Moldau-Aussichtspunkte in Mittelböhmen

Aussichtspunkt Weißer Felsen / Bílá skála

In drei Teilen stellt Radio Prag International mehrere Tipps für die schönsten Aussichtspunkte an der Moldau vor. Der dritte Teil führt nach Mittelböhmen.

Aussichtspunkte des Bauern Albert

Zu den vielbesuchten Aussichtspunkten an der Moldau gehören die Hänge bei den Mäandern, mit denen sich der Strom seinen Weg durch das Mittelböhmische Hügelland bahnt. Dazu zählen auch die Felswände bei Drbákov und der Aussichtspunkt Na Vyhlídce am Stausee Slapy. Ein Teil dieser bemerkenswerten Landschaft ist schon seit den 1930er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Naturschutzgebiet.

Eine der Europäischen Eiben neigt sich direkt über den Lehrpfad. | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Bauer Albert aus Nalžovice hat wohl nicht geahnt, dass nach ihm einmal die Felsen benannt würden, die über dem tiefen Taleinschnitt der Moldau aufragen, die hier bei Sedlčany an einer Halbinsel mit dem Dorf Smilovice vorbeiströmt.

Im südwestlichen Teil des Naturschutzgebietes Drbákov-Albert-Felsen / Drbákov-Albertovy skály steht ein Wald auf felsigem Grund, in dem an die 1000 Europäische Eiben zu finden sind, die hier als struppige Bäume wachsen oder sich als größere Büsche zwischen den Ahornen, Ulmen oder Eschen emporwinden. Sie waren der Grund, weshalb dieses Gebiet bereits 1933 unter Naturschutz gestellt wurde. Der mittlere und südöstliche Teil des Naturschutzgebietes, der seit 1978 gesetzlich geschützt ist, schließt die Albert-Felsen mit ein, auch Weiße Felsen / Bílé skály genannt, die zum Stausee hin steil abfallen. Rund 100 Meter hoch über dem Fluss liegen mehrere Aussichtspunkte, wobei der Flusslauf noch rund 35 Meter tiefer lag, bevor die Moldau-Kaskade geschaffen wurde.

Bartůněk-Aussichtspunkt / Bartůňkova vyhlídka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Ein 7,4 km langer Lehrpfad führt als Rundweg durch den interessantesten Teil des Naturschutzgebietes. Er beginnt beim Parkplatz U Křížku in der Nähe des Ortes Nalžovické Podhájí. Zu erkennen ist er an der weißen Markierung mit dem diagonalen grünen Streifen. Schon nach einem halben Kilometer naht ein steiler Felsen, auf dem sich der Bartůněk-Aussichtspunkt / Bartůňkova vyhlídka befindet.

Nationales Naturschutzgebiet Drbákov-Albert-Felsen / Drbákov-Albertovy skály | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Bartůněk-Aussichtspunkt / Bartůňkova vyhlídka ist nach dem ortsansässigen Naturfreund Karel Bartůněk benannt, der Ende der 1950er Jahre mit der Spitzhacke in der Hand daranging, die ersten Abschnitte des Lehrpfades zu schaffen.

Karel Bartůněk | Foto: Archiv von Růžena Jelínková

Der nächste Abschnitt des Pfades verläuft entlang der Anhöhe Drbákova (490 m ü. M.). Von dort konnten die Menschen die Flößerei auf dem Fluss überwachen. Im Nordwesten liegt noch heute am Fuße des Hügels die Siedlung Oboz, die den Flößern als Umschlagplatz diente. Bei einem Unterstand für Wanderer zweigt eine blaue Markierung von der Route ab. Sie führt über ein anspruchsvolleres Gelände zu den Felshängen des Moldautales.

Eiben-Aussichtspunkt / Tisová vyhlídka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Man tut gut daran, beim Gehen darauf zu achten, sicher aufzutreten. Holzstufen überbrücken Stellen, an denen der Boden abgerutscht ist. Doch gerade in diesem Gelände sind die seltenen Eiben zu finden. Meistens sind es ausgewachsene Bäume, manchmal aber auch nur Sämlinge. Schließlich öffnet sich der Blick voll auf die Moldau. Dieser Aussichtspunkt heißt wegen der bereits erwähnten Eiben, tschechisch „tis“, Tisová vyhlídka. Die Eibe ist übrigens ein giftiges Gehölz.

Besenheide auf dem Weißen Felsen | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Auf den folgenden drei Kilometern tun sich gleich mehrere Ausblicke auf die gegenüberliegende Halbinsel auf, die immer unter einem etwas anderen Blickwinkel erscheint.

Gemeiner Wacholder | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Das Gelände beim Weißen Felsen / Bílá skála ist anspruchsvoller, es geht in Serpentinen hinauf und hinunter, streckenweise kann man sich an Ketten festhalten. Dennoch ist dieser Weg auch für weniger geübte Wanderer begehbar.

Beim Aussichtspunkt, der als nächster nach dem Weißen Felsen / Bílá skála kommt, ragt ein schönes Exemplar des Gemeinen Wacholders buchstäblich in den Himmel. Ein Stück weiter läuft der Pfad an einem auffälligen Felsen vorbei, an dem eine Gedenktafel an eine Persönlichkeit dieser Gegend erinnert – František Veselý.

Manche Abschnitte des Lehrpfades sind mit Ketten gesichert. | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

František Veselý, auch unter seinem Scout-Rufnamen Robin bekannt, setzt das Werk Karel Bartůšeks fort. Er rührte die Werbetrommel für das Wandern im Gebiet von Sedlčany und führte den Lehrpfad zu Ende. Er und Bartůšek lernten sich beim Campen in der nahen Freizeitanlage Častoboř kennen.

Blick auf den Stausee Slapy mit der Haifischbucht / Žraločí zátoka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Blick öffnet sich nun auf immer neue interessante Stellen, die zuvor nicht gut zu sehen waren. Seien es die Hundsberge / Psí hory, in denen schon Gold gefunden wurde, oder die Haifischbucht / Žraločí zátoka, wo der Bach Čelinský potok in die Moldau mündet.

Denkmal für František Veselý alias Robin beim Albert-Aussichtspunkt / Albertova vyhlídka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Bald macht der Weg eine Biegung zu einem Wald hin, dann schließt er mit der gelben Markierung auf und dreht sich zum Ausgangspunkt beim Parkplatz U Křížku hin. Doch zuvor führt er noch zum vielleicht großartigsten Aussichtspunkt im ganzen Naturschutzgebiet, dem Albert-Aussichtspunkt / Albertova vyhlídka. Vor dem Abstieg dorthin kann man auf einem Rastplatz beim Denkmal für František Robin Veselý ein wenig ausruhen.

Blick auf den Stausee Slapy beim Albert-Aussichtspunkt / Albertova vyhlídka. | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International
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Das Moldautal bei Teletín

Aussichtspunkt Máj | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Aussichtspunkt Máj oberhalb der Talsperre Štěchovice wird vielfach als die schönste Stelle bezeichnet, von der man auf die Moldau hinabblicken kann. Die Flussbiegung mit dem bewaldeten Ufer gegenüber erinnert mit ein wenig Phantasie an Amazonien. Doch in der Umgebung von Teletín gibt es noch einige andere Stellen mit einem immer etwas anderen Blick auf diesen Flussabschnitt, an dem die Flößer früher mit den gefürchteten St.-Johannes-Stromschnellen zurechtkommen mussten.

Kapelle in Teletín | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Das kleine Dorf Teletín, in dem nicht einmal 100 Menschen das ganze Jahr über leben, wirkt auf den ersten Blick nicht so, als ob in der Sommersaison massenhaft Touristen hierhin strömten. Ringsum sind nichts als Maisfelder, Wiesen und Wälder. Und auch die Denkmäler dürften kaum Touristen in den Ort locken. Auf dem Dorfplatz steht neben dem tiefgrünen Teich eine schlichte Kapelle, die eine Sandsteinskulptur des Heiligen Johannes von Nepomuck aus dem Jahr 1781 beherbergt. Ein paar Dutzend Meter weiter, bei der Bushaltestelle, kann man sagenhaftes Sauerteig-Brot und Kuchen bekommen, doch nur an den Wochenenden. An der Straße nach Krňany liegt knappe 300 Meter vom Dorfplatz entfernt ein Parkplatz, der andeutet, dass es doch irgendeine Touristenattraktion geben muss: Von Teletín aus gelangt man zu Moldau-Aussichtspunkten.

Aussichtspunkt Myšák – Morgendunst über dem Fluss | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Myšák, Mařenka, Máj…

Weg zum Aussichtspunkt Myšák | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Die drei Wörter klingen wie aus dem ABC-Buch, doch die Besucher des Dorfes Teletín wissen, dass sie Moldau-Aussichtspunkte bezeichnen, die in vielen Kalendern und Reiseführern zu finden sind. Zum bekanntesten Aussichtspunkt, dem Máj, führte früher ein gelb markierter Pfad. Doch die Besucherströme brachten Probleme mit sich, sodass der Grundstückseigentümer den Wanderweg auflöste. Die Wiesen sind mit elektrischen Zäunen eingefasst. Anderseits weisen die Schilder in der Nähe des Parkplatzes, von dem Wege in Richtung zum Wald führen, darauf hin, dass man dennoch von dort zu den Aussichtspunkten gelangen kann.

Aussichtspunkt Mařenka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Um zu dem am weitesten entfernten Aussichtspunkt zu kommen, dem Myšák, geht man zunächst vom Parkplatz zu einer Kreuzung nahe hinter dem Ort. Dann folgt man der gelben Markierung zum Wald. Nach rund 10 Minuten oder 750 Metern zweigt links ein ausgetretener Fußpfad zum Aussichtspunkt  Myšák ab. Der Mäander gegenüber hat ein anderes Flair als die meisten vergleichbaren Stellen an der Moldau, die Landschaft wirkt wie von der Zivilisation unberührt. Nur der von den Bäumen verdeckte Lehrpfad St.-Johannes-Stromschnellen führt dort lang.

Aussichtspunkt Skalka | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Der Aussichtspunkt Skalka besteht aus einer unauffälligen Gruppe kleiner Felsen, im Spätsommer blühen dort das Heidekraut und die Goldrute. Und vom Rand des Felsplateaus hat man wiederum einen Blick auf die Moldau, genau genommen die Südseite der Talsperre Štěchovice, vom Staudamm Slapy bis zum Trampercamp St.-Johannes-Stromschnellen / Svatojánské proudy. Der Ort Třebenice dehnt sich zum Horizont hin aus, und links unten sticht ein farbiges Kreuz ins Auge. Doch das ist schon Bednář, der letzte Halt auf dem Ausflug in die Umgebung von Teletín. Auch wegen des Kreuzes herrscht hier eine andere Atmosphäre als an allen übrigen Aussichtspunkten. Kein Wunder, dass hier ab und zu auch Leute übernachten. Es ist ein Ort, an dem man in Ruhe vor sich hin philosophieren kann.

Aussichtspunkt Bednář | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Am Nordrand von Teletín liegt an der Strecke vom Dorfplatz rechter Hand ein Parkplatz für bis zu 20 Fahrzeuge. Auch mit dem Autobus ist dieser Ortsteil von Krňany zu erreichen, und zwar mit der Linie 438 von Štěchovice oder Benešov. Nach Štěchovice fahren viele Busse der Prager integrierten Verkehrsbetriebe.

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Mensch, schau dich um – Moldau-Aussichtspunkte der Ahnen aus grauer Vorzeit

Blick von Řivnáč auf die Moldau | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Ein Lehrpfad, der von dem Ort Úholičky im Nordwesten Prags zu drei Aussichtspunkten am linken Moldauufer führt, lädt zu einem weiteren Ausflug ein. Hier ist es viel ruhiger als bei den beliebten Mäandern am Mittellauf der Moldau.

Der Weg zum Aussichtspunkt führt durch Podmoráň | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

In Úholičky halten viele Personenzüge aus Prag. Direkt am rechten Flussufer liegt die Ortschaft Řež mit dem bekannten Institut für Kernphysik. Und auf den Hängen des Tales Podmoráňské údolí stehen die Häuser dicht gedrängt. Wie mühselig es sein muss, ein solches Plätzchen nahe beim Horizont zu ergattern, kann jeder am eigenen Leib erfahren, wenn er den kürzesten Weg zum Aussichtspunkt Podmoráň einschlägt. Man braucht bloß ein Stück nach der Bahnüberführung den Steg über den Bach zu nehmen und die Treppenreihe zwischen den Häusern hochzusteigen. An der Weggabelung, die dann kommt, lässt ein Verbotsschild keinen Zweifel daran, welche Richtung man zu nehmen hat. Nach dem letzten Haus schlängelt sich ein enger Pfad zwischen Gestrüpp weiter hinan, und wenig später öffnet sich vom Aussichtspunkt Podmoráň ein weiter Ausblick auf die Moldau.

Aussichtspunkt Podmoráň | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Blick auf den einzigen Moldau-Mäander nördlich von Prag

Nelken auf dem Aussichtspunkt Podmoráň | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Unten ist zwar eine Kläranlage, doch der Blick auf Řež und den Fluss ist wirklich schön. Hinunter wandern kann man auf einem längeren, dafür aber bequemeren Weg, der ebenfalls einen Teil des Lehrpfades bildet. Die Strecke führt an ehemaligen Steinbrüchen vorüber und entlang eines Baches bis ins Tal Podmoráňské údolí. Wieder zurück beim Bahnsteig, kann man die Stufen zum nächsten Aussichtspunkt hoch oder aber auf die Anhöhe Stříbrník nehmen.

Die Moldau,  Blick von der Anhöhe Stříbrník | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Řivnáč – Namensgeber einer archäologischen Kultur

Řivnáč  | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Vom Stříbrník fällt der Weg flach ab bis zu einer Gabelung der gelb und grün markierten Wanderwege. Links zweigt ein Weg ab, von dem man die Hochhaussiedlungen im Norden und Nordwesten Prags sowie Flugzeuge sieht, die erahnen lassen, dass hinter dem Wall der Hochhäuser der Flughafen liegt. Wiesen und Felder weichen einem Waldweg, von dem links wiederum ein Pfad zum bedeutendsten Aussichtspunkt des Lehrpfades abzweigt. Die Strecke verläuft durch einen Obstgarten und endet bei einem Ort, an dem bereits vor 2000 Jahren Menschen lebten - die Burgwallanlage Řivnáč, nach der eine Kultur benannt ist.

Aussichtspunkt St. Ludmilla in Levý Hradec | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Es wäre schade, von Řivnáč nach Úholičky zurückzukehren, gibt es doch auch in östlicher Richtung noch ein paar Aussichtspunkte. Der erste ist in Levý Hradec, und benannt ist er nach der Heiligen Ludmilla. Bei der Mauer des sog. „Neuen Friedhofs“ steht eine Bank, doch die Bäume auf dem Abhang zur Moldau hin beeinträchtigen die Aussicht.

Aussichtspunkt St. Ludmilla in Levý Hradec | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Fürstenkirche beim Aussichtspunkt St. Ludmilla

St.-Kliment-Kirche in Levý Hradec | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Auf der anderen Seite des Friedhofs, inmitten des alten Friedhofsteiles, steht die berühmte St.-Kliment-Kirche. Einst suchten sie Herrscher der Přemysliden-Dynastie auf – Fürst Bořivoj und seine Gemahlin Ludmilla. Die heutige Kirche ist zum Teil frühgotisch, zum Teil barock, und im Inneren verblüffen hochwertige Fresken aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts.

Von der Kirche führt ein Weg ins Tal hinunter, durch das man zum Bahnhof Roztoky-Žalov gelangt. Durchquert man dieses Tal, kann man zu einem wieder anderen Aussichtspunkt hochsteigen. Und ein Stück weiter liegt noch ein Aussichtspunkt, und von dort kann man Roztoky und den Bahnhof nicht mehr verfehlen.

St.-Kliment-Kirche in Levý Hradec | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Gemächlich zum Zusammenfluss mit der Elbe

Der Aussichtspunkt Vrázov und das Schloss Mělník | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International

Die Aussichtspunkte bei Úholičky und Roztoky sind nicht die letzten Orte, an denen man den Fluss bewundern kann. Am rechten Ufer kann man zu den Felsen bei Klecany und Větrušice wandern, und die letzte Stelle, an der sich ein Stück Moldau aus der Vogelperspektive betrachten lässt, ist der Ort Dolany. Ab Mühlhausen / Nelahozeves strömt der Fluss endgültig durch flaches Land, bis er sich unterhalb des Schlosses Mělník in die weniger spektakuläre Elbe ergießt. Eine schöne Aussicht auf den Zusammenfluss hat man vom Aussichtspunkt Vrázov oder von dem etwas höher gelegenen Schloss.

Zusammenfluss der Elbe  (links unten) und der Moldau | Foto: Miloš Turek,  Radio Prague International
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