Spuren der Sowjetarmee in Tschechien

Milovice (Foto: Tiia Monto, CC BY-SA 4.0 International)

Insgesamt 23 Jahre war die ehemalige Tschechoslowakei Standort von Sowjettruppen, die am 21. August 1968 im Rahmen der - wie es damals offiziell hieß - internationalen Bruderhilfe der Warschauer Paktstaaten ins Land einmarschiert waren. Am 21. Juni 1991 hat der letzte Eisenbahnzug mit Sowjetsoldaten das Gebiet der Tschechoslowakei verlassen. In der Zeit ihres Aufenthaltes hierzulande haben sie u.a. auch große ökologische Schäden hinterlassen, die bis heute nicht beseitigt worden sind. Mehr erfahren Sie im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Milovice  (Foto: Tiia Monto,  CC BY-SA 4.0 International)
Mehr als eine Milliarde Kronen, umgerechnet ca. 330 Millionen Euro, kam den tschechischen Staat bis jetzt die Beseitigung der durch die Sowjetarmee verursachten Schäden im Bereich der Umwelt zu stehen, und immer noch ist man nicht am Ende. Der Prozess der Sanierung des an vielen Orten durch toxische Stoffe kontaminierten Bodens geht nur schleppend voran. Hauptursache ist mangelndes Geld. Auf Beschluss der tschechischen Regierung im Januar 1993 wurde das Umweltministerium mit der keineswegs leichten Aufgabe beauftragt. Eine fixe, auf die Gesamtschäden abgestimmte Geldsumme wurde dem Ressort jedoch nicht zur Verfügung gestellt. Das Umweltministerium muss jedes Jahr aus dem eigenen Budget für die Sanierungskosten aufkommen, natürlich im Einklang mit den jedes Jahr limitierten bzw. reduzierten Geldern aus der Staatskasse. Dazu sagte uns Jaroslav Zima, Leiter der Abteilung für Ökoschäden im Umweltministerium:

Milovice
"Das ist eben das größte Problem: Hätten wir das erforderliche Geld auf einmal zur Verfügung gehabt, wäre alles viel intensiver verlaufen. Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2004, und die Sanierungsarbeiten sind immer noch im Gange."

Jedes Jahr gibt das Umweltministerium im Schnitt zwischen 50 - 60 Millionen Kronen für die Entfernung von Schadstoffen wie Naphten-Kohlenwasserstoff, Dieselkraftstoff, Schmieröl und vielen anderen Substanzen aus. Die Sowjettruppen in der Tschechoslowakei waren an insgesamt 73 Orten auf unterschiedlich großen Geländen stationiert. In 60 von ihnen, die mittlerweile den festgelegten Parametern entsprechend als komplett saniert gelten, hatten Analysen eine starke Bodenverunreinigung ergeben. Vor der Sanierung habe man Prioritäten festgelegt, sagt Zima, denn ihm zufolge drohten die Schadstoffe in einigen Orten das Grundwasser zu verseuchen und in der Folge auch das Brunnenwasser in bewohnten Gebieten zu vergiften.

Ralsko  (Foto: Štěpánka Budková)
"Gegenwärtig wird an sieben Stellen saniert, von denen der Ort Hradcany mit dem ehemaligen Militärflugplatz im Militärareal Ralsko zu den am stärksten betroffenen gehört. Hier geht es um eine massive Verunreinigung des Grundwassers und der Bodenschichten. Die Kosten für ihre Beseitigung sollen sich auf ca. 350 Millionen Kronen belaufen."

Das Sanierungsprogramm erfährt auch immer neue Ergänzungen, da es Städte bzw. Gemeinden gibt, die immer noch, auch 13 Jahre nach dem Rückzug der Sowjettruppen Schäden entdecken, die eben auf deren einstige Präsenz zurückzuführen sind.