Slavia Prag erneut Fußballmeister – Vaniak: Champions League wichtiger als Titelhattrick

Foto: ČTK

In Tschechien kennt man ihn bereits, den neuen Fußballmeister des Landes. Es ist kein anderer als Titelverteidiger Slavia Prag. Derweil haben auch die Wintersportler ihre Saison 2008/09 mit der Sledge-Eishockey-WM in Ostrau endgültig beendet.

Der 6. Platz der tschechischen Nationalmannschaft bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Schweiz war eine weitere Enttäuschung für alle Fans des hierzulande sehr populären Kufensports. In diesem Jahr aber fand das Puckspiel danach noch eine einwöchige Fortsetzung, wenn auch in anderer Form – als Sledge-Eishockey. Sledge heißt übersetzt nichts anderes als Schlitten und bezeichnet die dem Eishockey ähnliche Behindertensportart und paralympische Disziplin. Und die Weltmeisterschaft der Sledge-Eishockey-Spieler, die sich nicht auf Schlittschuhen, sondern auf einem kleinen Schlitten bewegen, fand vergangene Woche im nordmährischen Ostrava / Ostrau statt. Neuer Weltmeister wurden die USA durch einen 1:0-Finalsieg über Norwegen. Tschechien belegte unter den acht WM-Teilnehmern den fünften Platz. Damit haben sich die körperlich beeinträchtigten Cracks des Landes die Tickets für die Paralympics im April 2010 im kanadischen Vancouver gesichert. Darüber hinaus zeigte sich WM-Organisationschef Roman Herink sehr zufrieden mit dem Ablauf der Titelkämpfe:

„Ich bescheinige der WM das Prädikat ´gut´, und das aus zwei Gründen: Zum einen hat sich die internationale Aufmerksamkeit, die dem Sledge-Eishockey gewidmet wird, weiter erhöht. Das belegen die Zugriffe auf die Internetseite, auf der man die WM-Spiele live oder als Aufzeichnung verfolgen konnte. Diese Seite ist während des Turniers gleich zweimal wegen der großen Nachfrage zusammengebrochen. Man kann also behaupten: Sledge-Eishockey hat bereits mehr Zuschauer als aktive Spieler auf der Welt. Und zum Zweiten kann man feststellen: Über das Sledge-Eishockey weiß man nun auch in Tschechien weit mehr bescheid als je zuvor.“

Mit der am Sonntag beendeten Weltmeisterschaft im Sledge-Eishockey ist die Saison 2008/09 für den Wintersport nun endgültig abgeschlossen. Die nächste Schneesaison wirft allerdings schon ihre ersten Schatten voraus. Und für den tschechischen Wintersportort Nové Město na Moravě ist dieser Schatten besonders dunkel. Denn wie am Dienstag bekannt wurde, plant der Internationale Skiverband (FIS) für die Tour de Ski im Jahr 2010 ohne den mährischen Rennveranstalter. Nach Aussage von FIS-Langlaufchef Jürg Capol wegen des komplizierten Transports von Mähren in die italienischen Alpen, wo an vier Wettkampftagen der zweite Teil der Tour stattfinden soll. Die Begründung für diesen Beschluss kann der Organisationschef der Rennen in Nové Město na Moravě, Petr Honzl, nicht ganz nachvollziehen:

„Herr Capol hat mehr oder weniger darauf verwiesen, dass wir zur Jahreswende, wenn die Tour de Ski ausgetragen wird, keine gesicherten Schneeverhältnisse bieten könnten.“

Damit aber nun wirklich genug mit Frost, Schnee und Wintersport. Draußen lacht seit mehreren Wochen die Sonne, die Temperaturen kündigen den Frühsommer an und viele Freizeitsportler haben längst erneut von ihrem Hobbysport Besitz ergriffen. Dazu gehören auch die Gleitschirmspringer, auch bekannt als so genannte Paragleiter. Wie nah aber auch bei diesem herrlichen Frischluftsport Glück und Unglück beieinander liegen können, hat erst am Sonntag wieder ein tschechischer Springer erfahren. Auf dem Spitzberg (Špičák) bei Železná Ruda / Markt Eisenstein blieb er bei der missglückten Landung mit seinem Gleitschirm in der Krone eines Baumes hängen. Er hatte sich derart im Geäst verfangen, dass er sich ohne fremde Hilfe nicht aus seiner Notlage befreien konnte. Die ungewöhnliche Rettungsaktion schildert Feuerwehrmann Jan Rayser:

„Der Gleitschirmspringer hing in einer Höhe von zirka 15 Metern fest. Um ihn von dort oben zu befreien, waren Feuerwehreinheiten aus Klatovy / Klattau und Železná Ruda sowie der Bergrettungsdienst im Einsatz. Doch erst mit Hilfe eines Hubschraubers konnte er unverletzt aus dem Geäst gehievt werden.“

Vladimír Šmicer und Karel Jarolím  (Foto: ČTK)
Kein lebensgefährliches Drama dagegen ist es, in einer Ballsportart ein Spiel zu verlieren. Handelt es sich dabei jedoch um das Halbfinale eines Pokalwettbewerbs, dann wird sich dessen Verlierer zumindest in Grund und Boden ärgern. Das war in Tschechien am Mittwoch vor einer Woche der Fall, als die Rückspiele der beiden Halbfinals des nationalen Fußballpokals ausgetragen wurden. Diese Begegnungen hielten ein weiteres Mal die für den Pokal typischen Überraschungen parat, denn beide Favoriten – die Traditionsclubs Slavia und Sparta Prag – scheiterten an ihren Gegnern aus Uherské Hradiště und Teplice. Slavias Trainer Karel Jarolím wurmte die 1:2-Niederlage beim 1. FC Slovácko mächtig, da seine Schützlinge eine 1:0-Führung in der Schlussphase noch aus der Hand gegeben hatten:

„Nach dem späten Ausgleichstor der Gastgeber hatten wir noch die Chance, das zweite Tor zu erzielen, das uns ins Finale gebracht hätte. Durch unseren Einbruch in den Schlussminuten aber haben wir das selbst verhindert. Mir bleibt daher nur, dem 1. FC Slovácko zu gratulieren und ihm viel Erfolg für das Finale zu wünschen.“

Das Finale bestreiten Slovácko und der FC Teplice übrigens am kommenden Mittwoch in Prag.

Die SPORT- Reportage

Martin Vaniak  (Foto: ČTK)
Nur fünf Tage nach der Pokalpleite hat sich Slavia Prag dann aber in der Meisterschaft schadlos gehalten. Durch einen 3:1-Auswärtssieg beim Ortsrivalen Viktoria Žižkov verteidigten die Rot-Weißen ihren Titel und fuhren bereits zwei Spieltage vor Saisonende ihre 17. Meisterschaft ein. Einer, der an diesem Erfolg einen sehr großen Anteil hat, ist Torwart Martin Vaniak. In dieser Punktspielsaison fehlte der 39-Jährige bislang nicht eine einzige Minute, und das aus gutem Grund. Nicht weniger als zwölf Mal hielt er seinen Kasten sauber und er war der Garant dafür, dass Slavia von 28 Begegnungen nur vier verloren hat. Vaniak aber bleibt bescheiden und will seine Leistungen nicht überbewertet wissen:

„In erster Linie geht es immer um das Team. Wir haben vor allem im Herbst einen attraktiven und erfolgreichen Fußball gespielt. Jetzt im Frühjahr hatten wir weniger Grund zur Zufriedenheit, denn die Leistungen der gesamten Mannschaft waren schon nicht mehr so gut wie noch im Herbst.“

Karel Jarolím  (Foto: ČTK)
Eine Ursache für die nachlassende Spielstärke des alten und neuen Meisters ist bestimmt auch in den Abgängen von Leistungsträgern zu suchen, die den Kader in der Winterpause verlassen haben. Dazu zählt übrigens auch Mikael Tavares, der jetzt beim Hamburger SV spielt. Für Trainer Jarolím aber ist das keine Entschuldigung dafür, dass sich Slavia zum Beispiel durch die schwache Vorstellung im Pokal die Chance auf das Double verbaut hat. Vielleicht auch deshalb ließ Jarolím seine Schützlinge nur 16 Stunden nach dem Sieg bei Viktoria Žižkov wieder zum Training antanzen, wie Vaniak bestätigte:

„Natürlich haben wir den Titelgewinn gefeiert, aber unser Trainer hat uns dann doch etwas überrascht. Er hat für heute Vormittag ein Training angesetzt. Deshalb war es leider eine nur sehr kurze Feier.“

Die große Meisterschaftsfeier ist erst für den 30. Mai geplant, wenn Slavia Prag am letzten Spieltag Slovan Liberec empfängt. Dann wird auch Martin Vaniak seinen zweiten Titel gebührend feiern, auch wenn der Nestor des Meisters schon jetzt einen Blick in die Zukunft wagt:

„Die zwei Titel werden mir wohl genügen, doch ich hätte auch ich nichts dagegen, wenn wir im nächsten Jahr den dritten Titel in Folge gewinnen könnten. Aber, und das sage ich frei heraus, es wäre mir noch lieber, wenn wir stattdessen in der nächsten Saison in der Champions League spielen würden.“

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen