Sommer in Prag: Machen wir das Touristending!

Foto: Sophia Léonard

Rudern und Tretbootfahren im Zentrum vom Prag: Das ist nicht gerade ein Geheimtipp. In den Sommermonaten sind täglich hunderte Boote zwischen Nationaltheater und Karlsbrücke unterwegs. Dabei sind es Einheimische und Touristen gleichermaßen, die sich aufs Wasser begeben.

Foto: Sophia Léonard
Mit dem Tretboot im Prager Stadtzentrum über die Moldau zu schippern – auf diese Idee kommen im Sommer fast alle. Neben den Klischeetouristen, die mit Bierdosen auf die Boote stürmen, sind es viele junge Pärchen. Zum Beispiel Sangjin Kim und seine Freundin.

„Es ist wirklich wunderschön. Ganz zur Karlsbrücke kann man zwar nicht, aber wir sind um die Inseln herumgefahren, das war ziemlich cool.“

Die Sophien- und die Schützeninsel umkreisen am Sonntagnachmittag dutzende Boote. Die beiden Südkoreaner waren aber nicht mit einem normalen Exemplar unterwegs, sondern…

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„Mit dem Schwan! Am Anfang war es zwar schon ein wenig anstrengend, aber später nicht mehr. Ich denke, das ist wirklich eines der besten Dinge hier in Prag. Wenn man über die Brücke geht, sieht jeder das Gleiche, aber mit dem Boot kann ich mir wirklich genau das ansehen, was ich sehen will, und viel näher hinfahren.“

Viele Fotos sind auf dem Bootstrip entstanden. Das Beste waren nicht die Gebäude am Ufer, sondern die Enten auf dem Wasser. Auch für Colline und Tiphaine aus Brüssel hat sich der Bootsausflug gelohnt.

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Von der Straße aus hätten Sie die Boote gesehen, erzählt die Belgierin. Und darauf folgte der Entschluss: „Machen wir das Touristending!“. Tiphaine ist angeblich ein Romantiker, deswegen musste ein Ruderboot her, kein Tretboot.

„Das war sehr schön, die Stadt hier vom Wasser aus zu sehen. Es ist viel los, aber auf dem Boot hat man wirklich seine Ruhe, auf dem Wasser. Es ist cool.“

Ein paar Komplikationen gab es zwar auch, aber die waren für Colline und Tiphaine eher unterhaltsam. Geschlafen, getrunken und geraucht hat sie auf dem Boot, sagt Colline. Ein feines Leben. Bis man dann auf Grund gestoßen sei. Tiphaine ist darüber nur kurz erschrocken und nahm die Sache mit Humor.

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Bei der großen Dichte an Touristen könnte man fast vergessen, dass auf der Moldau zwischen Karlsbrücke und Jirásek-Brücke auch Einheimische unterwegs sind. Familie Němcová kommt aus Prag.

„Wir machen das jedes Jahr. Mindestens ein- oder zweimal jeden Sommer fahren wir mit dem Boot. Wir fahren immer hier bei diesem Verleih, den Namen sage ich jetzt besser nicht… Es gibt mehrere Verleihstationen, auch auf der Kampa-Insel, ich glaube auch am Náplavka-Ufer. Aber wir sind immer hier.“

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Und wer dabei Arbeit auf dem Wasser erledigt, ist klar:

„Ich habe getreten und das Boot gesteuert. Und die Kinder und meine Frau hatten ihre Unterhaltung. Das ist eine Sache für die ganze Familie.“


Wer in Prag rudern oder treten will, muss nicht lange suchen. Überall am Ufer gibt es Bootsverleihe, die Preise liegen zwischen 150 und 500 Kronen pro Stunde.