Starregisseur Forman stellt neuen Streifen beim Filmfestival Karlsbad vor

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Den Spruch „Alle Wege führen nach Rom“ könnte man dieser Tage auch für die westböhmische Kurstadt Karlovy Vary / Karlsbad verwenden. Traditionsgemäß pilgern Tausende Filmliebhaber dorthin, um dem am Freitag eröffneten 44. Internationalen Filmfestival beizuwohnen. Auch das diesjährige Angebot mit rund 240 Streifen und vielen Filmstars scheint wieder attraktiv zu sein. Gleich am Samstag und Sonntag standen einige Highlights auf dem Programm .

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Am Samstag stand eine Weltpremiere auf dem Festivalprogramm. Der tschechischstämmige amerikanische Regisseur Miloš Forman stellte seinen neuesten Film mit dem Titel „Der gut bezahlte Spaziergang“/"Dobře placená procházka" in Karlsbad vor. Sein Inhalt ist für das tschechische Publikum nicht ganz unbekannt. Es handelt sich nämlich um einen legendären Titel aus den 1960er Jahren. Damals entstand, wie es hieß, eine Jazzoper für nur vier Personen und wurde auf der Bühne des heutzutage nicht weniger legendären Prager Theaters „Semafor“ gespielt. Miloš Forman hat den Stoff bereits 2008 auf der Bühne des Nationaltheaters in Prag inszeniert. Auf seiner Pressekonferenz in Karlsbad befragt, wen nun der gleichnamige Film ansprechen soll, antwortete Forman:

Die Schauspielerin Dáša Zázvůrková mit Jiří Suchý und Regisseur Miloš Forman  (Foto: ČTK)
„Mein Wunsch wäre, dass der Film alle Zuschauer ungeachtet ihres Alters anspricht. Aber wissen Sie, was interessant ist? Dass das Stück, das in den 60er Jahren geschrieben wurde, seinen sozialen Sinn gerade in der heutigen Zeit bekommt. Es ist eigentlich ein moralisierendes Märchen darüber, dass Geld die Menschen verdirbt. In den 60er Jahren hat aber Geld keine so große Rolle gespielt, weil damals kaum jemand Geld hatte. Diese Botschaft ist nun plötzlich sehr aktuell geworden. Das ist eine angenehme und zugleich auch unangenehme Überraschung.“

Jiří Suchý, Koautor und Hauptdarsteller in beiden Theaterinszenierungen und auch im Film, gab in Formans Anwesenheit in Karlsbad ein Bekenntnis ab: Er habe es sich nicht vorstellen können, den „Gut bezahlten Spaziergang“ auf der Bühne des Prager Nationaltheaters zu sehen.

„Forman hat mir aber vergewissert, ein bisschen Broadway auf die Bühne übertragen zu wollen. Meine anfänglichen Befürchtungen sind zunächst in Neugier umgeschlagen, und als ich dann den Kinderchor, den Frauenchor, das Tanzensemble, ein Jazzorchester auf der Bühne und ein großes Orchester unten im Orchesterraum gesehen habe, da habe ich mir gesagt: Aha, das ist also Broadway!“

Zu den in Karlsbad am stärksten vertretenen Ländern gehört mit 24 Filmen Frankreich. Den ersten Kristallglobus dieses Festivaljahrgangs hat auch ein Star des französischen Films und Theaters entgegengenommen: Isabelle Huppert. Nach der tschechischen Danksagung fuhr sie auf Französisch fort:

„Ich bin gerührt und habe nicht so ein zahlreiches und warmherziges Publikum erwartet. Den Preis des Karlsbader Festivals halte ich wie jeden anderen Preis für einen Ausdruck der Anerkennung nicht nur meiner Arbeit, sondern auch der Regisseure der jeweiligen Streifen. Ich habe immer das Glück gehabt, mit großartigen Regisseuren zusammenzuarbeiten.“

Am kommenden Samstag geht das Filmfestival in Karlsbad zu Ende –traditionell mit der Verleihung der Preise durch eine internationale Jury.