Sommer in Prag: Zu Besuch im Jazzgarten "Stare Staci" bei Neratovice

0:00
/
0:00

Prag ist reich an historischen Sehenswürdigkeiten, kulturellen Einrichtungen, Cafés und Restaurants und vielen anderem mehr. Im Zentrum der Stadt sind diese Möglichkeiten derart gebündelt, dass einem schon fast schwindlig wird, und man sich als naturverbundener Zeitgenosse sagt: "Nur raus hier ins Grüne, fern aller Hektik und Sorgen." Aber auch für diesen Fall kann Ihnen Lothar Martin ein gemütlich-geselliges Plätzchen empfehlen.

Sie wollen mal raus aus der hektischen Großstadt, einfach nur die Natur genießen und dabei mit Freunden bei Bier oder Wein fröhlich beschwingter Musik lauschen. Dann folgen Sie mir mit dem Auto auf die Staatsstraße Nr. 9, die von Prag nach Melnik führt.

Rund 13 km nördlich von Prag haben wir gerade die Gemeinde Byskovice passiert und treffen auf einen unbeschrankten Bahnübergang, doch genau vor diesem biegen wir scharf nach links und erreichen nach wenigen Metern eine Ausflugs-Location, die in Tschechien noch ihresgleichen sucht. Es ist der Große Jazzgarten "Na Stare Staci", in dessen Namen auch verraten wird, wo er entstand: An der alten Bahnstation. Er ist das Lebenswerk des Ehepaares Jaroslava und Antonin Silhavy, zwei Vollblut-Jazzern, die neben der Bewirtschaftung des Jazzgartens auch weiterhin in der von ihnen gegründeten Jazzband Revival Swing Praha spielen. Die Idee zu ihrem Jazzgarten gab ihnen die Inspiration, die Tradition bayerischer Biergärten auch ein wenig nach Böhmen zu verpflanzen und sie mit ihrem Genre, der Jazzmusik zu kombinieren. Und so haben sie vor zehn Jahren in mühevoller Kleinarbeit damit begonnen, sich einen Traum zu erfüllen, dem sie alles unterordneten:

"Wir haben alles in diesen hineingesteckt, was wir hatten: Wir verkauften zwei Autos und kauften ein Grundstück von den Tschechischen Eisenbahnen. Das war vor rund zehn Jahren, wo wir damit anfingen, den ausgebrannten Bahnhof zu stabilisieren. Und auch die Umgebung war völlig heruntergekommen."

Umso erstaunlicher ist das, was einem das Auge heute dort bietet:

"Der Jazzgarten ist unterteilt in zwei Veranstaltungsbereiche: Ein Bereich ist für 250 Gäste, der zweite für 100 Gäste. Alle Plätze sind überdacht, beide Bereiche habe je eine Bühne. Sie werden sowohl separat als auch - zum Beispiel bei Festivals - kombiniert genutzt. Wir haben einen Parkplatz für 60 bis 80 Autos sowie eine Rasenfläche zum Campen für ca. 30 Wohnwagen."

Die Voraussetzungen zum musikalischen Treff von Freunden der Country- und der Jazzmusik sind also nahezu ideal, doch der eigentliche Hit ist die preiswerte, typisch böhmische Verköstigung:

"Das Bier kostet einen halben Euro, ein Steak mit 250 g kostet zweieinhalb Euro, ein Liter Wein kostet drei Euro."

Bier und Wein seien bekannte tschechische Marken, verweist Jaroslav Silhavy nicht ohne Stolz. Und wen das alles noch nicht überzeugt haben sollte, jeweils Freitag- oder Samstagabend, wenn hier wechselweise Country- und Jazzabende stattfinden, zur "Alten Bahnstation" bei Neratovice zu fahren, dem bringen wir noch ein paar Takte der unverwüstlichen Steambot Stompers zu Gehör.