Selbstbewusstsein und gute Nachrichten – Internationaler Tag der Roma in Tschechien

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Seit nunmehr 27 Jahren ist der 8. April der Internationale Tag der Roma. Seit dem Jahr 2001 wird er auch in Tschechien begangenen, denn gerade hierzulande sieht sich diese Minderheit immer noch großen Problemen gegenüber. Immerhin scheint ein Streitpunkt vor der Lösung zu stehen.

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Bis heute weiß kaum jemand wirklich, wie viele Roma in Tschechien genau leben, wie sie denken und welches Leben sie sich wünschen. Eines ist jedoch klar: Die sozialen Probleme sind gewaltig, Diskriminierung und Segregation sind immer noch die größten Hürden für ein „normales“ Miteinander.

Gerade deshalb sind die zahlreichen Aktionen zum Internationalen Tag der Roma am 8. April so wichtig für die Angehörigen der Volksgruppe. Das bestätigt auch David Benak. Er ist Staatssekretär am Ministerium für Menschenrechte:

„Die Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Roma haben eine große Bedeutung auf zwei Ebenen. Einerseits sind sie wichtig für das Selbstbewusstsein der Roma selbst hierzulande. Anderseits sind Aktionen in so einer großen Konzentration auch eine gute Gelegenheit, die Roma-Community für Außenstehende zu öffnen.“

Messe für Roma unter Leitung von Erzbischof Dominik Kardinal Duka  (Foto: ČTK)
Unter anderem in Prag fanden zum 8. April viele Konzerte, Theateraufführungen und Diskussionen statt. Sie wurden vorwiegend von Roma gestaltet und sollten jeweils auf die Probleme der Minderheit aufmerksam machen. Vor allem aber sollten sie einen farbenfrohen und optimistischen Blick in die Zukunft bieten.

Seinen feierlichen Abschluss fand der Internationale Tag der Roma in Prag bei einer Galaveranstaltung im Theater „La Fabrika“. Ein Höhepunkt war dieses Jahr aber etwas ganz Neues. Das erste Mal fand in der Prager Herz-Jesu-Kirche Kirche im Stadtteil Vinohrady eine Messe für Roma statt, und zwar unter Leitung von Erzbischof Dominik Kardinal Duka. Der Blogger und Roma-Aktivist Marcel Ščuka hat den Gottesdienst mitorganisiert:

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„Wir haben nach einem Weg gesucht, die Roma-Seele wachzurütteln. Uns ist dann eingefallen, dass wir dazu eine heilige Messe organisieren könnten. Das heißt, wir wollten die Roma-Seele mit Christentum füllen.“

Vor allem das Zusammensein mit Musik, schauspielerischen Darbietungen und Tanz hat den Anwesenden in der Herz-Jesu-Kirche gefallen:

„Eine super Atmosphäre gibt es hier, tolle Musiker, einfach gelungen ist das Ganze“, sagte zum Beispiel Eva Balážová, die extra aus dem mittelböhmischen Slaný zur Messe nach Prag gekommen ist.

Pünktlich zum 8. April könnte es auch eine gute Nachricht für die Roma in Tschechien geben. Es scheint nämlich Bewegung in die Causa um das Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Lety zu kommen. Anfang der 1970er Jahre entstand dann am Ort des früheren KZ die heutige Schweinemast. Seit längerem ist von Seiten der Regierung ein Kauf des Geländes geplant und die Errichtung einer Gedenkstätte. Ein Durchbruch konnte bisher jedoch nicht erzielt werden. Nun gibt es womöglich aber Hoffnung. Zumindest deutete das Menschenrechtsminister Jan Chvojka an:

Gedenkstätte in Lety | Foto: Jana Šustová,  Radio Prague International
„Zunächst muss der Preis für den Kauf des Geländes festgelegt werden, und dann können wir über weitere Schritte verhandeln. Meiner Meinung nach sollten die Gutachten bis Mai vorliegen, eine Entscheidung könnte dann im Juni fallen.“

Das Roma-KZ Lety wurde im August 1942 von den deutschen Besatzern eingerichtet, zuvor bestand dort bereits ein Strafarbeitslager. Insgesamt 327 Menschen starben unter den katastrophalen Bedingungen in Lety. Die übrigen der mehr als 1300 Insassen wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.