Spielplatz Prag: Nach Klavieren erobert Schach den öffentlichen Raum
Schach wird in vielen Städten unter freiem Himmel gespielt. Dass es nun auch in den Prager Parks und Plätzen Schachtische für alle gibt, wäre allein noch keine Nachricht wert. In der tschechischen Hauptstadt steckt aber noch etwas mehr dahinter. Der Initiator Ondřej Kobza steht nämlich auch hinter der Aktion der Klaviere auf öffentlichen Plätzen, die seit vergangenem Jahr Einheimische wie Touristen gleichermaßen begeistert.
Inzwischen gibt es 30 öffentliche Klaviere in der ganzen Republik. Am Montag kamen nun fünf Schachtische dazu, Ondřej Kobza spielte für den Fototermin gleich mal eine Partie mit dem Filmregisseur Jan Hřebejk. Wenn es nach dem Initiator geht, soll Prag auch dieses Mal Vorbild für ganz Tschechien sein:
„Es geht darum zu zeigen, dass man eine Idee auch mit wenig Geld durchsetzen kann. So eine Schulbank hat jede Grundschule auf dem Dachboden stehen. Wem die Idee gefällt, der kann seine Grundschule ansprechen, die Farben kaufen und das Schachbrett malen. Und Figuren hat auch jeder zuhause.“Außerdem gibt es an den Schachtischen Informationen, in welchen Cafés der Umgebung man sich Spielfiguren ausleihen kann. Eine Spielzeugfirma, die für regelmäßigen Nachschub sorgen möchte, hat sich auch schon gemeldet. Was oft graue Theorie von Stadtentwicklern bleibt, setzt Kobza nach und nach um. Ihm sind die Bewohner wichtig, die sich ihr Terrain spielerisch zurückerobern sollen, wie er dem Tschechischen Fernsehen sagte:
„Ich mag ganz gewöhnliche Sachen gern, wie wir alle. Mir gefällt es, wenn jemand Klavier spielt, wenn jemand tanzt. Manchmal kommt es mir vor, als sei die Straße nur für parkende Autos da, oder um von der Arbeit nach Hause zu gehen. Aber was ist die Straße eigentlich für uns? Das sollten wir uns fragen. Es geht aber nicht darum, das den Menschen zu sagen, sondern sie müssen es selbst begreifen.“
Die Ideen von Ondřej Kobza sind nicht neu, doch er bringt sie nach Prag und findet Unterstützer bei der Stadtverwaltung. Open-Air-Schach soll noch lange nicht das letzte Projekt von Ondřej Kobza sein. Schon im Herbst möchte er in der tschechischen Hauptstadt Poesie-Automaten aufstellen, an denen sich jeder ein Gedicht für zwischendurch ziehen kann.