Sieben Wochen krankgeschrieben: Eine Covid-19-Kranke berichtet

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9721 neue Corona-Fälle in Tschechien am Freitag. Die Zahl der Infizierten nimmt hierzulande immer weiter zu. Die meisten Betroffenen bekommen dank schwacher Symptome kaum etwas mit von dem Infekt. Die Menschen aber, bei denen die Krankheit Covid-19 ausbricht, haben oft wochenlange und schwere gesundheitliche Probleme. Davon kann Jana Škramlíková aus Prag berichten.

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Sie bekam ihr positives Testergebnis am 19. September, einem Samstag. Dann ging es rapide abwärts.

„Ich hatte anhaltend 39 Grad Fieber. Meine Ärztin wies mich an, im Bett zu bleiben, solange ich normal atmen kann. Die hohe Temperatur sollte ich mit Aspirin bekämpfen. Am Mittwoch war ich dann schon in einem Zustand, an den ich mich kaum noch erinnere. Und ich hatte die ganze Zeit Schüttelfrost. Das dauerte über eine Woche an.“

Der Rettungswagen brachte die 53-Jährige auf die Lungenstation des Thomayer-Krankenhauses im Süden von Prag. Dort wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert.

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„Dann habe ich Remdesivir bekommen und auch Antibiotika. Die ganze Zeit über war ich schrecklich müde, mir hat alles wehgetan. Ich war apathisch und wirklich erledigt. Am schlimmsten dran war meine Psyche.“

Das Coronavirus ist hoch ansteckend, und so infizierte sich auch Škramlíkovás gesamte Familie. Die 88-jährige Großmutter konnte zwar zu Hause bleiben, war aber einen ganzen Monat ans Bett gefesselt. Allein die Freundin des jüngeren Sohns infizierte sich nicht. Den älteren Sohn hingegen holte ebenfalls der Rettungswagen ab. Er konnte das Krankenhaus aber schon am nächsten Tag wieder verlassen.

Seine Mutter Jana wurde auf der Lungenstation indessen mit Sauerstoff versorgt, musste aber nicht ans Beatmungsgerät angeschlossen werden. Sie blieb die ganze Zeit bei Bewusstsein.

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„Die Krankenschwestern und das gesamte Personal waren wirklich toll. Sie haben die ganze Zeit versucht, die Patienten von dieser Lethargie zu befreien. Dabei müssen sie selbst psychisch eine Menge aushalten.“

In der Tat, die tschechischen Medien sind voll von Berichten über die außergewöhnliche Einsatzbereitschaft der Pflegekräfte. Viele gehen momentan nur noch zum Schlafen nach Hause und verbringen den Rest der Zeit am Arbeitsplatz. Dabei sind sie selbst natürlich der Infektionsgefahr stark ausgesetzt. Milan Kubek, Chef der hiesigen Ärztekammer, sagte am Donnerstagabend im Tschechischen Fernsehen:

Milan Kubek  (Foto: ČT24)

„Unsere Krankenhäuser werden wirklich überflutet von Covid-19-Kranken. Daneben müssen wir uns auch immer noch um andere ernsthafte Krankheitsfälle kümmern. Alle zehn Tage verdoppelt sich die Zahl der Covid-19-Patienten, und alle zehn Tage verdoppelt sich auch die Zahl der infizierten Mediziner. Im Moment sind das 6000 Beschäftigte, davon mehr als 1200 Ärzte. Die Lage ist wirklich sehr ernst.“

Die Krankenhäuser suchen händeringend personelle Verstärkung. Sie rufen ausgebildete Schwestern und Pfleger, die in anderen Berufen arbeiten, zur Rückkehr auf und integrieren sogar Auszubildende in ihre Teams. Angesichts dieser Lage und ihrer eigenen Erfahrung äußert Jana Škramlíková Unverständnis für Menschen, die die Corona-Infektion wenig ernst nehmen:

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„Interessant ist, dass viele Menschen es für eine leichte Erkältung halten. Und das obwohl viel darüber zu lesen ist, was die Betroffenen durchmachen. Da spielen sich irgendwelche Prominenten auf. Wenn es aber um ihre eigenen Eltern, Großeltern oder Familie ginge… Mein Gott, sind wir wirklich so eine dumme Nation?“

Jana Škramlíková glaubt auch nicht daran, dass sie nach überstandener Krankheit nun immun gegenüber dem Coronavirus sei. Darum trägt sie drinnen wie draußen ihre Maske, genau wie ihre ganze Familie. Krankgeschrieben ist Škramlíková noch bis zum 9. November.