Silvester-Nachrichten
Eine bis vor kurzem noch existierende Lücke auf dem Tourismusmarkt versuchen nun einige unternehmenstüchtige tschechische Reisebüros zu füllen, die Urlaubsangebote maßgeschneidert nur für eine bestimmte Klientel vorbereiten. Unter dem Motto "Auch Sie finden ein ruhiges Asyl auf den Seychellen!" bieten spezialisierte Reiseagenturen Aufenthalte an, die einen eher langfristigen Charakter haben. Einen richtigen Boom verzeichneten die Touroperatoren, nachdem der inzwischen populäre tschechische Milliardär Radovan Krejcir, der der Unterschlagung und sogar der Planung eines Mordes beschuldigt wird, in der Anwesenheit der Polizei verschwunden und kurz danach auf den Seychellen aufgetaucht worden war.
Der Beschuldigte ließ sich auf den Inseln nieder, die Paradiesatmosphäre seiner neuen Heimat inspirierte ihn sogar dazu, Memoiren zu verfassen. Durch den Bestseller aus der Feder des beschuldigten Milliardärs angeregt sowie durch seine Erklärung, auf den Inseln werde man von keinerlei Bullen gestört, stellten flexible Reiseveranstalter prompt entsprechende Urlaubsangebote für reiselustige Kunden zusammen, die Probleme mit der Justiz haben. Werbematerial, mit dem die mehrjährigen Ausflüge auf die Seychellen propagiert werden, wird inzwischen trotz Protesten der Justiz den inoffiziellen Informationen zufolge direkt vor den Gerichtssälen und in einigen Fällen sogar in den Strafvollzugsanstalten verteilt. Einige der prominenten Knastbrüder Tschechiens träumen inzwischen schon von der ersehnte Seychellen-Reise. Unter der Bezeichnung "All inclusive" soll sich dabei nicht nur die Verpflegung, sondern auch entsprechendes, mit der Flucht des Verfolgten zusammenhängendes Service verbergen. Einige der offiziellen Vertreter der Seychellen haben zwar eine Protestnote gegen den Export zwielichtiger bis krimineller Personen aus Mitteleuropa auf die Inseln veröffentlicht, die Vertreter der lokalen Immobilienbüros sowie Beschäftigte im Fremdenverkehrbusiness zeigten sich über den zu erwartenden Zustrom von neuen Touristen aber erfreut. "Wenn alle nur so nette Kerle wie Mr. Krejcir wären," ließ ein Immobilienmakler gegenüber der Presse verlauten. In ein paar Jahren werde man sowieso die umstrittene Vergangenheit der Neuansiedler vergessen, fügte der Experte unter Berufung auf die Vorfahren der Australier hinzu.
Die Olmützer Quargel sollen zum "nationalen Reichtum" erklärt werden. Diesen Vorschlag unterbreitete die "unabhängige" tschechische Europaabgeordnete Jana Bobosikova und wurde von ihren Parteikollegen in Tschechien begeistert unterstützt. Die patriotisch gesinnten Unabhängigen wollen mit der Erhebung des mährischen Stinkkäses in die Kategorie des nationalen Kulturerbes diese Delikatesse vor ihrer Germanisierung beziehungsweise Europäisierung schützen. Dank feuriger Reden der Abgeordneten auf ihrer Tournee durch die böhmischen Länder sind Hunderte von Menschen schon auf die Straße gegangen. Hand in Hand marschierten beispielsweise in Olmütz überzeugte Patrioten mit den Stinkkäsessern und skandierten: "Deutsche und Europäer, Hände weg von unseren Quargeln!" In Böhmen starteten - durch das Beispiel der Mähren angeregt - wiederum die Knödelesser ihren Kampf für den böhmischen Knödel, der ihrer Meinung nach im Unterschied zu dessen süddeutschen oder österreichischen Varianten der einzige echte Knödel sei. Auch der Knödel solle, so die Protestierenden, demnächst zum nationalen Heiligtum werden. Die Demonstranten wurden in ihren Bemühungen von verschiedenen Gruppierungen aus beiden Seiten des politischen Spektrums unterstützt: Für die Linken meldete sich der Klub des tschechischen Grenzlandes zu Wort, der die ersten Versuche um die Aneignung des Knödels durch die Deutschen schon im Frühmittelalter verzeichnet haben soll. Die rechts orientierte Patriotische Liga wollte nicht nur die Quargel und Knödel, sondern auch alle Biersorten tschechischer Herkunft in die Liste des Nationalen Kulturerbes eintragen. Den jüngsten Informationen zufolge erwägt die erwähnte Euroabgeordnete inzwischen, sich in der Causa Quargel auch an die UNESCO zu wenden, denn wie sie verlauten ließ: Nach der Olmützer Dreifältigkeitssäule soll nun auch Olmützer Quargel auf die Weltkulturerbeliste.
Anlässlich der feierlichen Aufstellung eines Weihnachtsbaums vor dem Prager Regierungsamt wurde Premierminister Jiri Paroubek danach gefragt, was er sich zu Weihnachten wünscht. Der Regierungschef verriet vor den Medien seinen recht bescheidenen Wunsch: Und zwar wollte er Socken unter dem Weihnachtsbaum finden. Die Reaktion seiner Anhänger war schnell, jeder seiner Fans wollte dem Premier Freude machen. Päckchen mit Socken aller Arten wurden täglich ins Regierungsamt geliefert, unter den Geschenken gab es sogar auch Kniesocken, die mit Spenden gefüllt wurden. Sogar der US-amerikanische Filmregisseur Terry Gilliam kam nach Prag, um dem tschechischen Politiker eine seiner Socken zu schenken. Dieses Exemplar kann man vor dem Prager Kino Svetozor auf einem Sockel ausgestellt bewundern. Für die Leser unserer Webseiten ist auch ein Foto beigefügt.
Zum Abschluss eine Meldung in eigener Sache: Gesucht werden freie Mitarbeiter.
Hier ein kurzer Aufnahmetest: Weißrussland ist:
a) Russland im Winter
b) Russland während der so genannten weißen Nächte
c) ein Nachbarstaat Russlands
Jeder hat eine Chance. Viel Glück!