Sinn-volle Couchen für Sigmund Freud

Ewa Nemoudry

Eine mit Pelz bezogene Couch, eine Couch, auf der sich soeben eine große Puppe ausruht, aber auch ein ganz gewöhnliches, etwas abgenutztes IKEA-Sofa: dieser Blick bietet sich dem Besucher einer Ausstellung, die gegenwärtig im Prager Design-Zentrum zu sehen ist. Die verschiedenen Couchen haben alle eines gemeinsam - sie wurden von zeitgenössischen Künstlern für Sigmund Freud zu seinem 150. Geburtstag entworfen. Martina Schneibergova hat sich die einzigartige Couch-Sammlung angeschaut.

Walter Persche
Die Ausstellung, die den Titel "Sinn-volle Couchen für Sigmund Freud" trägt, ist eine der zahlreichen Veranstaltungen, die in diesem Jahr zum 150. Jubiläum des Begründers der Psychoanalyse in Tschechien stattfinden. Initiiert wurde sie vom Tschechischen Designzentrum und dem Österreichischen Kulturforum in Prag. Der Direktor des Kulturforums, Walter Persche, dazu:

Couch ´Venus´ von Milan Knizak
"Es war ein gemeinsamer Einfall und entstand eigentlich im Scherz. Aus diesem Scherz ist sehr bald ernst geworden, aber lange Zeit haben viele Leute nicht daran geglaubt, dass es eine wirklich so schöne Ausstellung wird, wie es jetzt geworden ist. Sie ist so schön, dass das Tschechische Designzentrum in Brno seinen Ausstellungsplan geändert hat und im Herbst einen Termin dafür frei gemacht hat. Außerdem wollen wir diese Couchen auch in Wien ausstellen."

Den angesprochenen Designern wurde die einfache Frage gestellt: Wie würden Sie die Couch darstellen, auf der Sigmund Freud seine Patienten befragt, wenn Freud in der heutigen Zeit leben würde? Das Resultat ist recht bunt und amüsant:

"Es sind hier Stücke, die durchaus so gedacht sind, in Serienproduktion zu gehen. Andererseits sind hier Stücke, die spielerisch mit dem Thema umgehen und bei denen nicht ernsthaft gemeint wird, dass sie ein Serienprodukt werden sollen. Aber die Couch, die beispielsweise Professor Milan Knizak entworfen hat, hat beide diese Funktionen: Er geht sehr ironisch mit dem Thema der Couch, die er Venus genannt hat, um, aber diese Couch kann sich auf dem Möbelmarkt durchsetzen, wenn sich ein Produzent dafür findet."

Ewa Nemoudry
Die eingangs erwähnte Couch mit der darauf liegenden großen Puppe ist ein Werk der polnischen Designerin Ewa Nemoudry:

"Ich habe versucht, meine Vision über die Träume darzustellen. Das Fräulein ist ein materialisierter Traum. Ich habe Freud in meiner Jugend gelesen, und jetzt habe ich mir seine Werke noch mal durchgelesen. Jeder Mensch hat Träume, über die er spricht oder auch nicht. Die Blumen, die aus dem Körper hinausgeworfen werden, materialisieren die Gedanken des Fräuleins, das hier schläft."

Die "Sinn-vollen Couchen" für Sigmund Freud sind im Prager Designzentrum in der Jungmannova 30 bis zum 9. Juni zu sehen.

Foto: Martina Schneibergova