Siemens CR übernimmt als Topfirma auch gesellschaftliche Verantwortung

Der Schnellzug von Siemens

Im heutigen Wirtschaftsmagazin stellt Ihnen Lothar Martin eine Firma vor, die zu den Top 10 der Tschechischen Republik gehört, und die trotz ihres deutschen Ursprungs hierzulande auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann.

Die deutsche Firma Siemens AG ist vor mehr als 150 Jahren entstanden und gehört heutzutage zu den größten Weltkonzernen auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Elektronik. In mehr als 190 Ländern der Erde ist Siemens seinen Kunden gegenüber ein innovativer und kompetenter Partner. Eines dieser Länder ist auch die Tschechische Republik, in der Siemens bereits 1890 eine Niederlassung in Prag und Brno/Brünn gründete, um diese nach der nach dem zweiten Weltkrieg erfolgten Verstaatlichung all seiner Gesellschaften durch die Kommunisten im Jahre 1990 wiederzueröffnen. Seitdem hat Siemens auf dem Gebiet der Tschechischen Republik insgesamt 25 Gesellschaften gegründet, in denen rund 11.000 Arbeitnehmer beschäftigt sind. Mit dieser Anzahl sowie mit einem Jahresumsatz von knapp 40 Milliarden Kronen (ca. 1,3 Milliarden Euro) gehört die Siemens Gruppe in der Tschechischen Republik zu den Top 10 der größten Wirtschaftsunternehmen des Landes. Aber die Firma Siemens Ceská republika ist mehr als nur ein auf wirtschaftliche Kennziffern ausgerichteter Konzern. Mit seinem finanziellen und personellen Engagement auf den Gebieten Karitas, Bildung, Umwelt, Kultur und Sport zählt Siemens in der Tschechischen Republik zu den progressivsten und aktiv auf die gesellschaftliche Entwicklung Einfluss nehmenden Unternehmen des Landes. Gemessen an diesen Aktivitäten ist der Grad der Bekanntheit bzw. Popularität des Konzerns in Tschechien noch relativ gering. Doch darüber sowie über andere spezifische Merkmale und Verdienste von Siemens Ceská republika habe ich bereits mit Petr Sedlácek, dem PR-Manager und Pressesprecher des Unternehmers, gesprochen:

Herr Sedlácek, wenn man von der Wirtschaftskraft der Tschechischen Republik spricht, dann werden an erster Stelle immer Namen genannt wie Skoda Auto, CEZ oder Cesky Telecom - also Namen, die einen tschechischen Klang haben. Nun ist Siemens auch eine der größten Firmen hier im Lande, aber Ihre Firma wird in diesem Atemzug nicht genannt. Sehe ich das richtig? Und wenn ja, warum ist das so?

"Sie sehen das absolut richtig. Es tut uns ein bisschen leid, weil die Tradition der Firma Siemens in Tschechien sehr lang ist. Das erste hiesige Büro von Siemens wurde 1890 in Prag eröffnet, und unser eigentlich größtes Werk, die Fabrik in Mohelnice, gehörte seinerzeit auch zum Eigentum der Firma Siemens. Natürlich ist Siemens kein tschechischer Name, weshalb man die etwas niedrigere Popularität durchaus verstehen kann. Aber die Geschichte von Siemens in Tschechien ist wirklich sehr, sehr lang, und wir sind stolz darauf."

Siemens klingt halt deutsch, ist bekannt als deutsche Firma und wird daher nicht so richtig wahrgenommen. Dabei ist doch die Verbundenheit oder auch Zugehörigkeit von Siemens zu Tschechien bzw. den damaligen böhmischen Ländern eigentlich viel größer als das viele wissen. 1885 wurde durch Siemens die Beleuchtung im Prager Ständetheater installiert, 1919 wurde Prag durch Siemens an das modernste Telegrafennetz in Europa angeschlossen. Das sind doch Dinge, die man eigentlich nur wieder etwas mehr in Erinnerung rufen müsste?

"Das stimmt. Auch die Journalisten hier in Tschechien sind nicht selten überrascht und fragen sehr oft: Stimmt das, dass das Büro von Siemens im Jahre 90 eröffnet wurde? Ich sage dann immer: Ja, das stimmt zwar, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das gleiche Jahrhundert meinen. Die Kollegen sind dann immer etwas überrascht und äußern: Was meinen Sie, was für ein Jahrhundert? Wenn ich dann 1890 sage, dann wollen Sie es nicht glauben."

Ist es nicht auch so, dass Siemens vielleicht nicht so bekannt ist, weil man Siemens nicht so an seiner Produktion festmachen kann wie zum Beispiel die Firma Skoda Auto, die Autos herstellt, oder die Firma CEZ, die Elektroenergie erzeugt. Andererseits steckt Siemens eigentlich überall drin. Können Sie uns daher verraten, in welchen Bereichen Sie zu Hause sind?

Andererseits fühlt sich nicht auch Siemens sehr gut in der Tschechischen Republik aufgehoben? Denn Tschechien bzw. die damaligen böhmischen Länder galten immer als das Land der Techniker und Ingenieure...

"Ja, das hängt natürlich mit der Tradition zusammen, die Siemens in Tschechien hat. Wir haben viele Werke in Tschechien und wir nutzen natürlich die Kenntnisse und Erfahrungen aus, die in Tschechien immer waren und hoffentlich immer sein werden."

Wir sollten das einmal ein bisschen in Zahlen dokumentieren, welche Größe Siemens in Tschechien darstellt, oder anders gesagt, was die Firma seit der Wiedereröffnung ihrer Niederlassung im Jahre 1990 eigentlich geleistet hat. Könnten Sie einige Zahlen zur Entwicklung nennen?

"Nun, es war so, dass unser Wachstum nahezu jedes Jahr kräftig gestiegen ist. Im Geschäftsjahr 2002/03, das am 30. September endet, hatten wir 11.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Man kann also sagen, wir sind in der Tat eine der zehn größten Firmen in Tschechien."

Sie haben ja 1990 neu angefangen. Mit wie viel Personen und Gesellschaften? Wie war das damals?

"Als erste Siemens-Gesellschaft operierte hier die Medizinische Technik, die mit 15 Beschäftigten angefangen hat. Danach haben wir einige Werke gebaut oder gekauft, und dadurch ist alles natürlich auch ein bisschen schneller gewachsen."

Fühlt sich Siemens nicht inzwischen bestätigt, dass man damals bei den so genannten Dopravní systemy, einem Bankrott gegangenen Werk des großen ehemaligen CKD-Kombinats, eingestiegen ist, dieses Werk vor dem völligen Ruin bewahrt hat, und man jetzt hier die neuen, tollen Wagenzüge für die Prager Metro herstellt?

"Ja, wir sind sehr stolz auf dieses Werk. Denn das war eine sehr interessante Geschichte, da das Werk ursprünglich für zwei Zwecke gebaut wurde. Der erste und gleichzeitige Hauptgrund seiner Entstehung war die Produktion von 3000 Straßenbahnen pro Jahr, was eine unglaubliche Zahl ist. Und zweitens: In der Zeit des Krieges war das Werk imstande, auch SS-20-Raketen zu produzieren. Also, als wir da eingestiegen sind, mussten wir zunächst 300 Tonnen an Maschinen entsorgen, und wir mussten überdies alle dafür errichteten Bunker wieder schließen. Das war schon höchst interessant. Und jetzt ist daraus eines der modernsten Werke für die Produktion von Schienenfahrzeugen in Europa geworden."

Siemens hat jetzt fest Fuß gefasst, das Unternehmen gehört zu den Top 10 in Tschechien. Wo will sich die Firma in Zukunft sehen, wie soll die Entwicklung von Siemens weitergehen? Wollt ihr wie gesagt mit Tschechien mitwachsen? Wie seht ihr euch selbst?

"Eigentlich haben Sie die Richtung schon vorgegeben, indem Sie gesagt haben, dass wir tatsächlich mit Tschechien wachsen wollen. Das heißt, wir wollen für Tschechien Arbeitsplätze schaffen, die modernsten Technologien einführen, Universitäten unterstützen und uns natürlich auch in sozialen Bereichen einsetzen. Also, wir wollen in der Tat wie ein Bürger in Tschechien sein, und nicht nur wie eine Firma, die versucht, Geld zu verdienen."

Also abschließend gesagt: Darf bzw. muss Tschechien stolz sein, mit Siemens im eigenen Land eine Firma zu haben, die auf dem internationalen Markt in den Bereichen Elektrotechnik und Elektronik immer führend sein wird?

"Ich würde es eigentlich umgekehrt sagen: Wir sind stolz, dass wir in Tschechien sein können!"