Stasi-Verdacht bei Ano-Chef Babiš könnte Koalitionsgespräche belasten
Bisher laufen zwar nur informelle Gespräche über eine Regierungsbildung nach den tschechischen Parlamentswahlen – aber es zeichnet sich eine irgendwie geartete Zusammenarbeit der Sozialdemokraten mit der Partei Ano von Unternehmer Andrej Babiš und den Christdemokraten ab. Allerdings gibt es ein Hindernis: Babiš soll mit der tschechoslowakischen Stasi, dem StB, zusammengearbeitet haben.
„Ich bin vom StB verhört worden, warum wir bei Petrimex keine syrischen Phosphate importieren. Die Stasi-Beamten erpressten mich, weil mein Onkel und mein Cousin illegal die Tschechoslowakei verlassen hatten. Ich war also ein Opfer, habe nichts unterschrieben und nicht kooperiert. Ich habe das Institut für Nationales Gedenken verklagt. Es gibt Beweise, dass die Stasi-Einträge eine Erfindung sind und die Akte ohne mein Wissen geführt wurde.“
Laut Babiš sind die Stasi-Unterlagen also Fälschungen. Fachleute vom tschechischen Institut für Nationales Gedenken halten dies aber für nahezu ausgeschlossen. Radek Schovánek vom Institut sagt zum Beispiel, er habe Tausende Stasi-Akten gelesen, und nur in einem Fall hätten die Agenten die Einträge gefälscht.Bereits im Oktober sollte ein Gerichtsverfahren um Babišs Akten eröffnet werden. Weil aber weder Babiš selbst als Kläger, noch die Zeugen nach Bratislava kamen, wurde die Verhandlung auf Januar verschoben.
Aber das Thema ist aktuell. Staatspräsident Miloš Zeman teilte am Montag mit, dass er von zukünftigen Ministern eine sogenannte negative Lustrationsbescheinigung verlange. Das heißt, dass derjenige nicht willentlich mit dem kommunistischen Geheimdienst StB zusammengearbeitet, geschweige denn Mitglied der Stasi gewesen sein darf. Diese Forderung hat bei Ano zu Unruhe geführt. Das zeigt die Reaktion von Věra Jourová, der stellvertretenden Parteivorsitzenden:
„Es gibt mindestens zwei juristische Auslegungen, ob ein Minister dem Gesetz nach eine Lustrationsbescheinigung braucht. Wir werden darüber zunächst intern beraten.“ Verfassungsrechtler bestätigen diese Lücken in den Gesetzen. Doch sagen sie zugleich, dass Zeman genau so verfährt wie schon seine Vorgänger. Der Jurist Jan Kysela leitet den Lehrstuhl für Politologie an der Prager Karlsuniversität:
Für das Entstehen der nächsten Regierung ist dieses Detail durchaus bedeutsam. Denn Andrej Babiš will am liebsten Finanzminister werden. Und er hat seine eigene Teilhabe am Kabinett zur Bedingung gemacht, dass Ano in eine Koalition mit Sozialdemokraten und Christdemokraten eintritt.