Älteste Brücke Tschechiens hat wieder krummes Geländer

Brücke im Pisek

Die zweite Augustwoche 2002. Zunächst verschlechterte sich das heiße Sommerwetter. Es begann zu regnen. Danach kam für Tschechien die schlimmste Hochwasserkatastrophe der letzten Jahrhunderte. Zunächst durch Südböhmen, ein paar Tage später durch das Zentrum des Landes und danach weiter nordwärts stürzte das Wasser und überflutete Wiesen, Felder, Wälder, aber auch Dörfer und Städte. Schon in den ersten Tagen wurde die mittelalterliche Brücke im südböhmischen Pisek zu einem Symbol des Kampfes gegen die Wassermassen. Markéta Maurová bringt eine Erinnerung an die Ereignisse vor zwei Jahren.

Kaum würde man heute an der ältesten Steinbrücke Tschechiens, die seit dem 13. Jahrhundert die beiden Otava-Ufer in Pisek verbindet, erkennen, dass sie vor zwei Jahren mehrere Tage vollkommen unter Wasser stand und ihre Bögen gar nicht zu sehen waren. Mit riesiger Spannung wartete man damals darauf, dass das Wasser sinkt, um feststellen zu können, was es angerichtet hat. Dann kam die Erleichterung: der Strom hatte eine Engelstatue mitgerissen und das Steingeländer zerstört, die Brücke war jedoch stehen geblieben. Nach Pisek kam damals auch Peter Moree, der an der Evangelischen Theologischen Fakultät in Prag lehrt:

"Als es klar war, dass diese Überschwemmungen im Süden angefangen hatten und dann nach Prag kamen, habe ich gesagt, ich möchte gerne etwas tun. Und was kann man tun? Das weiß man von Prag aus nicht so ganz genau. Dann habe ich gesagt, ich werde dorthin fahren. Ich habe jemanden angerufen, ob ich dort schlafen kann. Dann bin ich mit dem Auto hin gefahren und eine Diakonieeinrichtung dort besucht. Sie haben mir gesagt, sie brauchten Hilfe beim Transport vom Trinkwasser, von verschiedenen Hilfsmitteln. Es war ganz einfach, aber sehr praktisch."

Peter Moree traf etwa zwei Tage, nachdem die Brücke schwer beschädigt wurde, in Pisek ein:

Brücke im Pisek
"Es gab dort noch Wasser, aber nicht mehr außer den Ufern. Die Schäden waren groß, aber man konnte schon arbeiten. In den Wohnvierteln wurde schon tüchtig gearbeitet.

Und die Atmosphäre jener Tage?

"Alle wollten wirklich helfen und jede Hilfe war willkommen. Es war eigentlich eine Beschlossenheit, dort etwas zu tun. Man hatte nicht ein Gefühl, wir schaffen es nicht. Die allgemeine Laune war eigentlich ziemlich gut."

Bereits kurz nach dem Absinken des Wassers konnte man mit der Rekonstruktion der Brücke beginnen. Sie kostete an die 5 Millionen Kronen und wurde überwiegend aus Spenden der Bürger finanziert. Die Statik wurde glücklicherweise nicht beschädigt. Man musste also einen neuen Pflaster legen, ein neues Geländer bauen, drei Barockstatuen renovieren und die Engelstatue mit dem Namen "Zeit zum Schweigen" zurückzubringen. Im April 2003 konnte die Brücke wieder geöffnet werden. Allerdings: Nach der ersten Begeisterung folgten auch die ersten Beschwerden der Bürger: Sie klagten, das neue Steingeländer sei krumm. Und sie hatten Recht. Die Brücke wurde nämlich nach ursprünglichen Projekten aus dem Mittelalter rekonstruiert. Und das Geländer war bereits im 13. Jahrhundert tatsächlich krumm.