Stimmungsvoller Abschied – Rosický hört auf

Tomáš Rosický (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Mit einem großen Abschiedsspiel hat der „kleine Mozart“ seine aktive Karriere endgültig beendet.

Tomáš Rosický  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Die 18.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion von Sparta Prag skandierten „Tomáš Rosický“, und nicht einmal ein Gewitter und strömender Regen konnten sie abschrecken. Dabei war das Spiel am Samstag wegen des Unwetters erst mit einer Stunde Verspätung angepfiffen worden. Auch Tomáš Rosický war am Ende gerührt von der Treue seiner Anhänger:

„Ich möchte den Leuten gerne danken, dass sie es so lange hier ausgehalten haben, obwohl es nicht einfach war. Ich habe die Stimmung genossen, sie war wunderbar. Toll war auch, dass so viele meiner früheren Mitspieler gekommen sind, um mit mir zusammen die Begegnung zu bestreiten.“

Tomáš Rosický mit seinen Mitspielern  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Mit Rosický geht einer der besten tschechischen Fußballer der vergangenen 20 Jahre. Entsprechend war auch die Riege früherer Mitspieler, die der 37-Jährige nach Prag geladen hatte. Sie hatten mit Rosický entweder bei Sparta Prag, Borussia Dortmund, Arsenal London oder in der Nationalmannschaft zusammen gekickt. So liefen im Fußball-Team Tschechien unter anderem Petr Čech, Karel Poborský und Milan Baroš auf, im Team Welt wiederum Jens Lehmann, Cesc Fabregas und Robin van Persie. Die Partie endete 5:2 für die tschechische Auswahl. Den Schlusspunkt durfte Rosickýs kleiner Sohn mit einem eigenen Tor setzen, er heißt übrigens Tomáš wie der Vater:

„Das war toll, dass mein Sohn mit mir zusammen auf den Platz konnte. Meine ganze Familie hat mich ja die ganze Karriere lang immer unterstützt. Das Spiel war ein tolles Erlebnis.“

Dortmunds teuerster Einkauf

Matthias Sammer  (Foto: Harald Bischoff,  CC BY-SA 3.0)
Anlässlich des Karriereendes äußerte sich auch Matthias Sammer über seinen früheren Schützling. Der ehemalige deutsche Nationalspieler holte Rosický im Jahr 2001 zu Borussia Dortmund. Zuvor hatten die Scouts des Bundesligavereins den Jungstar von Sparta Prag beobachtet, wie Sammer in einem Telefoninterview gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte:

„Ich war dann auch in Tschechien bei einem Spiel. Danach haben wir ihn persönlich getroffen, zusammen mit Pavel Paska (Rosickýs Manager, Anm. d. Red.), Michael Zorc und seinen Eltern. Das waren die ersten Kontakte. Aber seine Fähigkeiten, seine Qualität am Ball, seine Genialität, seine Spielfreude und sein Dribbling sowie seine Übersicht waren schon sehr gut. Wir wussten natürlich, dass er sehr jung ist und wir auch alles für ihn gut organisieren mussten, damit er sich wohl fühlt. Ich war aber damals selbst auch sehr jung gewesen, als ich von Dresden weggegangen bin, und konnte ganz gut nachvollziehen, dass es ein großer Schritt war.“

Dortmund gewann den Transferpoker gegen die gesamte europäische Konkurrenz. Der BVB zahlte damals die Rekordsumme von 25 Millionen Euro, was heute niemanden mehr vom Hocker reißen würde. Aber Sammer findet, dass Rosický auch in der Rückbetrachtung das wert gewesen sei:

Tomáš Rosický mit seinem Sohn und Cesc Fabregas  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
„Qualität kostet eben etwas, sagt man in Deutschland. Das heißt, er war teuer, und es war ein großer Schritt, aber er hat die Menschen begeistert und er hat Erfolg gebracht. Und als er wegging, hat er dem Klub dann wieder Geld in die Kassen gespült. Dementsprechend war Tomáš Rosický für Borussia Dortmund in meinen Augen ein voller Erfolg – sportlich wie wirtschaftlich.“

Tomáš Rosický habe sich dann trotz seines Alters sehr schnell entwickelt. Auch wenn er – also Sammer – als Trainer manchmal vielleicht etwas zu viel gewollt habe. An den Künsten des „Mittelfeldmozarts“ gab es bald aber nichts mehr zu zweifeln.

„Ich finde, er war ein genialer, kreativer Spielmacher. Er war in der Lage, selbst Tore zu erzielen und in den Abschluss zu gehen. Aber noch größer war eigentlich sein letzter Pass, andere Mitspieler in Szene zu setzen, sie besser zu machen. Er war unglaublich ballsicher, seine Übersicht war überragend, er hatte immer den Kopf oben – und hat immer nach torgefährlichen Lösungen gesucht. Seine Dribblings waren unglaublich und seine Pässe auch mit dem Außenrist legendär“, so Sammer.

Legendäre Pässe mit dem Außenrist

Tomáš Rosický in Arsenal  (Foto: Ronnie Macdonald,  CC BY 2.0)
Mit Borussia Dortmund wurde Rosický 2002 Deutscher Meister und erreichte im gleichen Jahr das Uefa-Pokalfinale. Danach wechselte er 2006 zu Arsenal London. Mit dem Premier-League-Verein holte er zweimal den FA Cup. 2016 kehrte der Mittelfeldspieler in seine Heimat zurück. Ende vergangenen Jahres entschied sich Rosický auch wegen zahlreicher Verletzungen, seine aktive Karriere zu beenden. Bei einer Abschiedspressekonferenz betonte er, dass er herrliche Momente mit dem Fußball erlebt habe:

„Ohne zu überlegen, würde ich mich wieder für den Fußball entscheiden. Ich liebe das Spiel. Wenn ich auf dem Platz war, war ich in meinem Element. Ich habe nicht des Ruhmes wegen Fußball gespielt, denn ich habe sehr früh gemerkt, dass Ruhm vergänglich ist.“

Tomáš Rosický  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Allerdings bedauerte Rosický auch, dass er zuletzt seine Künste nicht mehr so zeigen konnte, wie er und alle anderen es gerne gewollt hätten.

„Ich habe nie feststellen können, wie gut ich hätte sein können. Ich habe immer gesagt, ein Fußballspieler ist im Alter zwischen 27 und 31 Jahren auf dem Zenit. Eben in diesem Alter habe ich wegen einer Sehnenverletzung 18 Monate lang pausiert. Bevor ich mich verletzte, habe ich mich in wirklich am besten in meiner ganzen Sportlerkarriere gefühlt.“

Damals spielte Rosický für Arsenal London, wegen der Verletzung verspasste er auch die Fußball-EM 2008. Insgesamt hat der zeitweilige Nationalmannschaftskapitän 105 Länderspiele für Tschechien absolviert und dabei 23 Tore geschossen.

Ex-Fußballer Matthias Sammer hat aber für Rosický einige beruhigende Worte, was die Zukunft anbetrifft:

„Ich möchte ihm sagen, dass die Fußballzeit natürlich eine phantastische Zeit war, aber dass das Leben auch nach der Karriere viele schöne Seiten hat. Er sollte das genießen und auf sein eigenes Gefühl hören, was er machen möchte – und dann die richtige Entscheidung treffen.“

Seit Dezember ist Tomáš Rosický in das Management von Sparta Prag eingebunden.