Steinerne Brücke in Písek trotzt Wetterunbilden seit über 670 Jahren
Die ehemalige Königsstadt Písek in Südböhmen liegt an der Wottawa (Otava), einem Fluss mit goldhaltigem Sand. So kam sie auch zu ihrem Namen, denn „písek“ bedeutet im Tschechischen „Sand“. Und Písek kann auch auf die älteste erhaltene Brücke in Tschechien verweisen, um die sich viele Geschichten ranken.
Einer, der sich in der Historie der Stadt sehr gut auskennt, ist Denkmalpfleger Jiří Hladký. Zur Steinernen Brücke in Písek hat er eine ganz besondere Beziehung:
„Ich bin schon in Rente. Doch zuvor hatte ich die Ehre, die Sanierung der Brücke vor dem Hochwasser und ihre Instandsetzung nach der Flut zu leiten.“
Hladký spricht vom Jahrhunderthochwasser des Jahres 2002, als fast in ganz Böhmen Flüsse und Bäche meterhoch über die Ufer traten. Es sei eine Überschwemmung gewesen wie wohl noch nie in der Geschichte der Stadt, glaubt Hladký:
„Als ich in der Stadtchronik Einträge über weitere Hochwasser suchte, musste ich sehr weit zurückblättern. Etwas Ähnliches ereignete sich möglicherweise im Jahr 1544, zumal diese Jahreszahl auch auf einem Brückenstein eingraviert ist. Doch es war keine solch große Flut wie 2002.“
Laut der Chronik gab es in der rund 670-jährigen Geschichte der Brücke in Písek 13 Hochwasser, die größere oder kleinere Schäden angerichtet haben, sagt Hladký. Dabei seien mehrfach auch die Bögen und Türme der Brücke eingestürzt. Im Gegensatz zur Prager Karlsbrücke, die bei ihrer Instandsetzung nahezu runderneuert wurde, könne die Steinbrücke in Písek noch weitgehend auf ihr ursprüngliches Material verweisen, erläutert der ehemalige Denkmalpfleger:
„In Písek haben wir das Glück, dass im Wesentlichen noch alle Steine der alten Brücke erhalten sind. Nur wenn man etwas nach links schaut, erkennt man zwei helle Streifen. Das ist der Teil der Brücke, für den wir nach dem Hochwasser von 2002 die entsprechenden Stücke nicht mehr gefunden haben. Also mussten wir sie durch neues Material ersetzen. Demgegenüber ist die steinerne Brüstung der Brücke, die bei der Flut eingestürzt war, immer noch original.“
Die Gesamtkonstruktion der Brücke ist aber nicht mehr im ursprünglichen Zustand. Denn nach einem der vielen Hochwasser wurde eine bauliche Veränderung vorgenommen, weiß Hladký:
„Ursprünglich hatte die Brücke acht Bögen. Bei einem Hochwasser im 18. Jahrhundert aber fiel ein Brückenturm zusammen, und zwei Bögen stürzten ein. Als die Brücke wieder instandgesetzt wurde, fügte man anstatt der zwei Wölbungen nur noch einen großen Bogen ein. Er hebt sich seitdem auch deutlich von den anderen ab.“
Dieser Bogen hat eine Spannweite von 13 Metern. Damals ermöglichte dies, dass Flöße besser die Brücke passieren konnten. Auch die beiden Brückentürme gibt es nicht mehr. Der eine wurde nach der Flut von 1768 nicht wieder aufgebaut, und der zweite wurde 1825 abgerissen, da er den Verkehr behinderte. Heute ist die Steinerne Brücke der Methusalem in Tschechien und eine der ältesten ihrer Art in Mitteleuropa. Sie sticht damit sogar die berühmte Prager Karlsbrücke aus. Doch wie alt ist sie eigentlich genau? Dazu noch einmal Jiří Hladký:
„Wenn wir das wüssten. Wir wissen es aber nicht. Die erste Erwähnung der Brücke stammt jedenfalls aus dem Jahr 1348. Damals entschied König Karl IV., dass alle Bußgelder, die die Stadt einnimmt, in die Reparatur der Brücke gesteckt werden müssen.“