Sicherheitsrat der Tschechischen Republik tagte zur Situation in den USA

New York am 11. 9. 2001

Bereits am frühen Dienstagabend war der Sicherheitsrat der Tschechischen Republik zu einer außerordentlichen Sitzung zur Situation in den USA einberufen worden. Dabei ist festgelegt worden, unverzüglich erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an den Prager Botschaften der Vereinigten Staaten und Israels sowie weiteren Einrichtungen dieser Länder auf tschechischem Territorium zu treffen. Am Mittwoch Vormittag gaben Regierungsvertreter eine erste Einschätzung über die aktuelle Situation aus tschechischer Sicht ab. Lothar Martin war beim Briefing vor Ort. Hier sein Bericht.

Gleich am frühen Mittwoch Morgen hatte sich der Sicherheitsrat der Tschechischen Republik unter Teilnahme des tschechischen Präsidenten Václav Havel und der Vorsitzenden beider Parlamentskammern erneut zusammen gefunden, um die Sicherheitssituation im Lande zu erörtern und die durchgeführten Sicherheitsmaßnahmen nach den hinterhältigen Terrorangriffen in den USA zu bewerten. Dabei brachten vor allem die Minister für Äußere Angelegenheiten, für Inneres, für Verteidigung sowie für Verkehr und Verbindungen ihre neuesten Informationen in die Debatte ein. Danach erklärte Vizepremier Vladimír Spidla, der die operative Leitung des Sicherheitsrates inne hat, vor den Journalisten: "Der Sicherheitsrat hat konstatiert, dass gegenwärtig keine Informationen darüber vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass die Tschechische Republik einer direkten Bedrohung unterliege. Die Tschechische Republik ist ununterbrochen in operativem Kontakt mit ihren Verbündeten innerhalb der NATO. Die Tschechische Republik drückt wiederholt ihre Solidarität mit den Menschen der Vereinigten Staaten aus und sie ist darauf vorbereitet, auf Wunsch der USA jedwede Hilfe zu gewähren. Es wurde damit begonnen, eine Analyse und Bewertung der gesamten Folgen des Terroranschlags für die Tschechische Republik zu erstellen. Die anwesenden Verfassungsvertreter äußerten eine klare Übereinstimmung in ihren Meinungen zur Lösung der entstandenen Situation."

Spidla ergänzte zudem, dass die bereits am Dienstag getroffenen Sicherheitsmaßnahmen bis auf weiteres aufrecht erhalten werden. Außenminister Jan Kavan wiederum betonte, dass man mit mehr als 100 tschechischen Auslandsvertretungen in Verbindung stehe und deren Informationen ständig auswerte. Am wichtigsten sei jedoch das tschechische Generalkonsulat in New York, zu dessen Tätigkeit Kavan folgendes sagte:

"Unser Generalkonsulat in New York hilft zum einen denjenigen Bürgern, die weder gestern noch heute nach Prag zurückreisen konnten und können, und selbstverständlich besteht die Hauptpriorität darin, festzustellen, ob unter den Opfern auch tschechische Bürger sind. Auf diese Frage können wir im Moment weder eine negative noch eine positive Antwort geben. Unsere amerikanischen Quellen gaben an, frühestens am Mittwochabend, aber wahrscheinlich erst am Donnerstag eine erste Übersicht über die Anzahl der Opfer und deren Nationalität geben zu können. Im Augenblick wissen wir nur, dass alle Beschäftigten des tschechischen Auslandsdienstes in den USA gesund und wohlauf sind."