Startänzer Vadim Muntagirov: „Am Brünner Theater ist es wie in einer Familie“

Vadim Muntagirov

Vadim Muntagirov gilt weltweit als einer der besten Balletttänzer der Gegenwart. Der Solist des Royal Ballet in London weilt in diesen Tagen in Brno / Brünn. Er nahm dort letzte Woche an einer Gala teil. Zudem tanzt er an diesem Freitag als Gast in der Premiere des Ballettabends, der aus Choreografien von George Balanchine zusammengestellt wurde. Nach der Gala am vergangenen Samstag traf Martina Schneibergová mit dem Startänzer zusammen.

Daria Klimentová und Vadim Muntagirov im Jahr 2014 | Foto: Jiří Hošek,  Tschechischer Rundfunk

Vadim Muntagirov ist nicht zum ersten Mal in Tschechien. Als er zu Beginn seiner Karriere Mitglied des National Ballet in London wurde, traf er dort die tschechische Primaballerina Daria Klimentová. Sie habe vor etwa zehn Jahren seinen ersten Besuch in Tschechien initiiert, sagt Muntagirov:

„Daria Klimentová lud mich zu ihrer Gala nach Prag ein. Es war die erste Gala überhaupt, bei der ich auftrat. Aber ich tanzte damals in Prag nicht mit ihr, sondern mit einer anderen Kollegin. Daran nahmen viele internationale Ballettstars teil. Für mich war das eine fantastische Erfahrung. Anschließend lud mich Daria zu den Ballett Master Classes ein, die sie leitete. Danach war ich noch mehrmals in Tschechien. Später wandte sich der künstlerische Leiter des Ballettensembles in Brünn, Mário Radačovský, an mich. Ich trat dort ein paar Mal als Gast auf, etwa im ‚Schwanensee‘. Im Brünner Theater fühlt man sich wie in einer Familie.“

Vadim Muntagirov | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová

Mit seiner Kollegin vom Londoner Royal Ballet Fumi Kaneko ist Muntagirov am vergangenen Samstag bei einer Ballett-Gala in Brünn aufgetreten. Und an diesem Freitag gastiert das Tanzpaar aus London bei der Premiere eines Ballettabends mit Choreografien von George Balanchine.

„Wir werden das Pas de deux mit Musik von Tschaikowski tanzen. Es ist ein sehr anspruchsvolles Pas de deux. Für die Theater ist es vermutlich nicht einfach, die Erlaubnis (der Balanchine-Stiftung, Anm. d. Red.) zu bekommen, um dieses Stück aufzuführen. Darum ist es für mich sowie für Fumi eine Ehre, es präsentieren zu können.“

Vadim Muntagirov trat bisher neben seiner Heimatszene im Royal Opera House in London auch auf vielen anderen Bühnen der Welt auf – und das nicht nur in Europa, sondern auch in Japan oder in Kapstadt. Hat er ein Lieblingstheater?

„Es ist schwierig, nur ein Theater zu nennen, denn ich habe mehrere Lieblingsbühnen. Aber wenn ich beispielsweise nach Brünn komme, fühle ich mich sehr wohl und entspannt. Dort stehe ich unter keinem Druck und bin nicht gestresst. Ich fühle, dass das Publikum sehr herzlich ist, und merke, dass die Menschen das Ballett zu schätzen wissen. Wenn wir zu Hause in London tanzen, werden die Vorstellungen manchmal live in die Kinos übertragen oder für eine DVD aufgezeichnet. Und da fühlt man schon etwas Druck. Immer, wenn wir nach Tschechien kommen, genießen wir es.“

Vadim Muntagirov | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová

Als seine Lieblingsrolle bezeichnet der Tänzer den Prinzen im „Schwanensee“. Er möge jedoch auch weitere Ballettpartien, betont Muntagirov:

„Ich liebe das Ballett ,A Month in the Country‘ von Choreograf Frederick Ashton. Die Geschichte finde ich sehr schön. Zudem mag ich die Rolle des Des Grieux in ,Manon‘. Der ‚Schwanensee‘ ist ein reiner Klassiker, und er hält mich so zu sagen in Form. Mit ,Manon‘ oder ,A Month in the Country‘ ist es etwas anderes. Als Darsteller ist man nicht nur Tänzer, sondern auch ein Künstler, der Emotionen zum Ausdruck bringt. Das ist ein großer Unterschied.“

Während seiner Karriere wurde Vadim Muntagirov schon mit zahlreichen Preisen bedacht. Erst Ende April wurde er für die Rolle des Kronprinzen Rudolf im Ballett „Mayerling“ für den National Dance Award nominiert.

„Es ist natürlich schön, wenn man nominiert wird und auch einen Preis gewinnt. Es gibt jedoch viele hervorragende Tänzer, und jeder von ihnen kann siegen. Man soll nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt. Ich bin glücklich, für die Rolle des Rudolf nominiert zu sein. Aber ich habe auch ein wenig gemischte Gefühle. Es ist ein sehr schönes und kompliziertes Ballett. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich es gleich wieder tanzen möchte. Ich habe gehört, dass viele Menschen über mich in ‚Mayerling‘ sprechen und sozusagen auf die nächste Runde warten, wenn ich es wieder tanzen werde. Das aber vielleicht erst etwas später.“

Im Herbst dieses Jahres plant das Nationaltheater in Brünn eine karitative Ballett-Gala, deren Erlös für den Kampf gegen Krebs genutzt werden soll. Vadim Muntagirov ist sich noch nicht sicher, ob er zu dem Termin nach Brünn kommen könne:

„2024 gibt es jedoch wieder Vorstellungen von ,La Bayadère‘ und von ,Schwanensee‘. Ich hoffe, dass ich für eine Gastrolle kommen kann. Denn zuletzt war ich vor einem Jahr hier. Ich bin froh, ein ständiger Gasttänzer zu sein.“

Die Premiere des Balanchine-Abends findet am 5. Mai im Janáček-Theater um 19 Uhr statt. Es gibt noch Restkarten.

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