Sneberger: Umgehung von Pilsen ist riesige Erleichterung für uns
Die im Pilsener Rathaus durchgeführte Ausstellung "Autobahn D5 - Umgehung Pilsen", über deren Eröffnung wir zu Beginn vergangener Woche berichtet haben, wird an diesem Freitag bereits wieder beendet. Doch die Eröffnung zweier Teilstücke der von den Bürgern der Stadt lang ersehnten Autobahnumgehung rückt immer näher. Lothar Martin hat sich daher mit Pilsens Oberbürgermeister Jirí Sneberger über die Bedeutung dieses Verkehrsbaues für die westböhmische Metropole unterhalten.
Auf die bereits zitierte Frage antwortete mir Pilsens Bürgermeister wie folgt:
"Also selbstverständlich ist die Umgehung von Pilsen ein Straßenbau, den die Einwohner der Stadt schon mehr als 20 Jahre fordern, denn in dem gleichen Maße, wie die Autobahn von Prag nach Pilsen und von Pilsen bis zur tschechisch-deutschen Grenze immer weiter ausgebaut wurde, zeigte sich, dass der Transitverkehr auf dieser Strecke gewaltig ist und er seit der Wende 1989 stetig zunimmt. Wenn ich des öfters privat oder dienstlich nach Rozvadov fahre und dort an der Grenze die hunderte bis tausende an Lastkraftwagen sehe, dann muss ich mir immer sagen: Jeder dieser ´Brummis´ muss durch Pilsen fahren! Also, die Umgehung ist eine riesige Erleichterung für uns - für die Bürger, für die innerstädtischen Straßen, die schrecklich unter dem Verkehrsaufkommen gelitten haben, als auch für die Stadt als solche, denn die tägliche Belastung über die quer durch Pilsen verlaufende Transitstrecke hat die Stadt quasi in zwei Teile gespalten. Das Hauptproblem bestand jedoch darin, dass - wenn es zu einer Katastrophe kam wie es zum Beispiel das vorjährige Hochwasser war -, dann hatten wir keine Ausweichstrecke und die Stadt war de facto von der Außenwelt abgeschnitten. Daher noch einmal: Für uns ist die Umgehung eine riesige Erleichterung und ein Gefühl der Freude."
Im Gespräch mit Jirí Sneberger erfahre ich, dass Pilsen wegen seiner lange Zeit fehlenden Autobahnumgehung schon eine beinahe traurige Berühmtheit erlangt hatte. In den 90er Jahren sei sie deswegen hierzulande in aller Munde gewesen und auch im Ausland kannte man die westböhmische Brauereistadt nicht nur wegen seines edlen Bieres, sondern eben auch wegen des noch fehlenden Verbindungsstücks der Autobahn D5 zwischen Prag und Rozvadov. Zumal viele gern nach Prag reisende ausländische Touristen das "Nadelöhr Pilsen" auf ihrer An- und Abreise oft hautnah zu spüren bekamen. Daher werden es sicher auch diese Verkehrsteilnehmer begrüßen, wenn ab Mitte Dezember mit der Eröffnung zweier Teilstücke der knapp 21 Kilometer langen Autobahnumgehung eine wesentliche Entlastung für das "motor-terrorisierte" Pilsen geschaffen wird. Dazu erklärte mir Jirí Sneberger:
"Das, was im Dezember für den Verkehr freigegeben wird, ist ein völlig fertig gestelltes Teilstück von ca. acht Kilometern sowie ein zweiter zur Hälfte ausgebauter Abschnitt, d.h. ein Abschnitt, bei dem man in beiden Richtungen noch auf keine Überholspur zurückgreifen kann. Anstelle eines noch zu errichtenden drei Kilometer langen Autobahnteilstücks, das nach dem Bau eines Tunnels und einer großen Brücke im Jahr 2006 fertig gebaut sein wird, werden die beiden freigegebenen Abschnitte über eine klassische und ziemlich breite Landstraße miteinander verbunden. Also es wird sich sicher auszahlen, wenn vor allem die LKWs ab Mitte Dezember über die neuen Autobahnteilstücke und die sie verbindende Landstraße rollen werden anstatt weiterhin durch die Stadt, in der 15 mit Ampeln geregelte Kreuzungen und andere Einschränkungen auf sie warten. Deshalb hoffen wir, dass ab diesem Zeitpunkt bereits 90 Prozent des Transitverkehrs über die neue Strecke abgeleitet wird."