Soukalová räumt vier Globusse als weltbeste Biathletin der Saison ab
Am Sonntag war Staffelwechsel, sowohl im Kalender als auch im Sport. Denn zum kalendarischen Frühlingsanfang haben populäre Wintersportarten wie Biathlon ihre Saison beendet. Und Sportarten, die mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele in Rio nun den Fokus rücken, haben ihren Saisonauftakt vollzogen. Dazu gehörte beispielsweise die Leichtathletik. Tschechische Sportler haben dabei mehrfach für Furore gesorgt.
Als echte Sportsfrau verhehlte sie indes nicht, dass es in dem Massenstart-Rennen noch einmal sehr spannend geworden wäre zwischen ihr und Marie Dorin-Habert. Die Französin lag in der Weltcup-Wertung dieser Disziplin nur fünf Punkte hinter Soukalová. Deshalb schickte die Biathletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz ihrer ersten Reaktion auch noch eine zweite hinterher:
„Die Absage des Rennens ist eine tolle Nachricht für mich, andererseits es ist ärgerlich, dass ich mich nach dem letzten Rennen nicht unmittelbar an der Strecke von den anderen Läuferinnen verabschieden kann. Das ist ein wenig schade.“
Dies gehört aber eben auch zum Bild der Gabriela Soukalová: Im Ziel eines jeden Rennens gehört sie stets zu den ersten Gratulantinnen für jene Konkurrentinnen, die an dem Tag besser waren als sie. Deshalb wurde ihr von allen Seiten auch gegönnt, dass sie am Sonntagabend ihren großen Moment hatte.„Die Gewinnerin des Weltcups im Jahr 2016 ist Gabriela Soukalová“, verkündete der Sprecher der Rennveranstaltung in Chanty-Mansijsk. Nach dem ersten Moment der Freude ging die Siegerin indes auch ein wenig in sich:
„In mir kamen sofort alle Erinnerungen hoch an die Zeit, in der ich angefangen habe Ski zu laufen und in der mich meine Eltern trotz meines Widerwillens immer wieder aufgepäppelt haben.“Heute sei sie ihren Eltern in jeder Hinsicht dankbar dafür, dass diese sie zum Sport geführt hätten und zur nötigen Disziplin. Doch auch in ihrer Sportart, dem Biathlon, habe sie das Glück gehabt, mit sehr guten Leuten zusammenarbeiten zu können. Der eine aber, dem sie besonders viel zu verdanken habe, sei der Cheftrainer der tschechischen Biathlon-Nationalmannschaft, Ondřej Rybář:
„Sein Einfluss ist enorm. Vor ein paar Jahren hat er mich unter seine Fittiche genommen und mir eine neue Chance gegeben. Seitdem hat dieser Sport für mich eine ganz neue Dimension bekommen. Es begann damit, dass Leute, die mir Knüppel zwischen die Beine geworfen haben, auf einmal nicht mehr da waren. An ihrer Stelle bekam ich nun einen Chef, der ausstrahlt, dass ihm an mir und meinen Ergebnissen sehr gelegen ist.“Auch dank Cheftrainer Ondřej Rybář und Verbandschefs Jiří Hamza hat sich der tschechische Biathlonsport in den zurückliegenden Jahren so gut entwickelt. Und die siegreiche wie auch sympathisch auftretende Gabriela Soukalová ist nun die Vorzeigeathletin, auf die man in Tschechien zu Recht sehr stolz ist.
Leichtathletik: Maslák und Holuša holen Gold und Silber bei Hallen-WM
Im August steigt das Highlight dieses Sportjahres – die olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Die Sportart, die dabei im Fokus steht, ist die Leichtathletik. Denn es gibt wohl kaum andere Aktivitäten, die so weltumspannend sind, wie das Laufen, Springen und Werfen im sportlichen Wettstreit. Deshalb ist man in Tschechien sehr froh darüber, auch heutzutage in einigen Disziplinen Athleten zu haben, die in der Weltspitze ein Wörtchen mitreden. Zu ihnen gehören der 400-Meter-Läufer Pavel Maslák und der Mittelstreckler Jakub Holuša. Von der Hallen-Weltmeisterschaft im amerikanischen Portland kamen beide medaillendekoriert nach Hause. Pavel Maslák gewann wie schon vor zwei Jahren im polnischen Sopot den WM-Titel über 400 Meter. Im Gegensatz zu einem Rennen im Freien, bei dem exakt eine Stadionrunde absolviert wird, muss auf dieser Distanz in der Halle die Bahn mehrmals umkurvt werden. Deshalb müsse man sich unter dem Dach auch eine ganz andere Taktik zurechtlegen als bei einem Freiluftrennen, erklärt Maslák. Im Finale habe er ziemlich genau gespürt, wann er den Favoriten des Rennens, Bralon Taplin aus Grenada, attackieren musste:„Das war rund 70 Meter vor dem Ziel. Bis dahin habe ich mir die ganze Zeit gesagt, dass ich ihn auf der Geraden überspurten werde, doch er begann schon in der Kurve ‚blau zu laufen‘. Auch wenn ich in der Kurve eigentlich nicht an ihm vorbeiziehen wollte, habe ich es dann doch getan, weil er mich sonst ausgebremst hätte. Als ich ihn überholte, wusste ich: Der Sieg gehört mir.“
Zweimal Weltmeister in der Halle, das klingt verheißungsvoll. Dennoch bleibt Maslák Realist, was seine Ambitionen für die Olympischen Spiele anbelangt. Auf die Frage, ob dieser Erfolg ihn auf dem Weg nach Rio anspornen würde, antwortete er:„Der Motivationsschub ist sicher groß, doch er wäre noch größer, wenn alle Favoriten hier am Start gewesen wären. Wir haben ein olympisches Jahr, viele Läufer lassen daher die Hallen-Weltmeisterschaften aus. Mich hätte eher eine bessere Zeit beflügelt. 45,44 Sekunden ist sicher nicht schlecht, aber es sind eben keine 45,24 Sekunden wie vor zwei Jahren in Sopot.“
Seine ebenfalls schon zweite Medaille bei einer Hallen-WM hat Jakub Holuša gewonnen. Es ist wie 2012 in Istanbul die silberne, diesmal jedoch nicht über 800 Meter, sondern auf der 1500-Meter-Strecke. Im Finale von Portland musste sich der Tscheche lediglich dem Amerikaner Matthew Centrowitz beugen. Im geschlagenen Feld aber landeten mehrere Läufer aus Afrika und Arabien, die ansonsten in der absoluten Weltspitze zu finden sind. Weshalb aber ist es in der Halle scheinbar einfacher, diese leichtfüßigen Mittelstreckler zu bezwingen? Jakub Holuša:
„Ich denke, das ist dieselbe Sache wie für Pavel Maslák auf der 400-Meter-Strecke. Die Afrikaner und Araber trainieren zu Hause nur im Freien, in der Halle haben sie nicht so viele Erfahrungen wie wir. Wir wissen zum Beispiel, bei welchem Punkt die Konkurrenten Probleme bekommen könnten, wann es gilt zu beschleunigen oder wann es besser ist, nur mitzulaufen und Kraft zu sparen. Wir sind darauf fixiert, sie aber laufen sonst nur unter freiem Himmel.“Pavel Maslák und Jakub Holuša freuen sich zu Recht über ihre Erfolge bei der Hallen-WM in Portland. Es spricht aber für sie, dass sie diese nicht überbewerten, sondern auch im Freien hart trainieren wollen. Dann lässt sich vielleicht auch in Rio einiges von ihnen erwarten.