Sogar Listenplätze lassen sich beeinflussen – die Wahl in Tschechien
Die Zahl der Parteien, die diesmal in Tschechien um die Gunst der Wähler buhlen, ist diesmal ungewöhnlich hoch. Gleich 25 politische Parteien und Bewegungen sind in die Wahlen gezogen. Wie in Deutschland müssen sie eine Fünfprozenthürde knacken, um ins Abgeordnetenhaus einzuziehen. Für die tschechischen Bürger wiederum gilt die Qual der Wahl.
Im Jahr 2000 wurde das Wahlgesetz novelliert und zwar substantiell. Seitdem liegt die Zahl der Wahlkreise bei 35 anstatt zuvor bei 8. Dass bedeutet wiederum, dass die Durchschnittszahl der in den einzelnen Wahlkreisen verteilten Mandate von 20 auf knapp 6 Mandate gesunken ist.
Die einzelnen Wahlkreise sind für jede Parlamentswahl – je nach Bewohnerzahl – in kleinere Wahlbezirke unterteilt. Diesmal sind es ungefähr 15.000. Die meisten Wähler kommen ins Wahllokal mit dem Wahlzettel der bevorzugten Partei, auf dem sie eventuell schon zu Hause die Namen ihrer Lieblingskandidaten ankreuzen können. Die rund 8,4 Millionen tschechischen Wähler genießen nämlich den Komfort, einen Briefumschlag mit den Kandidatenlisten der einzelnen Parteien, die in ihrem Wahlkreis kandidieren, spätestens drei Tage vor der Wahl in ihren Briefkästen zu finden.
Jeder Wähler kann auch die Listenplätze der jeweiligen Partei durch das Ankreuzen eines bevorzugten Kandidaten beeinflussen. Bei der Wahl 2010 gibt es eine Neuigkeit. Václav Henych, Mitglied der Zentralen Wahlkommission:„Man kann höchstens die Namen von vier Kandidaten ankreuzen, wenn man eine Verbesserung ihrer Position auf dem Wahlzettel erreichen will. Etwas übertrieben gesagt, kann ein Kandidat, der die unterste Position auf dem Wahlzettel hatte, in die erste steigen, wenn er bei der Auszählung der für seine Partei abgegeben Stimmen die höchste Zahl bekommen hat.“
Erst zum zweiten Mal überhaupt können auch die im Ausland lebenden tschechischen Bürger wählen. Wegen der Zeitverschiebung wurden bereits am Donnerstagabend die Wahllokale unter anderem in Brasilien und den USA für sie geöffnet. Dazu Václav Henych:„Nach den uns vorliegenden Informationen haben sich im Ausland rund 6000 Wähler in die Listen bei den zuständigen Botschaften eingetragen. Ihre Zahl kann aber höher liegen, da jeder tschechische Bürger, der vorher einen Wahlschein beantragt hat, an einer beliebigen Botschaft wählen kann.“
Außer der erwähnten Zentralen Wahlkommission, die den regulären Verlauf der Wahlen beaufsichtigt, ist landesweit auch ein Korps von Freiwilligen im Einsatz. Diesmal sind es rund 100.000, die bei der Auszählung der Stimmen helfen. Sie kommen zum Einsatz, wenn am Samstag um 14 Uhr die Wahllokale schließen.