Ski-WM in Liberec: riskanter Wechsel an der Spitze des Vorbereitungskomitees

Katerina Neumannova (Foto: CTK)

Tschechien ist ohne Frage eine Wintersportnation. Doch bei der Vorbereitung der Nordischen Skiweltmeisterschaft, die 2009 in Liberec stattfinden soll, geht es derzeit um ganz andere Dinge. Am Donnerstag hat die Generalversammlung des tschechischen Skiverbandes den bisherigen Präsidenten des Organisationskomitees abberufen. Dies geschah auf Druck des Schulministeriums. Roman Kumpost wird nun von der ehemaligen Ski-Langläuferin Katerina Neumannova abgelöst.

Katerina Neumannova  (Foto: CTK)
Was geschehen ist, kommt einem mittleren Erdbeben im WM-Organisationsteam gleich. Denn mit Roman Kumpost geht auch der gesamte Rest der Führungsriege in dem Komitee - insgesamt 16 Menschen inklusive zehn wichtiger Manager. Über seine Abberufung sagt Kumpost:

"Meiner Meinung nach ist das ein beispielloser Eingriff der Politik in eine unabhängige Organisation. Das ist sehr gefährlich für den gesamten tschechischen Sport."

Roman Kumpost  (Foto: CTK)
Roman Kumpost erwägt nun rechtliche Schritte. In jedem Fall muss erst einmal ein neues Team aufgebaut werden, mit dem Katerina Neumannova arbeiten wird. Und die Hintergründe des Wechsels? So ganz klar sind sie nicht. Entscheidend Druck machte Schulministerin Dana Kuchtova (Grüne), in deren Kompetenzen auch der Sport fällt. Sie drohte, die noch ausstehenden 700 Millionen Kronen (25 Millionen Euro) staatlicher Unterstützung zu streichen, falls Kumpost weiter an der Spitze des Komitees bleibe. Vor allem bemängelt Kuchtova angeblich einen undurchsichtigen Umgang mit den bisher gewährten Geldern. In einer Presseerklärung behauptet Roman Kumpost allerdings, dass ihm - selbst auf wiederholte Anfrage hin - weder von der FIS noch vom Ministerium Gründe für seine Abberufung genannt wurden.

Unbestreitbar ist jedoch, dass Kumpost und sein Team eine deutliche Verspätung bei den WM-Vorbereitungen zu verantworten haben. Beispielsweise die Skisprungschanze am Berg Jested / Jeschken in Liberec. Hier stehen die Arbeiten seit gut einem Monat still. Dass sich dies aber nun aufholen lässt, bezweifeln viele Fachleute. So sagt Libor Stejskal, der als Manager des Skisprungareals ebenfalls seinen Rücktritt eingereicht hat:

"Zur Zeit weiß ich nur, dass wir - oder besser die neuen Leute - nicht in der Lage sein werden, das Areal rechtzeitig für die Weltcupspringen in diesem Winter fertig zu bauen."

Der Wechsel an der Spitze ist also auch ein riskanter Schritt. So sollen zum Beispiel die Weltcupspringen eigentlich als Testläufe für die WM dienen. Kann man in Nordböhmen solche und ähnliche Termine nicht einhalten, droht im äußersten Fall sogar, dass der Internationale Skiverband Liberec die Ausrichtung der WM aberkennt. Die Folgen wären nicht auszumalen. Nicht nur die gesamten Investitionen gingen verloren, sondern auch das Ansehen des tschechischen des Sports und zukünftige internationale Sportveranstaltungen auf tschechischem Boden würden darunter leiden.

Für Katerina Neumannova ist die Situation also sehr unangenehm. Doch verspricht sie:

"Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht."

Autor: Till Janzer
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