Sibel Kekilli in Karlsbad: „Ich beurteile die Filme nach meinem Gefühl“

Sibel Kekilli (Foto: Ozgur Poyrazoglu, Creative Commons 2.0)

Das 46. Internationale Filmfestival in Karlovy Vary / Karlsbad geht langsam zu Ende. Die Filmemacher und Zuschauer erfahren Samstagabend bei der feierlichen Preisübergabe, wer gewonnen hat. In der Jury, die zwölf Filme im Hauptwettbewerb zu beurteilen hat, sitzt auch Sibel Kekilli – im Folgenden ein Interview mit der deutschen Schauspielerin.

Sibel Kekilli  (Foto: Ozgur Poyrazoglu,  Creative Commons 2.0)
Frau Kekilli, Sie sind nicht zum ersten Mal hier auf dem Festival, Sie haben schon einmal eine Delegation begleitet, die einen Film beim Festival einreichte. Wann war denn das?

„Ich habe in einem Film mitgespielt, der im Wettbewerb in Karlovy Vary lief: ´Winterreise´ von Hans Steinbichler. Das war vor fünf Jahren, als ich das erste Mal hier gewesen bin.“

Hat sich hier inzwischen etwas verändert?

„In Karlovy Vary? Ich finde es immer noch wunderschön, vielleicht ist die Stadt noch schöner geworden. Aber vielleicht ist das unmöglich, noch schöner zu werden, weil die Stadt schon damals sehr schön war. Ich finde diese Stadt einfach toll.“

In welcher Rolle fühlen Sie sich hier wohler: als Schauspielerin in einer Filmdelegation oder als Jury-Mitglied? Die Arbeit der Jury ist wahrscheinlich anstrengender, oder?

46. Internationales Filmfestival in Karlovy Vary  (Foto: Štěpánka Budková)
„Ich bin eine Vollblutschauspielerin. Ich liebe es, als Schauspielerin vor der Kamera zu stehen und am Set zu sein. Aber ich genieße es auch sehr, in der Jury zu sein. Und dass man mit den tollen Jury-Mitgliedern auf Augenhöhe diskutieren, die Jury-Mitglieder und natürlich auch andere Menschen kennen lernen kann und dass man mir zutraut, am Ende den Siegesfilm zu wählen. Man kann beides nicht vergleichen, aber mir machen beide Arbeiten sehr viel Spaß.“

Beurteilen Sie die Filme aus der Sicht einer Schauspielerin?

46. Internationales Filmfestival in Karlovy Vary  (Foto: Štěpánka Budková)
„Nein. Wenn ich mich ins Kino setze, dann beurteile ich Filme nach meinem Gefühl. Natürlich habe ich mehr Ahnung als Schauspielerin als zum Beispiel zu sagen, das Licht war so und so. Da kann ich natürlich nicht hundertprozentig mitreden, aber ich kann zumindest sagen, ob mir die Kameraführung gefallen hat. Also vielleicht wie jeder Zuschauer auch. Ich denke, ich beurteile jetzt nicht als Schauspielerin, sondern vielleicht wie jemand aus dem Filmbusiness.“

Wie sieht eigentlich die Arbeit der Jury aus? Wir nach jedem Film sofort diskutiert, oder überlegen Sie zunächst, vergleichen Sie die Filme?

46. Internationales Filmfestival in Karlovy Vary  (Foto: Štěpánka Budková)
„Nein. Wir hatten jetzt einmal ein Treffen zur Hälfte der Zeit, wo wir uns hingesetzt haben, kurz diskutiert haben. Und morgen ist die endgültige Diskussion. Ja, wir reden nach dem Film ganz kurz miteinander, aber trotzdem geht jeder mit seinen eigenen Gedanken nach Hause. Es ist nicht die endgültige Diskussion oder so.“

Ich weiß, dass Sie nicht den Favorit der Jury verraten dürfen, aber haben Sie Ihren persönlichen Tipp, einen Film, der Ihnen besonders gefallen hat?

´Es war einmal in Anatolien´
„Nein, ich kann über andere Filme sprechen, außerhalb des Wettbewerbs, aber wie gesagt, ich möchte jetzt bewusst nichts über die Filme im Wettbewerb sagen. Aber außerhalb des Wettbewerbs hatte ich hier auch ein paar Mal Zeit, Filme anzugucken. Ich habe mir gerade einen Film von Kaurismäki angekuckt, der hat mir sehr gefallen, und den Film von Nuri Bilge Ceylan ´Es war einmal in Anatolien´.“

Sie stammen aus Deutschland und Deutschland ist in diesem Jahr sogar mit zwei Filmen im Wettbewerb vertreten. Ist die Lage im deutschen Film so gut, dass es dort vieles zu bieten gibt?

„Da müssen Sie erstmal die fragen, die die Filme ausgewählt haben. Ich kann nur sagen, dass es in Deutschland gerade eine neue Welle, eine neue Generation von neuen Filmemachern gibt, von jungen Filmemachern, die neue Ideen haben - und es kommen gute Filme raus. In Cannes war ja auch gerade ein Film, nicht im Wettbewerb, aber er wurde von Andreas Dresen vorgestellt. Es freut mich, dass deutsche Filme überall zu sehen sind.“