Spatzen, Tüten und Jesuiten
Die Geschichte, die Umweltproblematik und die Zukunft der EU: Unter anderem zu diesen Themen haben Sie uns im vergangenen Monat geschrieben.
Vor 110 Jahren wurde an der Metropolitan Opera in New York erstmals die Oper „Die verkaufte Braut“ von Bedřich Smetana aufgeführt. Welche berühmte tschechische Sopranistin trat damals in der Rolle der Marie (Mařenka) auf?
Ihre Antworten schicken Sie bitte bis Ende dieses Monats an [email protected].
Im Januar hat unter anderem Alexandra Brückl richtig geantwortet und bekommt einen Sachpreis von uns. Sie wusste, dass die von Tomáš Baťa stark geprägte ostmährische Stadt Zlín im Jahr 1949 nach dem ersten kommunistischen Präsidenten der Tschechoslowakei in Gottwaldov umbenannt wurde. Den Namen Klement Gottwalds trug die Stadt dann vierzig Jahre. Erst nach der Wende von 1989 kehrte man wieder zum ursprünglichen Ortsnamen Zlín zurück.
Und nun bereits zu Ihren Briefen, Zuschriften und Kommentaren, liebe Hörerinnen und Hörer.
Gerne habe er die Beiträge in einer unserer vergangenen Samstagssendungen gehört, schreibt Günter Hessenbruch aus Remscheid:
„Besonders gut hat mir das Geschichtskapitel über Amazonien und die Herstellung der Karten durch einen Jesuiten-Pater gefallen. Dann aber auch die Erklärungen zu den Winterfutter-Sorten und die Aufzählung der heimischen Vögel. Dazu muss ich leider sagen, dass der gewöhnliche Straßenspatz hier nicht mehr zu sehen ist oder nur noch ganz selten. In meiner Kindheit gab es die Spatzen in Mengen... Ich erinnere mich noch gut daran, wie sie in Regenpfützen badeten und ihre Freude hatten – bis dann eine Katze hinter einer Hausecke auftauchte.“
Auch in Prag lässt sich bestätigen, dass die Spatzen immer weniger werden. Die kleinen Vögel waren früher neben den Tauben sehr übliche und häufige Bewohner von Parks und Plätzen in der Hauptstadt. Inzwischen sind sie aber fast völlig verschwunden.Martina Pohl aus Überlingen hat sich über ein anderes ökologisches Problem ihre Gedanken gemacht:
„In einer Ihrer Sendungen wurde das Thema Plastiktüten aufgegriffen. Mittlerweile werden diese auch bei uns im Supermarkt oder in anderen Geschäften gegen eine kleine Gebühr verkauft. Eine viel zu niedrige, wie ich finde. Manche Geschäfte haben diese Tüten mittlerweile aus dem Verkehr gezogen und bieten Stofftaschen als viel bessere Alternative an.“
Martina Pohl nennt einige positive Ansätze, wie die Einwegtüten ersetzt werden könnten, und schreibt weiter:
„Generell ist die Umweltbelastung durch Plastiktüten enorm. Wenn man bedenkt, dass der Abbau dieses Materials zum Teil 100 Jahre und mehr in Anspruch nimmt, dann zeigt dies, wie wichtig es ist, dieses Thema ernst zu nehmen. Auch bei der Verbrennung werden giftige Stoffe freigesetzt. Winzige Plastikteile findet man unter anderem auch in der Zahnpasta. Im Gegensatz zu Plastik verrotten Baumwolle oder Papiertaschen einfacher, aber für ihre Herstellung wird mehr Energie und Wasser benötigt. Grundsätzlich nehme ich meistens nur Stofftaschen oder Trageboxen für den Einkauf. Diverse Plastiktüten liegen auch bei mir im Schrank. Diese werden, je nach Bedarf, immer wieder verwendet.“ Kommen wir nun zur Geschichte. Vor allem die Beiträge über die Entstehung des tschechoslowakischen Staates hätten ihn zum Nachdenken gebracht, schreibt Achim Kissel aus Duisburg:„Der Zerfall des Habsburgerreiches war eine Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs. Doch bereits vorher gab es den Wunsch nach Unabhängigkeit. Dies gilt für viele Völkerschaften Österreich-Ungarns. Wie die Stimmung in Tschechien während des Weltkriegs war, kann man bei der Lektüre des ‚Schwejk‘ erkennen. Überhaupt hatte die tschechische Literatur ein feines Gespür für die Entwicklungen in Europa. So sind in Čapeks ‚Krieg mit den Molchen‘ deutlich Anspielungen auf den aufkommenden Faschismus in Deutschland erkennbar. Ich habe vor einiger Zeit dieses Buch mit Interesse gelesen.“
Geschichtlich gesehen hätten die Deutschen ihren tschechischen Nachbarn viel zu verdanken, meint Achim Kissel:
„So haben Jan Hus und seine Mitstreiter der Reformation in Deutschland den Weg gebahnt. Der Einfluss der ‚böhmischen Brüder‘ schlägt sich bis heute in unserem evangelischen Kirchengesang nieder. Und nicht zuletzt bot die Tschechoslowakei zu Beginn der 1930er Jahre deutschen Antifaschisten Zuflucht. Ich denke auch daran, dass der Prager Frühling 1968 trotz seiner Niederschlagung das Tor geöffnet hat für die deutsche Entspannungspolitik der Regierung Brandt. Aus dem damaligen ‚Wandel durch Annäherung‘ wurde letztendlich die Möglichkeit zur Wende von 1989.“
Ein anderes historisches Thema war für Helmut Matt aus Herbolzheim interessant:„Zeitungszustellung per Postkutsche – heute kaum noch vorstellbar. Das war wirklich ein spannender Bericht, den Sie heute im Tagesecho präsentierten. Ich finde solche historischen Rückblicke immer ganz besonders spannend. Den Kohlenmarkt (Uhelný trh) habe ich mal notiert. Liegt ja schön zentral. Ich bin gespannt, ob ich die Tafel finde, wenn ich mal wieder in Prag bin.“
Fritz Andorf aus Meckenheim reagiert unter anderem auf unseren Bericht über die Preisverleihung an den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck:
„Sehr gut gefallen haben mir die eindringlichen Worte von Altbundespräsident Gauck, die er anlässlich der Verleihung des Prager Karlspreises zur Bedeutung der EU gesagt hat. Ich glaube, das war auch dringend notwendig, und ich hoffe, man hat gut zugehört und das Gesagte beherzigt. Denn ich bin doch sehr bestürzt darüber, dass die Zustimmung zur EU in Tschechien mit 34 % am niedrigsten von allen Ländern der EU liegt. Dabei hat doch auch die tschechische Wirtschaft große Vorteile von der EU-Mitgliedschaft erfahren, Tschechien hat von großen finanziellen Zuwendungen der EU profitiert, und auch Tschechen können Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen, Niederlassungsfreiheit und freie Berufsausübung in der EU genießen.“
Ulli Peters wiederum wollte in seinem Brief auf eine Überlegung über die Entwicklung in der Welt reagieren, die wir in der letzten Ausgabe des Hörerforums zitiert haben:
„Ja, die Entwicklung in der Welt stimmt auch mich nicht optimistisch. Dabei hängt fast alles von uns Menschen selbst ab. Ich bin mit nunmehr 72 Lebensjahren nicht glücklich über diese Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen. Zum wiederholten Male seit meinem ersten Aufenthalt 1970 bin ich wieder einmal in Prag, in einem Hotel unweit Ihres Senders, dessen Sitz ich mir heute nach einem Besuch von Kafkas Grab auf dem Neuen Jüdischen Friedhof interessiert betrachtete. Ich wünsche Ihnen noch eine lange Zeit, wo Sie mich mit den täglichen Prag-News über eine meiner Lieblingsstädte auf dem Laufenden halten. In der Tram, in den Restaurants und Cafés, im täglichen Miteinander bewundere ich das weitgehend friedliche und rücksichtsvolle Verhalten der Menschen in Tschechien. Es ist immer wieder angenehm hier Gast zu sein.“Und das war‘ s für heute. Zum Schluss noch eine Bitte an unseren Hörer Erich Kröpke aus Magdeburg. Die Weihnachtskarte, die wir an ihn geschickt haben, ist zurückgekommen, mit dem Hinweis, dass der Empfänger nicht unter der angegebenen Anschrift zu ermitteln sei. Wenn Sie uns hören, Herr Kröpke, dann melden Sie sich bitte schriftlich bei uns, damit wir feststellen können, ob die bei uns geführte Adresse noch richtig und aktuell ist.
Wir freuen uns auf Empfangsberichte, E-Mails und Briefe von unseren Hörerinnen und Hörern. Schreiben Sie uns bitte an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an: [email protected].