Star-Schmiede Semafor: 60 Jahre große Unterhaltung

Jiří Suchý und Jiří Šlitr (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Eine der wichtigsten Kleinkunstbühnen Tschechiens ist Ende vergangenen Monat 60 Jahre alt geworden. Vor allem in den 1960er Jahre ist das Theater Semafor zu einer der wichtigsten Plattformen für Musik, Tanz und Theater geworden. Gleichzeitig war es ein Sprungbrett für die größten Stars der tschechischen Musikszene – darunter Karel Gott, Waldemar Matuška oder Eva Pilarová.

Jiří Suchý und Jiří Šlitr  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Foto: Archiv der Tschechischen Post
Zwei große Namen standen hinter dem Theater Semafor – Jiří Suchý und Jiří Šlitr. Beide Künstler gastierten schon in den 1950er vor allem als Musiker auf zahlreichen Bühnen in Prag. So traten sie unter anderem in der Reduta auf, die sich später als einer der wichtigsten Jazzclubs einen Namen machte. Doch reichte es dem Komponisten Šlitr und dem Texter Suchý nicht mehr nur, von Podium zu Podium zu ziehen. Im Jahr 1959 eröffneten sie deshalb ihre eigene Bühne – das Theater Semafor. Es sollte mehr sein als bloß ein Musikklub, was auch schon der Name andeutet. Dieser ist nämlich eine Abkürzung von „Sedm Malých Forem“, auf Deutsch „Sieben kleine Formen“. Aufgeführt wurden dort Jazz, Poesie, Puppenspiel, Film, Tanz und Musikkomödie, gewürzt mit etwas bildender Kunst.

Ohne Frage sind die 1960er Jahre die goldene Ära des Theaters Semafor. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Inszenierungen, die zu kollektiven Ohrwürmern in der Tschechoslowakei wurden. Darunter die Geschichte um den eigensinnigen Schriftsteller Antonín Sommer „Člověk z půdy“,. oder die Lieder- und Gag-Shows „Zuzana není pro nikoho doma“, „Recital 64“ oder „Zuzana je všude jako doma“. Unter der Regie des Teams vom Theater Semafor entstanden auch Musikfilme, beispielsweise „Kdyby tisíc klarinetů“ mit Waldemar Matuška. Im Jahr 1969 musste die Kleinkunst-Truppe jedoch einen schweren Schlag einstecken, denn damals starb Jiří Šlitr.

Theater Semafor  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im Jahr 1964 zog das Theater Semafor in die Passage Alfa unweit des Prager Wenzelsplatzes, die eigens für die Bühne aufwendig restauriert wurde. Dort gaben sich mit Gastauftritten zahlreiche Künstler die Klinke in die Hand, die später zu den großen Stars des tschechoslowakischen Musikbusiness wurden. Darunter Waldemar Matuška, Karel Gott, Hana Hegerová, Eva Pilarová oder aber Hana Zagorová und Michal Prokop.

Das Theater Semafor konnte sich in den 1990er Jahren über die Wende retten und blieb auf weiterhin einer der beliebtesten Bühnen in Prag. Auch wenn es 1993 die Passage Alfa im Zentrum verlassen musste und im Stadtteil Dejvice eine neue Heimat fand. In den letzten 30 Jahren versuchte Jiří Suchý, der bis heute den Takt im Semafor vorgibt, verstärkt an die ursprüngliche Ausrichtung der Bühne in den 1960er Jahren anzuknüpfen. Wie man sieht, gelingt ihm das gut und der Erfolg gibt ihm Recht.