Roma-Vetreter gründen Parlament in Prag

In Prag wurde ein Roma-Parlament konstituiert

Der Internationale Tag der Roma wurde am Donnerstag auch in der Tschechischen Republik begangen. Man erinnerte dabei erneut an das weltweite Treffen der Roma am 8. April 1971 nahe London, bei dem sich Roma auf eine gemeinsame Hymne und Flagge geeinigt hatten. Markéta Maurová berichtet.

In Prag wurde ein Roma-Parlament konstituiert
In der Tschechischen Republik haben sich 11.000 Menschen bei der letzten Volkszählung zur Roma-Nationalität bekannt. Schätzungen zufolge lebt jedoch eine Viertelmillion Roma in Tschechien. Ihre führenden Repräsentanten haben am Donnerstag in Prag ein Roma-Parlament konstituiert, das als Dachorganisation alle Gruppierungen der tschechischen Roma vereinen und in Zukunft sowohl den Gesetzgebern und der Regierung als auch weiteren in- und ausländischen Institutionen als legitimierter Ansprechpartner dienen soll. Beschlossen wurde das Parlament auf der Republikweiten Konferenz der Roma-Organisationen. Der Präsident der Internationalen Union der Roma (IRU), Emil Scuka, sagte auf der Konferenz, dass der bevorstehende EU-Beitritt Tschechiens den Roma keinen Nutzen bringen werde. Auch in Westeuropa sei nämlich das Problem der Roma bisher nicht gelöst worden. Die Roma-Journalistin Jarmila Balazova sieht in der Entwicklung der letzten Jahre aber gewisse Fortschritte:

"Ich glaube, dass besonders in den Medien ein Fortschritt erreicht wurde. Erstens gibt es jetzt Roma-Medien und zweitens hat man in den tschechischen Medien begriffen, dass man irgendwie differenzieren muss. Und auch im Bereich der Bildung kann man von einem Fortschritt sprechen. Dagegen sehe ich Probleme im Bereich der Arbeitslosigkeit, des latenten und offenen Rassismus, des sozialen Niveaus und der damit zusammenhängenden Auswanderung und Gettoisierung, mit der wir keine Erfahrungen haben."

Einige Leute in trafen sich in Lety bei Pisek  (Foto: CTK)
Anlässlich des Internationalen Tags der Roma fand ein Treffn in Lety bei Pisek statt, wo sich während des Zweiten Weltkriegs ein KZ für Roma befunden hat. Worin sieht der orthodoxe Geistliche David Dudas, der dort einen Gottesdienst für die Toten zelebrierte, die Probleme der Roma?

David Dudas in Lety bei Pisek  (Foto: CTK)
"Das erste Problem liegt auf unserer Seite: Wir sind keine Einheit, wir haben keine würdevolle Repräsentation. Und die weiteren Probleme sind traditionell: Diskriminierung, Rassismus, also alte Angelegenheiten, die heute keinen überraschen."

Im Park auf dem Letna-Plateau in Prag wurde eine Linde gepflanzt
Im Park auf dem Letna-Plateau in Prag wurde am Internationalen Tag der Roma eine Linde gepflanzt. Sie soll symbolisieren, dass verschiedene Nationalitäten in der Tschechischen Republik ihre Wurzeln schlagen.