Sensationsfund in Ägypten: Tschechische Forscher entdecken Grab von unbekannter Königin

Foto: ČTK

Eine bislang unbekannte Person von Rang aus der ägyptischen Geschichte zu entdecken, das wäre für viele Altertumsforscher wohl das höchste der Gefühle. Tschechischen Ägyptologen ist nun genau das gelungen. Am Sonntag teilten sie mit, dass sie bei ihren Forschungen unweit von Kairo auf das Grab einer Herrscherin aus der fünften Dynastie gestoßen sind. Sie heißt Khentakawess III., und soll nun weitere Erkenntnisse über die Periode des Alten Reiches in Ägypten liefern.

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Die Königin, von deren Existenz bislang niemand etwas ahnte, lebte vor rund 4500 Jahren, zu Zeiten der fünften Dynastie im Alten Reich. Die Forscher fanden ihren letzten Ruheort nun in der unvollendeten Grabanlage von Pharao Neferefre, der auch als Raneferef bekannt ist. Leiter der tschechischen Expedition ist Miroslav Bárta. Den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks übermittelte er per Telefon erste Details:

„Die Begräbnisstätte befindet sich im Herzen des königlichen Pyramidengrabs in Abusir. Es handelt sich um ein Mastaba-Grab, das heißt, einen Kalkbau mit einem rechteckigen Grundriss, mit Kapelle, Schacht und einer Grabkammer tief unter der Erde. Genau dort haben wir die Inschriften gefunden, die den Namen der Grabbesitzerin, ihren Rang und ihre Stellung am Hof des Pharaos belegen.“

Miroslav Bárta  (Foto: Jan Sklenář,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Weil sich das Grab so nah bei der Gruft des Herrschers befindet, halten es die Forscher für wahrscheinlich, dass Khentakawess die Frau von Pharao Neferefre war. Sie starb um 2500 vor Christus. Der ägyptische Minister für Altertümer, Mamduh al-Damati, sagte am Wochenende, er hoffe auf neue Erkenntnisse über die fünfte Dynastie. Unter anderem in dieser Epoche wurden im alten Ägypten die Pyramiden errichtet. Auch Miroslav Bárta schätzt die Entdeckung sehr hoch ein:

„Momentan scheint es so, als sei es wirklich ein sehr bedeutender Fund, denn er belegt, auf welche Art im Ägypten zur Zeit der fünften Dynastie die Macht von einer Generation zur nächsten übergeben wurde. Die fünfte Dynastie ist der Zeitraum, auf der sich unsere archäologische Konzession Abusir erstreckt. Das heißt, niemand auf der Welt hat bessere Grundlagenforschung über diesen Zeitraum als die tschechische Expedition in Ägypten.“

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Tschechische Ägyptologen forschen schon seit den 1960er Jahren in Abusir. Die Totenstadt liegt etwa zwölf Kilometer südlich von Kairo und unweit der großen Pyramiden von Gizeh. Nach Abschluss von Grabungsarbeiten in Nubien standen den Forschern damals mehrere Gebiete zur Auswahl. Abusir hat sich inzwischen als Goldgrube erwiesen:

„Abusir ist voller archäologischer Überraschungen. Wenn wir zurückblicken, gab es tatsächlich jedes Jahr irgendeinen Fund von Weltrang.“

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Erst 2012 fanden die Forscher auf dem Gelände das Grab einer Prinzessin, im Jahr darauf das Grab eines königlichen Leibarztes. Bei der jüngsten Entdeckung förderten die Forscher aus dem Grabmal von Königin Khentakawess auch Alltagsgegenstände aus Kalk und Kupfer zu Tage. Der größte Teil der Arbeit steht dem Team um Miroslav Bárta jeodoch erst noch bevor.

„Die archäologische Expedition ist im Dezember zu Ende gegangen. Nun laufen gerade die ersten Auswertungen dieser Funde. Ich hoffe, dass es uns in diesem Jahr gelingt, mit diesem Projekt weiter voranzukommen.“

Autor: Annette Kraus
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