke zwischen Brünn und Přerov im Osten nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde zu rechnen.“Schnelle Züge waren aber nicht das einzige Thema der europäischen Bahn-Spitzen, es ging auch um die Sicherheit. Die Frage war dabei vor allem, wie man den offenen Raum Bahnhof möglichst lückenlos im Auge behalten könnte. Denn Sicherheitsrahmen und Kontrollen wie am Flughafen scheinen beim Passagieraufkommen im Schienenverkehr kaum praktikabel. Die tschechische Schienenverwaltung arbeitet jetzt schon mit der Polizei an einem gemeinsamen Kamerasystem. Kateřina Šubová ist Sprecherin der Behörde:
„Das wäre eine Möglichkeit, alle verdächtigen Signale auf den Bahnhöfen zu registrieren und bei Bedarf sofort einzugreifen. Und dass, ohne dabei die Bewegungsfreiheit der Passagiere zu beeinträchtigen.“Auch Verkehrsminister Dan Ťok findet ein solches System gut, denkt aber noch weiter:
„Nötig ist ein Scanner, der den Strom der Reisenden von der Seite überwacht, und ihn so nicht aufhalten muss.“
Nach dem heutigen Stand der Technik, hört sich das aber noch an wie Science-Fiction.