Sicherheit an Universitäten in Tschechien: Welche Schritte sind nötig und sinnvoll?

Philosophische Fakultät der Karls-Universität

Kein größeres Gepäck, Kontrollen der Taschen und Sicherheitstrainings für Angestellte und Studierende.

Seit dem Amoklauf an der Karlsuniversität in Prag sind zwei Wochen vergangen. Ein Student der philosophischen Fakultät hat dabei 14 Menschen getötet, Dutzende weitere verletzt und anschließend sich selbst erschossen. An den tschechischen Hochschulen wird seitdem intensiv darüber diskutiert, wie die Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden können, um eine solche Tragödie künftig zu verhindern. Am Mittwoch fand dazu ein Treffen von Rektoren, Vertretern des Bildungsministeriums und der Polizei statt.

Mikuláš Bek | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Die Universitäten planen in Zusammenarbeit mit der Polizei, ein Krisenwarninformationssystem einzurichten. Akademiker und Studierende sollen ein intensives Sicherheitstraining erhalten. Diskutiert wird auch über die Sicherung von Gebäuden. Laut Bildungsminister Mikuláš Bek (Bürgermeisterpartei Stan) will man sich dazu mit Experten in Ländern beraten, die mehr Erfahrungen mit Schusswaffen-Anschlägen haben. Er nennt ein konkretes Beispiel:

„In den Vereinigten Staaten ist es zum Beispiel üblich, dass man kein großes Gepäck mit auf den Campus nehmen darf. Dieses muss stattdessen in einer Box oder in einem sicheren Raum deponiert werden.“

Nach Aussage von Rektorin Milena Králíčková wird auch über die Sicherheitsvorkehrungen an den Eingängen diskutiert. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass an der Karlsuniversität Sicherheitsrahmen installiert würden, sagte sie:

Mikuláš Bek und Milena Králíčková | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

„Nach Verhandlungen mit den Dekanen ist mir keine Fakultät bekannt, die in diesen Tagen beschlossen hat, solche Rahmen zu installieren. Die Sicherheit wird an der Universität auf andere Weise erhöht, etwa durch verstärkte Kontrollen an den Eingängen und weitere Instrumente.“

Králíčková sagte auch, dass gründliche Analysen erforderlich seien, bevor konkrete Schritte unternommen werden könnten. Ihrer Aussage nach wird jede Fakultät die Regeln selbst anpassen:

„Bei den Maßnahmen geht es nicht nur darum, etwa Aufbewahrungsboxen irgendwo zu installieren. Es geht auch darum, dass Experten zur Verfügung stehen, die in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und der Polizei analysieren, welche Maßnahmen für das jeweilige Gebäude am besten und effektivsten sind, um das Risiko möglichst zu senken.“

Zdeněk Kalvach von der philosophischen Fakultät hat schon seit 2020 an einer Sicherheitsanalyse tschechischer Hochschulen gearbeitet. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Prager Karlsuniversität als mögliches weiches Ziel. Dabei hat Kalvach fast 200 Universitätsgebäude überprüft. Das Ergebnis waren allgemeine Empfehlungen, die einzelne Fakultäten bereits 2023 erhielten. Diese Prinzipien würden auch nach dem Angriff weiter gelten, betonte er auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die Universität solle sich in den aktuellen Erwägungen vor allem auf eine sofortige Reaktion auf einen möglichen Zwischenfall konzentrieren, so Kalvach:

Gedenkstätte vor der Philosophischen Fakultät | Foto: Kamila Schusterová,  Tschechischer Rundfunk

„Die Personen im Gebäude sollen vorbereitet sein, um möglichst sicher zu reagieren. Eine zweite Priorität ist die rechtzeitige Warnung: Möglichst viele Menschen in der Umgebung sollten informiert werden können, wenn eine Attacke stattfindet. Die dritte Priorität ist die Begrenzung der Folgen dank einer effektiven Koordination, einem effizienten Krisenstab und möglichst schneller Hilfe. Hingegen halten wir es nicht für sinnvoll, Hürden wie Sicherheitsrahmen und Drehkreuze an Eingängen einzurichten. Diese haben sich bei dieser Art Gewaltattacke aus Betriebs- und Personalgründen nicht als sinnvoll erwiesen.“

Das Hauptgebäude der philosophischen Fakultät der Karlsuniversität ist seit dem Amoklauf am 21. Dezember geschlossen. Und dies bleibt vorerst auch so. Das Wintersemester wird nicht mehr zu Ende geführt. Erst zum Sommersemester ab dem 19. Februar solle die Lehrtätigkeit wieder aufgenommen werden, sagte Dekanin Eva Lehečková bei einem Treffen mit Journalisten am Donnerstag. Eine Ausnahme bildet der vierte Stock des Gebäudes. Hier war es zu dem Massaker gekommen, und dieses Stockwerk bleibt voraussichtlich auch das gesamte Sommersemester über geschlossen.

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Autoren: Markéta Kachlíková , Eva Mikulka Šelepová
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