Vertreter von Städten mit hussitischer Geschichte treffen in Tabor zusammen

Tabor, foto: Autorin
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Die südböhmischen Städte Tabor und Pisek, Bernau bei Berlin, die oberpfälzische Stadt Bärnau oder Konstanz am Bodensee. Auf den ersten Blick haben diese Städte nichts gemeinsam, sie teilen jedoch ein Stück Geschichte, sie alle tragen bestimmte Spuren der Hussitenbewegung, einer in Böhmen im 15. Jahrhundert entstandenen reformatorischen Strömung. Am kommenden Wochenende werden die Vertreter der so genannten "Hussitenstädte" zu einem historischen Festival nach Tabor kommen. Mehr von Martina Schneibergova.

Tabor,  foto: Autorin
An die hussitische Tradition ihrer Stadt werden die Bewohner von Tabor in den nächsten Tagen bereits zum 14.mal mit einem internationalen historischen Festival erinnern, das in Deutsch einfach als die "Taborer Treffen" bezeichnet wird. Zu den Feierlichkeiten waren in den letzten Jahren auch Vertreter von Städten eingeladen, die Mitglieder der so genannten "Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition" sind, wobei es sich bei den Spuren, die die Hussiten in einigen der Städte hinterließen nicht immer gerade um Positives gehandelt haben muss. In der 1998 gegründeten Vereinigung darf auch Konstanz am Bodensee, wo der böhmische Kirchenreformator Jan Hus 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, nicht fehlen. Die Beziehungen zwischen dem von den Nachfolgern von Hus gegründeten Tabor und Konstanz werden auf offizieller Ebene seit mehr als zwanzig Jahren gepflegt. Nach Einzelheiten fragte ich den Bürgermeister von Tabor, Frantisek Dedic:

Frantisek Dedic,  foto: Autorin
"Wir haben einerseits eine Partnerstadt in Deutschland, und zwar Konstanz. Aus Konstanz kommen schon traditionell Hunderte Besucher zu unseren Feierlichkeiten. Künstlerische Ensembles aus Konstanz gehören seit Jahren mit zum Kulturangebot der Taborer Treffen. Dasselbe kann man andererseits über andere so zu sagen befreundete Städte sagen, die Mitglieder der Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition sind. Mitglieder der Vereinigung sind sechs Städte in Deutschland und neun Städte in Tschechien. Sie alle hatten etwas mit der hussitischen Geschichte zu tun, sei es auf der Seite der Hussiten oder auf der Seite ihrer Feinde."

Dem Bürgermeister von Tabor zufolge handelt es sich bei der Zusammenarbeit in der Vereinigung um eine neue Dimension in den tschechisch-deutschen Beziehungen. An die Hussitenkriege bzw. den böhmischen Kirchenreformator Jan Hus wird nämlich in allen Städten der Vereinigung in irgendeiner Form erinnert. So wird beispielsweise im Rahmen der Burgfestspiele in Neunburg vorm Wald das Spiel "Vom Hussenkrieg" aufgeführt. In Bernau bei Berlin werden die so genannten "Hussitenfestspiele" organisiert. Die Bewohner von Tabor dürfen bei den Veranstaltungen in diesen Städten auch nicht fehlen. Bürgermeister Dedic dazu:

Tabor,  foto: Autorin
"Wenn in Deutschland die Hussitenfestspiele oder andere Festivitäten mit hussitischer Thematik stattfinden, reisen unsere Bürger auch wieder dorthin. Ich meine, dass die Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte ein einzigartiges tschechisch-deutsches Projekt darstellt, weil es sich nicht nur um eine Partnerschaft von zwei Städten, sondern um eine Zusammenarbeit von einem breiteren Spektrum von Städten handelt."

Abgesehen von den hussitischen Städten, wird Tabor demnächst auch einen Partnerschaftsvertrag mit der oberösterreichischen Stadt Wels schließen. Am bevorstehenden Festival in Tabor wird dem Bürgermeister zufolge schon das Ensemble Capella Ovilava aus Wels teilnehmen.